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Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Titel: Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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hättest du gern die Namen zu diesen Gesichtern?«
    »Eine großartige Beschreibung kann ich leider nicht liefern«, sagte Rebus entschuldigend. »Sie waren sonnengebräunt, und einer von ihnen hieß Jacko. Ich glaube, sie sind aus dem Südosten.«
    Hogan überlegte einen Moment. »Mal sehen, was ich tun kann.«
    »Aber nur, wenn du dabei unter dem Radar bleibst, Bobby.«
    »Keine Sorge, John. Ich hab dir doch gesagt, das hier ist mein Laden.« Wie zur Bestätigung legte er eine Hand auf Rebus’ Arm.
    Rebus nickte zum Dank und beschloss, dass es nicht an ihm war, die Seifenblase seines Freundes zum Platzen zu bringen …
     
    Siobhan hatte ihre Suche eingegrenzt. Sie war letztlich nur an Bildmaterial von den Gardens interessiert, und das auch nur innerhalb einer Zeitspanne von dreißig Minuten. Trotzdem gab es über tausend Fotos anzuschauen und dazu noch Filme aus einem Dutzend verschiedener Blickwinkel. Das Material der Überwachungskameras und die Videos und Standfotos, die Demonstranten und Zuschauer aufgenommen hatten, waren darin noch gar nicht enthalten.
    »Dann sind da noch die Medien«, hatte man ihr gesagt. BBC News, ITV, Channel 4, Channel 5 und außerdem Sky und CNN. Ganz zu schweigen von den Pressefotografen der größten schottischen Zeitungen.
    »Fangen wir mit dem Material hier an«, hatte sie gesagt.
    »Da ist ein Kabuff, das Sie benutzen können …«
    Sie dankte Rebus fürs Herbringen und meinte, er solle jetzt ruhig nach Hause fahren. Sie würde schon irgendwie nach Edinburgh zurückkommen.
    »Wollen Sie die ganze Nacht hierbleiben?«
    »Vielleicht dauert’s ja nicht so lang.« Vielleicht aber doch, wussten beide. »Die Kantine hat rund um die Uhr geöffnet.«
    »Und Ihre Eltern?«
    »Da fahre ich gleich morgen früh hin.« Sie hielt inne. »Wenn Sie mich entbehren können …«
    »Das werden wir dann sehen, o.k.?«
    »Danke.« Und dann umarmte sie ihn, ohne genau zu wissen, warum. Vielleicht bloß, um etwas Menschliches zu spüren, mit der ganzen langen Nacht vor sich.
    »Siobhan … Nehmen wir mal an, Sie finden ihn, was dann? Er wird sagen, dass er nur seine Arbeit getan hat.«
    »Ich werde den Beweis dafür haben, dass dem nicht so ist.«
    »Wenn Sie es zu weit treiben …«
    Sie nickte lächelnd und zwinkerte ihm zu. Gesten, die sie von ihm gelernt hatte und die er immer dann einsetzte, wenn er vorhatte, über eine Grenze zu gehen.
    Ein Zwinkern und ein Lächeln, dann war sie weg.
     
    Jemand hatte ein großes Anarchistenzeichen auf die Tür der Abteilung C im Polizeipräsidium am Torphichen Place gemalt. Es war ein altes, zerbröckelndes Gebäude, die Atmosphäre dort doppelt so angespannt wie am Gayfield Square. Draußen sammelten Straßenkehrer Trümmer, zerbrochenes Glas, Ziegel- und Pflastersteine sowie Fastfoodschachteln ein.
    Der Sergeant am Tresen betätigte den Türöffner und ließ Rebus herein. Einige der Demonstranten aus der Canning Street waren zur Vernehmung hergebracht worden. Sie würden die Nacht in Zellen verbringen, die man zu diesem Zweck freigemacht hatte. Rebus stellte sich lieber nicht vor, wie viele Junkies und Taschendiebe gerade die Straßen von Edinburgh unsicher machten, nachdem sie aus den ihnen zustehenden Arrestzellen hinausgeworfen worden waren. Der Dienstraum des CID war lang und schmal und immer von dem schwachen Geruch menschlicher Ausdünstungen erfüllt, etwas, was Rebus auf die regelmäßige Anwesenheit von DC Ray »Rat-Arse« Reynolds zurückführte. Der hing jetzt auf seinem Stuhl, die Füße über Kreuz auf dem Schreibtisch vor ihm, mit offener Krawatte und einer Dose Lager in der Hand. An einem anderen Schreibtisch saß sein Chef, DI Shug Davidson. Davidson hatte seine Krawatte gar nicht mehr um, schien aber noch zu arbeiten, jedenfalls hackte er mit zwei Fingern auf seine Computertastatur ein. Die Dose Lager neben ihm war noch ungeöffnet.
    Reynolds bemühte sich erst gar nicht, einen Rülpser zu unterdrücken, als Rebus den Raum betrat. »Da kommt ja unser Rächer der Enterbten!«, rief er, als er ihn erkannte. »Wie ich höre, sind Sie in der Nähe des G8-Gipfels ungefähr so willkommen wie die Clowns-Armee.« Dennoch prostete er ihm mit seiner Bierdose zu.
    »Das geht mir richtig zu Herzen, Ray. War ziemlich hektisch, oder?«
    »Wir müssten ganz schön Zulagen bekommen.« Reynolds hielt ein frisches Bier hoch, aber Rebus schüttelte den Kopf.
    »Sie zieht’s wohl dahin, wo was los ist?«, fügte Davidson hinzu.
    »Muss mit Ellen sprechen«,

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