Im Namen des Todes: Roman (German Edition)
bis ich wieder halbwegs bei mir bin. Können wir vielleicht einfach kurz so liegen bleiben?«
» Gern.«
» Erzähl mir was. Erzähl mir, was du heute alles unternommen hast. Egal, ob ich es verstehe oder nicht.«
» Kurz nachdem du heute früh gegangen warst, hatte ich eine Videokonferenz mit der Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Euroco, einem meiner Unternehmen in Europa, bei dem es hauptsächlich um Transportmittel geht. Anfang nächsten Jahres bringen wir einen äußerst interessanten Land-Wasser-Luft-Sportwagen heraus. Dann hatte ich einen Termin in der Stadt, aber bevor ich das Haus verließ, rief Sinead aus Irland an. Es war wirklich schön, von ihr zu hören. Sie haben sich ein neues Hündchen zugelegt, das angeblich mehr Arbeit als Drillinge im Kleinkindalter macht. Sie haben den Kleinen Mac genannt, und sie scheint total in ihn verliebt zu sein.«
Sie lauschte mehr auf seine Stimme als auf seine Worte, als er von einem Treffen mit Gruppenleitern wegen eines Projekts mit Namen Optimum, einer Videokonferenz in Zusammenhang mit seinem Olympus Resort, einem mittäglichen Treffen mit wichtigen Angestellten eines seiner Unternehmen in Peking, einer Fusion, einem Kauf und irgendwelchen Konzeptentwürfen sprach.
Wie bekam er alle diese Dinge auf die Reihe, ohne dass er jemals durcheinanderkam?
» Das hast du alles gemacht und hattest trotzdem noch die Zeit, um Petunien zu besorgen?«, fragte sie verblüfft.
Er streichelte zärtlich ihren Rücken. » Gefallen sie dir?«
» Ja. Sie gefallen mir sogar sehr.«
» Inzwischen sind wir schon fast zwei Jahre verheiratet.« Er drehte leicht den Kopf und legte seine Wange auf ihr weiches Haar. » Und da Louise und Charles bald hier heiraten werden, fielen mir die Petunien wieder ein. Es ist einfach erstaunlich, wie sehr sich unser häufig kompliziertes Leben gerade der einfachen Dinge– einer Blume oder eines kurzes Gesprächs mit einer Verwandten– wegen lohnt.«
» Haben wir deshalb auch die Osterglocken und die Tulpen links und rechts der Einfahrt stehen? Es sind doch Tulpen, oder?«
» Allerdings. Es tut gut, wenn man daran erinnert wird, dass die Dinge immer wiederkehren, frisch und neu. Und dass andere Dinge immer bleiben, weil sie beständig und solide sind. Das hat mir Sineads Anruf gezeigt. Bist du jetzt bereit, mir zu erzählen, was dir auf der Seele liegt?«
» Manchmal tauchen uralte, schreckliche Dinge wieder auf.« Sie richtete sich auf und schob sich die Haare aus der Stirn. » Ich habe heute Penny Soto zu einem Verhör mit aufs Revier geschleppt. Tatsächlich habe ich sie so lange gereizt, bis sie auf mich losgegangen ist, dadurch hatte ich sie wegen tätlichen Angriffs und Widerstands gegen die Festnahme in der Hand.«
Er legte eine Hand unter ihr Kinn und drehte ihr Gesicht nach links und rechts. » Du siehst gar nicht so aus, als ob du dir eine eingefangen hättest.«
» Im Grunde war es nur ein leichter Klaps auf meinen Unterarm. Sie war Linos Freundin, als die beiden noch Teenies waren. Jetzt arbeitet sie in der Bodega, die direkt neben der Kirche liegt und in der er beinahe täglich war.«
» Dann haben sie die alte Beziehung also wieder aufgenommen.«
» Sie war diejenige, die ihn von früher kannte«, griff sie seine morgendlichen Worte auf. » Der er sich zu erkennen gegeben hat. Ja, sie haben die alte Beziehung wieder aufgenommen, und wenn man ihr glauben darf, hat sie ihn nicht nur im heutigen, sondern auch im biblischen Sinn wiedererkannt. Ich glaube, dass es tatsächlich so war. Sie wusste also, wer er war, und teilweise auch, was er vorhatte. Vielleicht wusste sie sogar alles, aber das habe ich bisher noch nicht aus ihr herausgekriegt.
Sie behauptet, er hätte ein paar der Leute, die bei ihm gebeichtet haben, mit ihren Geheimnissen erpresst. Das passt durchaus ins Bild, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das alles war.«
» Wahrscheinlich hat er das als Hobby angesehen oder sich einfach aus Gewohnheit mit Erpressung etwas dazuverdient«, erklärte Roarke. » Schließlich hat die Maskerade nichts daran geändert, wer er wirklich war, und der echte Lino hat wahrscheinlich diesen Kick gebraucht.«
» Das habe ich auch schon überlegt. Aber es fühlt sich für mich nicht so an, als ob das das Motiv für diesen Mord wäre. Ich weiß, es wurden schon häufiger Erpresser umgebracht«, kam sie seinem Widerspruch zuvor, » Aber ich werde dir sagen, warum ich nicht glaube, dass er deswegen oder nur deswegen ermordet
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