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Im Namen des Kreuzes

Im Namen des Kreuzes

Titel: Im Namen des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Probst
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fiel ihm um den Hals.
    Das ist nicht wahr, dachte Schwarz, sie kriegt doch ihr eigenes Leben kaum in den Griff. Wenigstens verstand er jetzt, was es mit der radikalen Umgestaltung ihres Zimmers auf sich hatte: Luisa – ferngesteuert vom Nestbautrieb der werdenden Mutter. Ach, du Scheiße.
    »Wann ist es denn so weit?«
    »Ich bin im vierten Monat. Und deine nächste Frage kann ich dir auch schon beantworten. Ich weiß nicht, wer der Vater ist. Also, ich bin mir nicht ganz sicher, weil es gewisse Überschneidungen gegeben hat.«
    »So was kann man doch testen.«
    »Das mache ich aber nicht, weil ich mit den Typen nichts mehr zu tun haben will. Gar nichts mehr.«
    Schön, dachte Schwarz, dass ich so sanft darauf vorbereitet werde, in einem halben Jahr Alimente zu zahlen. Aber er sagte nur: »Glückwunsch.«
    »Danke. Jetzt verstehst du sicher, warum ich so emotional auf deine Geschichte mit Eva reagiert habe. – Hallo, Eva!«
    Sie winkte Richtung Wagen, und Eva winkte freundlich zurück.
    »Ja, die Hormone können einen ganz schön beuteln«, sagte Schwarz und überlegte, ob Eva sich wohl freuen würde, wenn er ihr verriet, dass sie quasi Tante wurde. Im nächsten Moment wurde ihm schwindlig, und er musste sich an der Hausmauer abstützen.
    »Papa, was ist denn?«
    »Alles in Ordnung, Liebes. Es ist nur die Freude.«
    Von wegen, Freude. Ein Albtraum war das. Eva würde nicht quasi Tante , sondern quasi Oma werden, weil er eindeutig Großvater wurde. Das darf sie nie erfahren, dachte Schwarz, auf gar keinen Fall. Es wäre das Ende für uns, bevor es überhaupt richtig angefangen hat. Eva mag an einem Vaterkomplex leiden, einen Großvaterkomplex hat sie ganz bestimmt nicht.
    »Verzeihst du mir, Papa?«
    »Ich war dir nie richtig böse.«
    »Und freust du dich auch ein bisschen auf das Baby?«
    »Ja, natürlich.«
    Er warf einen Kontrollblick Richtung Wagen und sah, dass Eva auf ihre Uhr deutete.
    »Ich möchte dich nur um eines bitten, Luisa.«
    Seine Tochter sah ihn mit ihrem neuen, matt glänzenden Blick fragend an.
    »Kannst du es noch eine Weile geheim halten?«
    »Vor Eva? Warum?«
    »Sie wird überglücklich sein, aber … sie ist überfallen worden. Ich glaube, momentan wäre das einfach zu viel für sie.«
    »Überfallen? Trägt sie deswegen das Kopftuch?«
    »Ja, aber mach dir keine Gedanken. Es ist alles gut.« Er nahm Luisa in den Arm und streichelte ihr die Wange. »Es wird sicher ein ganz wunderbares Baby, und du wirst eine tolle Mutter.«
    Ich bin ein widerlicher Heuchler, dachte Schwarz, als er zu Eva in den Wagen stieg. Und das Schwindeln musste noch weitergehen, denn natürlich wollte sie wissen, was mit Luisa los sei.
    »Ach«, sagte er, »es ist immer dasselbe. Sie kriegt einfach keine längere Beziehung hin.«
    »Und wer verlangt das von ihr?«
    Schwarz sah Eva überrascht an.
    »Ja, was soll schlecht an einer Beziehung sein, die nach einer gewissen Zeit endet? Es geht doch um Qualität und nicht um Dauer.«
    »Klar«, sagte Schwarz, obwohl er Evas entspannte Haltung nicht wirklich begrüßte. War es nicht so, dass alle Lust Ewigkeit wollte? Und alle Liebe sowieso? Und, wenn kein Verlangen nach Ewigkeit da war, bedeutete das nicht, dass es gar keine richtige Liebe war? Aber vielleicht war Evas Einstellung einfach ihrem Alter geschuldet?
    Ja, das war sie vermutlich.
    Ihn hatte damals weder die Dauer noch die Qualität, sondern allein die Anzahl seiner Affären interessiert. Er führte Buch und war stolz, wenn er wieder eine Susi streichen und durch eine Sabine ersetzen konnte. Da konnte er ja froh sein, dass Eva charakterlich schon deutlich weiter war.
    Sie waren kurz vor der Donnersberger Brücke, als sie ihn aus seiner Grübelei riss.
    »Ich habe Angst.«
    »Wovor denn?«
    »Angst um dich. Willst du wirklich zu diesem Perfall gehen, wenn er zur Militia gehört?
    »Ja sicher, gerade deswegen.«
    Sie warf ihm einen flehenden Blick zu. »Anton, die haben zwei Leute umgebracht.«
    »Was soll mir denn im Ordinariat passieren? Um diese Tageszeit sind dort alle Büros besetzt. Wenn einer Angst haben muss, dann Perfall.«
    »Perfall?«
    »Ja, klar, dass seine Identität auffliegt.«
    »Aber die kennt die Kirche ja vielleicht längst? Womöglich haben die bewusst einen Militia -Mann als Sonderermittler engagiert?«
    »Unwahrscheinlich.«
    »Und was will er von dir?«
    Schwarz zuckte mit den Schultern. »Rausfinden, was ich weiß.«
    »Oder dich ausschalten, weil du zu viel weißt.«
    »Dann hätte er

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