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Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Titel: Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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sie je getroffen hatte.
    »Ich erinnere mich an den Fall«, war alles, was sie sagte.
    »Vicky Jensen?« Sie nickte langsam. »Haben Sie daran gearbeitet?«
    Ein Kopfschütteln. »Aber ich bin froh, dass er tot ist. Zeigen Sie mir sein Grab, und ich führe einen Freudentanz auf.«
    »Edward Isley und Trevor Guest sind auch tot.«
    »Hören Sie, John, ich hab lediglich etwas in einem Blog geschrieben … hab Dampf abgelassen.«
    »Und jetzt sind drei von den Männern, die auf der Website standen, tot. Durch einen Schlag auf den Kopf und eine Überdosis Heroin. Sie haben Mordfälle bearbeitet, Ellen … Was sagt Ihnen diese Vorgehensweise?«
    »Jemand mit Zugang zu harten Drogen.«
    »Sonst noch was?«
    Sie überlegte einen Augenblick. »Sagen Sie’s mir.«
    »Der Mörder wollte den Opfern nicht von vorn gegenübertreten. Vielleicht weil sie größer und stärker waren. Wollte sie letztlich aber auch nicht leiden lassen – ein ordentlicher K.o. und dann die Spritze. Klingt das für Sie nicht nach einer Frau?«
    »Wie finden Sie den Tee, John?«
    »Ellen …«
    Sie schlug mit einer Handfläche auf den Tisch. »Wenn sie auf der Website standen, waren sie echte Drecksäcke … Sie dürfen nicht erwarten, dass ich Mitleid mit ihnen habe.«
    »Und wie sieht es mit der Ergreifung des Mörders aus?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Wollen Sie, dass er davonkommt?«
    Wieder starrte sie in die Dunkelheit. Der Wind rauschte in den nahe gelegenen Bäumen. »Wissen Sie, was wir heute hatten, John? Wir hatten einen Krieg, eindeutig – hier die Guten, da die Bösen …«
    Erzähl das mal Siobhan, dachte Rebus.
    »Aber so ist es nicht immer, stimmt’s?«, fuhr sie fort. »Manchmal verschwimmt die Grenze.« Sie wandte sich ihm zu. »Keiner dürfte das besser wissen als Sie, bei den vielen Abkürzungen, die ich Sie habe nehmen sehen.«
    »Ich gebe ein lausiges Rollenmodell ab, Ellen.«
    »Vielleicht, aber Sie haben vor, ihn zu finden, stimmt’s?«
    »Ihn oder sie. Deshalb brauche ich eine Aussage von Ihnen.« Sie machte den Mund auf, um zu protestieren, aber er hob eine Hand. »Sie sind die Einzige, die ich kenne, die auf diese Website gegangen ist. Die Jensens haben sie aus dem Netz genommen, sodass ich nicht mehr sagen kann, worin ihr Inhalt bestand.«
    »Sie wollen, dass ich Ihnen helfe?«
    »Indem Sie mir ein paar Fragen beantworten.«
    Sie lachte leise und unwirsch auf. »Wissen Sie, dass ich später zum Gericht muss?«
    Rebus zündete sich noch eine Zigarette an. »Warum Cramond?«, fragte er. Sie schien erstaunt über den Themenwechsel.
    »Es ist ein Dorf«, erklärte sie. »Ein Dorf innerhalb einer Stadt – das Beste von beiden Welten.« Sie hielt inne. »Hat die Vernehmung schon begonnen? Ist das Ihre Art, mich einzulullen?«
    Rebus schüttelte den Kopf. »Hab mich nur gefragt, wer auf die Idee gekommen ist.«
    »Es ist mein Haus, John. Denise ist bei mir eingezogen, nachdem sie …« Sie räusperte sich. »Ich glaube, ich habe eine Mücke verschluckt«, sagte sie entschuldigend. »Nach ihrer Scheidung, wollte ich sagen.«
    Rebus quittierte diese Erklärung mit einem Kopfnicken. »Ist ja auch ein friedliches Fleckchen, das muss man Ihnen lassen. Hier draußen kann man leicht seinen Job vergessen.«
    Das Licht aus der Küche fing ihr Lächeln ein. »Ich habe das unbestimmte Gefühl, dass es bei Ihnen nicht wirken würde. Ich glaube, Sie brauchen mindestens einen Vorschlaghammer.«
    »Oder ein paar davon«, konterte Rebus und deutete mit dem Kopf auf eine Reihe leerer Weinflaschen, die unter dem Küchenfenster aufgereiht waren.
     
    Auf dem Rückweg in die Stadt nahm er sich Zeit. Er liebte die Stadt bei Nacht, die Taxis und bummelnden Fußgänger, den warmen Schein der Straßenlaternen, verdunkelte Geschäfte, Wohnungen mit zugezogenen Vorhängen. Es gab Orte, die er aufsuchen konnte: eine Bäckerei, den Empfang eines Nachtportiers, ein Kasino – Orte, an denen er bekannt war und wo Tee gekocht und der neueste Tratsch ausgetauscht würde. Vor Jahren hätte er auf ein Schwätzchen mit den Prostituierten in der Coburg Street anhalten können, von denen die meisten inzwischen entweder weggezogen oder gestorben waren. Und auch wenn er nicht mehr da war, Edinburgh würde bleiben. Genau diese Szenen würden sich weiterhin abspielen, ein endlos aufgeführtes Stück. Killer würden gefasst und bestraft, andere weiterhin frei herumlaufen. Die Welt und die Unterwelt, ein Nebeneinander durch die Generationen hindurch. Bis zum Ende der

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