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Im Namen des Kreuzes

Im Namen des Kreuzes

Titel: Im Namen des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Probst
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mich an einen anderen Ort bestellt. Mach dir keine Sorgen, Eva.«
    »Wenn du meinst?« Sie lächelte unsicher.
    An der Nordseite des Hauptbahnhofs setzte heftiger Platzregen ein. Die Wischer hatten keine Chance gegen den Sturzbach, der sich über die Scheibe ergoss.
    »Ich sehe gar nichts mehr«, sagte Eva.
    »Ich kenne den Weg blind. Jetzt ordnest du dich links ein, und dann fährst du gleich wieder rechts.«
    »Deine Verantwortung«, sagte Eva und setzte den Blinker.
    Schwarz erinnerte sich, wie er zum ersten Mal mit ihr gefahren war. Es hatte ihn ziemlich nervös gemacht, dass sie Gas und Bremse mit den Händen betätigt, gleichzeitig jeden Satz mit großen Gesten unterstrichen und schließlich auch noch zum Handy gegriffen hatte.
    Jetzt blieb er merkwürdigerweise ruhig, obwohl sie fast im Blindflug unterwegs waren.
    Bei mir ist es eindeutig Liebe, dachte er, und ich hoffe sehr, bei ihr auch.
    Durch die Regenwand zeichnete sich diffus die Silhouette des Künstlerhauses ab.
    »Hier rechts«, sagte Schwarz.
    Eva brachte ihn bis fast vor die Stufen des Doms.
    »Kann ich nicht mitkommen?«
    Schwarz schüttelte den Kopf. »Es dauert sicher nicht lang.«
    »Was mache ich, wenn du in zwanzig Minuten nicht wieder auftauchst?«
    »Ich rufe dich an, wenn es länger dauert.«
    »Und wenn du nicht anrufst?«
    »Ach, Eva.« Er drückte ihr gerührt einen Kuss auf die Lippen und stieg aus.
    Wegen des starken Regens war der Platz vor dem Dom menschenleer. Sogar die sonst unerschütterlichen japanischen Touristen hatten sich in die umliegenden Lokale geflüchtet.
    Schwarz spürte, wie Hemd und Hose sich mit Wasser vollsogen. Er ging links am Dom vorbei und steuerte auf das Gebäude des Ordinariats zu, als ihm ein Mann mit einem Regenschirm in den Weg trat.
    Perfall.
    Oder eigentlich Tramin, aber Schwarz hatte sich an das Pseudonym gewöhnt und blieb dabei.
    »Gott, Sie Ärmster. Kommen Sie schnell unter meinen Schirm.«
    »Danke, Herr Perfall.«
    Sie gingen die paar Meter zum Eingang schweigend nebeneinander her, dann klappte Perfall den Regenschirm zusammen, zückte einen Schlüssel und öffnete die Tür.
    »Bitte, nach Ihnen.«

45.
     
    Schwarz stand im Flur und hörte das Schloss mit einem Klicken einrasten, das ihm als nebenberuflichem Wachmann sofort signalisierte, dass die Tür nur über den Summer zu öffnen war.
    In diesem Moment erreichte mit einiger Verspätung ein
    Bild sein Gehirn. Es zeigte das vergoldete Türschild: Erzbischöfliches Ordinariat. Öffnungszeiten tägl. 10 – 13 und 14 – 17 Uhr. Außer Sa und So.
    Aber das Schild hatte zur Tür links daneben gehört.
    Sie waren gar nicht im Ordinariat. – Sie waren auch schon bei ihrem ersten Treffen im Nachbarhaus gewesen.
    Schwarz versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Er war sich nicht sicher, ob ihm das gelang. Perfalls Miene verriet nichts. Er deutete auf eine Tür im Erdgeschoss.
    »Wir nehmen das Konferenzzimmer. Es ist heute frei.«
    Ein nüchterner, weiß tapezierter Raum mit einem hellen, kunststoffbeschichteten Tisch, darauf eine Telefonanlage und ein Laptop. Acht Stühle. Künstliches Licht. Die kleinen Fenster im oberen Raumdrittel waren mit schwarzen Rollos abgedichtet. Ein Aktenschrank aus Metall.
    Schwarz hätte gewettet, dass er leer war, denn dieser Raum wurde offensichtlich nicht durchgehend genutzt, sondern tageweise vermietet. Gewisse, oft dubiose, Geschäftsleute zogen für ihre Verhandlungen solche diskreten Orte dem üblichen Angebot der Hotels vor.
    Perfall öffnete einen kleinen Kühlschrank.
    »Was haben wir denn da? Orangensaft, Mineralwasser, Apfelsaft? Was möchten Sie?«
    »Nichts, danke.«
    »Ach, jetzt habe ich Ihr Bier vergessen. Soll ich noch welches kommen lassen?«
    »Nein, das ist nicht meine Zeit, danke.«
    Schwarz wählte einen Stuhl mit Blick zur Tür. Perfall setzte sich ihm gegenüber.
    »Es ist leider nicht sehr gemütlich hier, aber das passt ja zu unserer Geschichte.« Er seufzte etwas zu pathetisch und musterte ihn.
    »Mein Gott, Sie sind ja wirklich triefnass. Ich hole Ihnen ein Handtuch.«
    Schwarz hielt ihn nicht zurück. Er wartete, bis Perfall den Raum verlassen hatte und ließ den Blick schweifen. Für den Ernstfall war es nicht schlecht, wenn er wusste, wo sich der Türöffner befand.
    Unter einem der Lichtschalter? Nein. Neben dem Aktenschrank?
    Da kehrte Perfall schon mit einem Packen Papiertücher zurück.
    Schwarz bedankte sich und tupfte Stirn und Nacken ab.
    »So, und jetzt reden wir mal

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