Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)
spürt, wie Axel den Raum neben ihr einnimmt.
»Ja, aber du musst wissen, seine Magie …«
»Ich brauche seine Magie nicht.« Rasch fegt sie meinen Einwand beiseite. »Ich brauche seine Entschlusskraft. Es sind unsere Geistführer, die es uns gestatten, Heilungen durchzuführen. Ich mache die Magie nicht, nieta . Ich diene nur als Kanal für ihre wohlwollende Energie. Du und Axel liebt Dace beide. Das steht fest. Und da Liebe die stärkste Kraft im Universum ist, müsst ihr euch beide auf diese Liebe konzentrieren, während ich die Heilungsenergie auf Dace und seine Wunden übertrage.« Sie sieht mich kurz an. »Ein Soul Seeker hat immer etwas, mit dem er arbeiten kann, nieta . Selbst in den trübsten Zeiten. Manchmal braucht es nur Entschlusskraft.«
»Manchmal? Du meinst wie diesmal, oder?«
Meine Stimme klingt schrill, übertrieben ängstlich und fleht nach der Art von Zusicherung, die Paloma einfach nicht geben kann. Stattdessen bedeutet sie mir, Axels Hand zu nehmen, doch zunächst zögere ich. Die Zwillinge sind auf undurchschaubare Weise miteinander verbunden, was heißt, dass Energie, die Dace zugeführt wird, auch Cade zugutekommt. Doch auf ein strenges Nicken von Paloma hin schließe ich schon bald Axels Finger in meine, presse die Augen fest zu und projiziere all die Liebe, die ich in meinem Herzen habe, in Dace und seinen reglosen Körper.
Achtundzwanzig
Dace
E ine angenehme Wärmewelle wandert von meinem Scheitel bis ganz nach unten zu meinen Fußsohlen. Umfängt mein Äußeres so gründlich, wie sie mein Inneres überschwemmt.
Mühsam hebe ich den Kopf, da ich die Quelle dieser Wärme sehen will. Zwei Paar Hände schweben über meinem Körper, eines davon hat leuchtende Handflächen.
»Fast geschafft, warte nur …«, sagt eine vertraute Stimme, während ein Elektroschock durch mich saust. Der Strom ist so stark, dass mein Kopf hin und her schleudert, meine Hände sich unwillkürlich zu Fäusten ballen und mein Körper unter einer derart intensiven Hitze verkrampft, dass ich nicht weiß, ob ich das aushalte.
Doch sofort danach wird mein Körper kühl und schlaff, die Hände entfernen sich, und jemand sagt zögerlich: »Dace? Alles okay?«
Ein zarter Finger fährt mir über die Wange, und ich öffne die Augen und sehe ein schönes Mädchen mit strahlend grünen Augen, das sich fest auf die Unterlippe beißt.
Der Anblick allein genügt mir, um vom Tisch zu springen und mich in ihre Arme zu werfen. Ich halte sie ganz fest. Muss all meine Sinne mit ihr erfüllen. Brauche die Gewissheit, dass sie wirklich da ist. Dass ich sie nicht nur träume.
Ich lege ihr eine Hand um den Hinterkopf und bade meine Finger in ihren seidenweichen Haaren. So lange habe ich mich nach ihr verzehrt. Gefürchtet, unser Wiedersehen würde nie kommen. Doch jetzt, wo ihr Gesicht an meinem Hals liegt und ich ihren süßen Duft atme, besteht kein Zweifel mehr daran, dass sie wirklich da ist. Sich ebenso verzweifelt an mich klammert wie ich mich an sie.
Unsere Liebe ist gleich ernst – gleich tief.
Oder ist das nur eine Erinnerung, die ich in meinem Innersten gespeichert habe?
Als würde sie die Veränderung spüren, macht sich Daire als Erste los. Und von dem Moment an, als sie mir in die Augen sieht, lässt sich die Wahrheit nicht mehr leugnen.
Ich bin noch immer seelenlos.
Und ohne Seele kann ich das Erlebnis nicht voll erfassen.
Ich kann sie sehen. Spüren. Aber es ist, als geschähe es jemand anders.
Als würde ich es aus der Ferne beobachten.
Als schwebte zwischen uns eine unsichtbare Barriere.
Als würde ich eine Checkliste mit Gefühlen abarbeiten, die ich haben sollte, statt sie tatsächlich zu empfinden.
Ihr Blick ist dunkel und bohrend. Sucht eine Substanz, die nicht mehr vorhanden ist.
Der Ort, wo meine Seele einst wohnte, ist nun eine weite, öde Leere.
Doch mein Herz schlägt weiter. Und genau wie zuvor schlägt es nur für sie.
Momentan ist das alles, was ich habe.
Es wird reichen müssen.
»Wie fühlst du dich?« Sie blinzelt den Kummer weg und legt mir zögernd eine Hand auf die Wange.
»Geheilt.« Ich ringe mir ein Grinsen ab, um es zu beweisen.
Sie erwidert es mit einem aufmunternden Blick. Ihre Lippen teilen sich, und sie will gerade noch etwas sagen, als es an der Haustür poltert und Chepi ins Zimmer gestürmt kommt, gefolgt von den anderen Stammesältesten.
Mit Tränen in den Augen stürzt meine Mutter auf mich zu. Sie vergräbt mich tief in ihren Armen und murmelt unablässig
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