Im Namen des Todes: Roman (German Edition)
auf den Tisch und verfolgte, wie Teresas Blick erschrocken daran haften blieb. » Am besten irgendwo, wo uns niemand stört.«
» Um… neben der Bar ist ein kleines Büro, aber…«
» Prima«, meinte Eve, erhob sich von ihrem Stuhl und baute sich direkt vor Teresa auf.
» Ich muss nur schnell jemanden bitten, dass er meine Tische übernimmt. Ah …«
» Okay.« Eve wandte sich an Roarke, als Teresa zu einer Kollegin lief. » Warum kommst du nicht mit?«, bot sie ihm an. » Dann werden wir ja sehen, wie gut deine Einschätzung war.«
Sie marschierten an den Tischen und der Bar vorbei in das Büro, das tatsächlich ziemlich klein, dafür aber durchaus behaglich war. Direkt neben der Tür blieb Teresa stehen, verschränkte ihre Hände und fragte mit ängstlicher Stimme: » Ist etwas nicht in Ordnung? Habe ich etwas getan? Das mit den Blumen tut mir leid. Spike war wirklich furchtbar ungezogen, aber ich…«
» Spike?«
» Unser kleiner Hund. Ich hatte keine Ahnung, dass er die Blumen ausgraben würde, und ich habe mich sofort bereit erklärt, den Schaden zu ersetzen. Ich habe Mrs Perini sofort erklärt, dass ich neue Blumen kaufen würde, und sie meinte, dann wäre es gut.«
» Mrs Franco, es geht nicht um Ihren Hund, sondern um Ihren Sohn.«
Sofort drückte ihr Gesicht die denkbar größte mütterliche Sorge aus. » Um David? Ist etwas mit David? Was…«
» Nicht David, sondern Lino«, fiel ihr Eve ins Wort.
» Lino.« Teresa griff sich ans Herz. » Ja natürlich, wenn Sie von der Polizei sind, kann es nur um Lino gehen.« Die plötzliche Erschöpfung hüllte sie wie eine dünne, abgewetzte Decke ein. » Was hat er angestellt?«
» Wann hatten Sie zum letzten Mal Kontakt zu ihm?«
» Das ist inzwischen fast sieben Jahre her. Seit beinahe sieben Jahren habe ich kein Wort von ihm gehört. Damals hat er mir erzählt, er hätte Arbeit. Irgendwas, womit sich jede Menge Geld verdienen lässt. Aber so etwas hat Lino jedes Mal erzählt. Wo ist er?«
» Wo war er, als Sie zum letzten Mal Kontakt zueinander hatten?«
» Irgendwo drüben im Westen. Nevada, hat er gesagt. Davor war er offenbar eine Weile in Mexiko. Alle paar Monate hat er mich angerufen, eine Mail oder manchmal auch ein bisschen Geld geschickt. Manchmal habe ich ein ganzes Jahr nichts von ihm gehört. Jedes Mal hat er gesagt, dass er nach Hause kommen wird, aber das hat er bisher noch nie getan.« Sie setzte sich auf einen Stuhl. » Und wenn ich ehrlich bin, bin ich erleichtert, dass er bisher nicht zurückgekommen ist, weil er einfach immer jede Menge Ärger macht. Wie sein Vater. Inzwischen habe ich noch einen anderen Sohn. David, der ein guter Junge ist.«
» Mrs Franco, wussten Sie, dass Lino bei den Soldados war?«
» Ja, ja«, gab sie seufzend zu. » Seine Brüder, hat er sie genannt. Er hatte sogar ihr Abzeichen.« Sie rieb sich den Unterarm. » Nichts, was ich getan habe, hat ihn dazu bewogen, damit aufzuhören, nichts, was ich gesagt habe, hat ihn dazu gebracht, sich von diesem Trupp zu distanzieren. Er hat mir immer alles Mögliche versprochen, aber kein Versprechen je gehalten. Er hat nie auf mich gehört und hatte ständig Ärger mit der Polizei.«
» Wann haben Sie ihn zum letzten Mal gesehen?«
» Er ist zuhause ausgezogen, als er siebzehn war, danach ist er nie mehr hierher zurückgekehrt.«
» Sie haben einmal für Hector Ortiz gearbeitet.«
» Das ist inzwischen Jahre her. Er war immer gut zu mir, zu uns. Er gab sogar Lino einen kleinen Job, als der fünfzehn war. Als Hilfskellner. Bis Lino ihn bestohlen hat.«
Bereits die Erinnerung daran trieb ihr die Schamesröte ins Gesicht. » Er hat diesen guten Mann, diese gute Familie bestohlen. Und Schande über uns gebracht.«
» Haben Sie den Trauergottesdienst für Mr Ortiz besucht?«
» Nein. Ich wollte hin, aber an dem Tag war Lehrer-Eltern-Konferenz in Davids Schule. Tony, mein Mann, und ich nehmen immer daran teil. Weil es wichtig ist. Aber ich habe Blumen hingeschickt.« Etwas flackerte in ihren Augen auf. » Während der Messe wurde der Priester umgebracht. Davon habe ich gehört. Und ich habe auch gehört, dass es heißt– dass die Polizei behauptet–, dass er gar kein Priester war. Oh Gott. Oh Gott.«
» Mrs Franco.« Eve ging in die Hocke, bis sie beide auf Augenhöhe miteinander waren, und hielt ihr einen Plastikbeutel hin. » Gehört die Lino?«
Teresa rang nach Luft, als sie nach dem Beutel griff und mit dem Daumen über die Vorderseite der darin verpackten
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