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Im Namen der Engel: Die überirdischen Fälle der Bree Winston 1 (German Edition)

Im Namen der Engel: Die überirdischen Fälle der Bree Winston 1 (German Edition)

Titel: Im Namen der Engel: Die überirdischen Fälle der Bree Winston 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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und bedrohlich auf und ab, als atme eine gigantische Kreatur ein und aus. Die dunkelhaarige Frau mit den hellen Augen war verschwunden. Die Schreie der Sterbenden waren so schwach, dass sie kaum noch zu hören waren. Sie nahm sie aber trotzdem wahr, aufgrund der übernatürlichen Schärfung ihrer Sinne, die es ihr auch gestattete, das Rauschen riesiger Flügel zu hören.
    Sascha knurrte und ließ sich auf den Fußboden sinken.
    Der Kormoran ist auf dem Weg hierher.
    Ohne nachzudenken schnappte sich Bree den ersten schweren Gegenstand, der ihr in die Hand kam – eine chine sische Pferdefigur aus Bronze. Sie holte aus und schleuderte die Figur gegen das Gemälde.
    Es knackte, und blasses gelbes Licht spritzte auf.
    Mit einem Windstoß verschwand die Vision wieder.
    Das Licht im Wohnzimmer wurde angeschaltet.
    Plötzlich fand sich Bree unter vertrauten Dingen wieder. Bis auf die vom Kaminsims stammenden Marmorsplitter auf dem Teppich und die eingebeulte Pferdefigur aus der Tang-Dynastie erinnerte nichts mehr an das, was sie gesehen hatte.
    Hinter ihr erklang Antonias Stimme. »Es reicht dir wohl nicht, dass du mich mitten in einer Naturkatastrophe hast sitzen lassen, wie? Jetzt musst du auch noch das Wohnzimmer verwüsten, oder was?« Sie kam hereinmarschiert, warf sich aufs Sofa und starrte zur Decke. »Ich glaube, Bree, du bist total ausgeflippt.«
    Bree stand wie angewurzelt da. Ihr ganzer Körper war eisig kalt. Sascha stupste sie gegen die Hüfte und schob seine Schnauze unter ihre Hand. Automatisch kraulte sie ihm die Ohren; dann sank sie mit zitternden Knien auf den Stuhl neben dem Kamin.
    »Bree? Hast du gehört, was ich gesagt habe? Du hast geschworen, du hättest es aufgegeben, Leute zu schlagen. Ich meine, dieser Dreckskerl hat es natürlich nicht anders verdient … aber du hast das ganze Restaurant demoliert!« Sie kicherte in sich hinein. »War allerdings auch verdammt eindrucksvoll.«
    »Ja«, flüsterte Bree.
    Irgendetwas in ihrer Stimme alarmierte ihre Schwester. Antonia setzte sich auf und sah Bree besorgt an. »Hey! Ich hab doch nur aus Spaß gesagt, dass du ausgeflippt bist. Du siehst ja richtig gespenstisch aus.« Sie sprang auf und rang die Hände. »Soll ich dir was holen? Vielleicht ein Glas Wasser?« Sie ging in Richtung Telefon. »Oder soll ich den Notarzt kommen lassen?« Ihre Stimme zitterte. »Bree, du jagst mir langsam Angst ein.«
    »Nein.« Brees Kehle war wie zugeschnürt. Sie räusperte sich und sagte laut: »Nein. Mir geht’s bestens.« Sie fuhr sich mit den Händen durchs Haar. »Ich werd ins Bett gehen. Ich möchte über das alles nicht sprechen.«
    Antonia biss sich auf die Unterlippe. »Okay«, erwiderte sie nervös.
    Bree stand auf. Sie fühlte sich, als sei sie hundert Jahre alt.
    »Kann ich dir irgendwie helfen?«
    Bree schüttelte den Kopf. »Ich will nur …«
    »Nur was?«
    Bree sah sie verzweifelt an. »Ich will nur, dass die Dinge einen Sinn ergeben.«
    Antonia erbleichte. Bree wurde plötzlich klar, dass ihre kleine Schwester nicht ganz so tough war, wie sie gern tat. Sie atmete tief durch. Und mit einer gewaltigen Kraftanstrengung gelang es ihr endlich, entspannt zu wirken. Sie setzte sich wieder, schlug die Beine übereinander und sagte dann, während sie sich so ungezwungen wie möglich zu geben versuchte: »Sieht so aus, als hätte ich Payton eine gründliche Abreibung verpasst, was?«
    Antonia lächelte zaghaft. »Kann man wohl sagen!«
    »Was ist aus Miss Hängebrücke 2007 geworden?«
    Antonia kicherte. »Wer weiß? Wahrscheinlich hat sie die Beine in die Hand genommen und ist inzwischen schon fast in Topeka.«
    Bree nickte lächelnd.
    Alles würde gut werden.
    Alles musste gut werden.

Und unser Leben hier gleicht einer dunklen Ebene,
Wo Heere blindlings aufeinanderstoßen,
Im Wirrsal mal zum Kampf sich wendend, mal zur Flucht.
    Matthew Arnold, »Am Strand von Dover«
    Bree faltete die Mittwochsausgabe des Savannah Daily sorgfältig zusammen und warf sie in den Eimer für Altpapier.
    Dann überlegte sie es sich jedoch anders, holte die Zeitung wieder heraus und legte sie auf die Truhe, die in ihrem neuen Büro als Couchtisch diente. Sie hatte noch nicht die Zeit gefunden, sich anderen Lesestoff zu besorgen, sodass der Deckel der Truhe erbärmlich kahl aussah. Glücklicherweise ging aus dem kurzen Zeitungsartikel mit der Überschrift »Seltsamer Zusammenstoß verwüstet Huey’s« nicht hervor, dass sie die Frau gewesen war, die das alles ausgelöst hatte,

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