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Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)

Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)

Titel: Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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ich Daires nervöse Anwesenheit neben mir ebenso wie Phyres Blick, der immer gelangweilter wird.
    »Tja, es wird interessant sein, das herauszufinden«, säuselt sie. »Echt super, die Gelegenheit zu haben, in euch beide hineinschauen zu können. Eigentlich sogar eine echt einmalige Gelegenheit.«
    Sie senkt die Fackel, und mit letzter Kraft flehe ich sie an: »Phyre, hör auf!«
    Mit großen Augen sieht sie mich an.
    »Das bist nicht du.«
    »Du kennst mich doch gar nicht.«
    »Du bist das Mädchen, das das Nest mit den verlassenen Spatzenjungen gefunden und sofort ein provisorisches Vogelwaisenhaus gebaut hat, um sie unterzubringen und sie aufzupäppeln. Weißt du noch?«
    Ihr Körper erstarrt, und sie reibt die Lippen aufeinander, und ich spüre, dass ich es geschafft habe, zu ihr durchzudringen.
    »Du hast sie aufgenommen und sie mit einem Fläschchen für Augentropfen gefüttert. Hast versucht, ihnen mit einem Papierflugzeug, das ich gebastelt habe, fliegen beizubringen.«
    »Zwei von ihnen sind gestorben.«
    »Aber die anderen beiden haben überlebt.«
    Sie lockert ihren Griff um die Fackel.
    »Das hast du getan, Phyre. Du hast diese Vögel gerettet. Weil dir etwas an ihnen lag. Weil du das Leben als das wundervolle Geschenk geschätzt hast, das es ist. Das tust du immer noch. Du hast dich nicht so sehr verändert, wie du vorgibst.«
    Auf ihren Wangen glitzern Tränen, doch ihre Mundwinkel heben sich, als ihre traurig schimmernden Augen meinen begegnen. »Glaubst du das wirklich?«, fragt sie. Ihre Stimme klingt weich, und ihre Willenskraft bröckelt.
    »Natürlich glaube ich das«, flüstere ich und schleppe mich zu ihr. »Na komm.« Ich strecke eine müde Hand nach ihr aus. Und als sie es zulässt, als sie mich nicht wegstößt, nutze ich den letzten Rest meiner Kraft, um die Fackel wegzuschieben. »Du musst das nicht tun«, sage ich erneut, ehe ich die Fackel hinter mich werfe, wo sie protestierend aufzischt und rasch vom Schnee gelöscht wird.
    Ich streife die Jacke ab und ziehe sie über den Kopf. Bereit, durch die Flammen zu stürmen und meine Seele zurückzuholen, als Phyre mich am Arm packt und mich mit hartem Blick ansieht. »Ich hatte gehofft, ich könnte dich mit einem Kuss retten – aber du hast mich nie nahe genug rangelassen. Deshalb bleibt mir jetzt keine Wahl mehr. Feuer ist das Einzige, was deine verlorene und beschädigte Seele erlösen kann.«
    Sie saugt ihre Lunge voller Luft und atmet mit aller Kraft aus. Als die schiere Wucht ihres Atems auf die Flammen trifft, explodieren sie zu einem flammenden Inferno, das die Rautenhülle zum Einsturz bringt, während ich umgeworfen werde und unsanft gegen einen Schneehaufen pralle.
    Mir wird schwarz vor Augen.
    Daire schreit auf.
    Und der Pflock fällt ungebremst auf meine Seele herab.

Fünfunddreißig

    Daire
    D ace stürzt.
    Der Pflock fällt herab.
    Und ich mache einen Satz über seinen Körper hinweg und stürme auf das Feuer zu, mit dem festen Vorsatz, es ebenso zu löschen, wie ich es in der Höhle getan habe.
    Doch als meine Stiefelspitze glimmt und brennt und der Saum meiner Jeans zu schwelen beginnt, begreife ich, dass ich dieses Feuer nicht kontrollieren kann. Es wird mich verbrennen. Mich womöglich töten. Dieses Risiko darf ich nicht eingehen.
    Ich rase auf den Pflock zu, von Erleichterung überwältigt, als ich sehe, dass der oberste Teil des Seils noch gefroren ist und nach wie vor an einem kahlen Ast hängt, wenn auch nur notdürftig.
    Und dann ist da natürlich noch Phyre. Sie scheint weder zu bemerken noch sich daran zu stören, dass die sogenannte Liebe ihres Lebens bewusstlos am Boden liegt. Stattdessen verschwendet sie keine Zeit in ihren beständigen Versuchen, mich zu verletzen.
    »Ich bin echt total eifersüchtig auf dich.« Ihr Blick ist direkt. »Aber täusch dich nicht, das ist nicht der Grund, warum ich das tue. Es hat nichts mit so etwas Erbärmlichem zu tun wie: Wenn ich ihn nicht haben kann, soll ihn keine haben. Hier geht es um etwas wesentlich Größeres. Weißt du über die größere Tragweite Bescheid?« Sie hält inne und wartet darauf, dass ich antworte, doch als ich nichts sage, spricht sie selbst weiter. »Du glaubst wahrscheinlich, du weißt Bescheid, weil du ja Soul Seeker bist und so. Aber die Welt besteht nicht nur aus dir und mir. Sobald dieser Pflock herunterfällt, werden die Zwillinge tot sein, und nicht lange danach werde auch ich tot sein. Das hat mich früher belastet. Ich habe dagegen angekämpft.

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