Im Namen des Todes: Roman (German Edition)
Gang ihn als Einkommensquelle angesehen. Entweder haben die beiden über all die Jahre den Kontakt zueinander aufrechterhalten oder Lino hat sich, nachdem Ortega durch den Tod des Großvaters stinkreich geworden war, wieder an ihn herangemacht.«
Sie trank einen Schluck Kaffee und hängte Ortegas Passbild an der Tafel auf. » Lino lädt Ortega zu sich ein: › Lass uns ein bisschen abhängen. Spielen, Weiber aufreißen und so.‹ Dann schafft er sich Ortega vom Hals, legt die falschen Dokumente vor und meldet ihn als vermisst. Nett und legal. Ich brauche die Berichte der dortigen Polizei.«
» Danach hat Martinez sicher den Anwalt kontaktiert«, fügte Roarke hinzu. » Weil er Unterlagen braucht. › Überraschung– ich bin Ken, Josés Ehemann, und er wird vermisst. Ich habe bereits bei der Polizei eine Anzeige aufgegeben, aber sie wissen auch nicht, wo er ist.‹ Wahrscheinlich hat er den Anwalt zu Tarnzwecken gebeten, ihn zu kontaktieren, falls José sich bei ihm meldet oder er irgendwelche Informationen über ihn bekommt. Weil er sich schließlich Sorgen um den Liebsten macht.«
» Als rechtmäßiger Ehemann hatte er doch sicher Zugriff auf einen Teil von Josés Geld oder hätte den Anwalt bitten können, ihm was auszuzahlen. Aber darum geht es ihm nicht. Denn er hat einen anderen Plan. Er muss geduldig sein. Sieben Jahre können sich entsetzlich ziehen. Aber dann wird ihm der Jackpot ausbezahlt. Nur ist das Problem, dass er die Pfoten nicht von Penny lassen und vor allem nicht die Klappe halten kann. Weil er sie wirklich liebt. Er will sein Glück mit seiner Freundin teilen. Er ist wieder da– oder kommt in ein paar Monaten zurück–, und zwar als reicher Mann.«
» Als Ken Aldo?«, fragte Roarke.
» Nein, nein, denn dann käme er ja nicht als Held zurück. Und das will er auf jeden Fall. Am Ende müsste er zurückkommen und wieder Lino sein. Dafür hatte er sich sicher bereits einen Plan zurechtgelegt. Wie würdest du das anstellen?«, fragte Eve zurück.
» Ich würde den Besitz– auf dem Papier– auf Lino überschreiben. Ich nehme an, als Ken hatte er ein Testament gefälscht und sich darin zu Josés Alleinerben ernannt. Wenn er erst das Erbe angetreten hätte, hätte er die Häuser an sich selbst verkauft. Als Ken Aldo an Lino Martinez.«
» Ja, ja, das könnte sein. Das ergäbe durchaus einen Sinn. Er hätte sich sein altes Gesicht zurückgeholt, wär als reicher Mann zurückgekehrt und hätte irgendeinen Quatsch darüber erzählt, wie er im Westen an das ganze Geld gekommen ist. Er hätte sich sieben Jahre bedeckt gehalten, dafür am Schluss aber alles bekommen, was ihm jemals wichtig war.«
Sie machte auf dem Absatz kehrt und betrachtete erneut das Hologramm. » Sein Vater war abgehauen, als er noch ein kleiner Junge war, und seine Mutter hatte den Typen irgendwann für tot erklären lassen, um sich selbst ein neues Leben aufzubauen. Das hat Lino ihr wahrscheinlich nachgemacht. Und sieben Jahre sind eine echt lange Zeit. Weshalb hätten die Cops drüben im Westen Ken unter die Lupe nehmen sollen, wenn es keine Leiche und nicht den geringsten Hinweis auf eine Gewalttat gab? Denn schließlich war José nichts anderes als ein wegen Drogendelikten vorbestrafter Versager, der wahrscheinlich einfach abgehauen war.«
» Trotzdem hätten sie sich diesen Aldo doch wahrscheinlich ein bisschen genauer angesehen, oder nicht?« Roarke nahm ihr ihren Kaffeebecher aus der Hand und hob ihn an seinen Mund. » Macht ihr das nicht immer so? Habt ihr nicht immer den Ehemann oder die Ehefrau als Erstes unter Verdacht?«
» Im Normalfall, ja. Sie haben ihn wahrscheinlich überprüft und kurz verhört. Aber er war clever, vor allem war es schlau, dass er extra mit ihm in Vegas war und wahrscheinlich dafür gesorgt hat, dass man sie zusammen sieht. Weil der Ort schließlich für Glücksspiel und für Sex berüchtigt ist. Vielleicht hat er Ortega dazu überredet, ein paar hohe Einsätze zu wagen. Ob er gewinnt oder verliert, war dabei vollkommen egal. Weil Geld, egal, ob man gewinnt oder verliert, immer ein Motiv zum Abhauen ist. Er hat seine Sache sicher gut gemacht. Hat möglicherweise eingeräumt, dass sie sich nicht immer gut verstanden haben, dass es kleinere Probleme zwischen ihnen gab. Aber trotzdem würden sie sich lieben, er würde sich fürchterliche Sorgen machen, seit José verschwunden ist, und wollte einfach wissen, ob mit ihm alles in Ordnung ist. Dafür hat er bestimmt ein Fundament gelegt. Denn wenn
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