Im Namen des Todes: Roman (German Edition)
letzter Zeit, sagen wir in den letzten Wochen, kontaktiert und Sie darüber informiert, dass er eine Erbin hat, die er als seine rechtmäßige Partnerin mit einer Generalvollmacht für sämtliche Geschäfte ausstatten will?«
Es folgte ein Augenblick der Stille. » Warum fragen Sie mich das?«
» Weil ich glaube, dass der Betrüger selbst betrogen worden ist. Ihr Mandant ist tot, Feinburg, und seine Mörderin wird weiter unter seinem oder irgendeinem anderen selbst gewählten Namen mit Ihnen korrespondieren. Sagen Sie einfach ja oder nein: Die Einnahmen aus Ortegas Immobilien fließen auf ein Treuhandkonto oder in einen Treuhandfonds und werden, sobald Ortega Ende nächsten Jahres offiziell für tot erklärt wird, an Aldo gehen.«
» So läuft es normalerweise, ja.«
» Wann haben Sie zum letzten Mal von Aldo gehört?«
» Vor ungefähr sechs Wochen. Allerdings habe ich erst gestern von seiner… neuen Partnerin gehört. Sie hat mir erklärt, dass Mr Aldo mehrere Monate verreisen will.«
» Ich kann Ihnen praktisch garantieren, dass ihn diese Reise in die Hölle führen wird.«
» Lieutenant.« Feinburg rutschte vor dem Bildschirm hin und her und zerrte an dem Morgenrock, den er eilig angezogen hatte, als er an den Apparat gekommen war. » Sie zeichnen da ein äußerst beunruhigendes Bild.«
» Finden Sie?«
» Aber zum jetzigen Zeitpunkt bin ich an meine anwaltliche Schweigepflicht gebunden, weshalb ich Ihnen keine Informationen geben kann.«
» Wir finden sicher eine Möglichkeit. Eins können Sie jetzt schon tun. Korrespondieren Sie mit Ihrer Mandantin nicht, nehmen Sie keinen Kontakt zu ihr auf, bis ich Ihnen die Erlaubnis dazu gebe, ja? Falls die Frau, die behauptet, Aldos Partnerin zu sein, sich bei Ihnen meldet, antworten Sie nicht, sondern melden sich stattdessen bei mir. Ich glaube nicht, dass sie Sie jetzt schon kontaktieren wird, aber– glauben Sie mir– ich werde einen Weg finden, Sie wegen Behinderung polizeilicher Ermittlungen und Strafvereitelung dranzukriegen, wenn Sie meiner Verdächtigen auch nur den allerkleinsten Hinweis darauf geben, dass sie auf meinem Radar erschienen ist. Verstanden?«
Statt arrogant wirkte der Mann mit einem Mal zutiefst betrübt. » Um Gottes willen, ich bin Fachanwalt für Immobilien und Steuerrecht. Ich habe nichts getan, weswegen mich die Polizei bedrohen muss.«
» Gut. Sorgen Sie dafür, dass es so bleibt. Ich werde mich wieder bei Ihnen melden.«
Damit legte sie auf und runzelte die Stirn, als sie plötzlich eine Schüssel vor sich stehen sah. » Was ist denn das?«
» Etwas zu essen. Falls du dich erinnerst, gab es Torte zum Abendbrot. Und da es nicht so wirkt, als ob du gleich Feierabend machen wolltest, essen wir jetzt erst mal was Vernünftiges.«
Sie schnupperte argwöhnisch. Sie würde ein Monatsgehalt darauf verwetten, dass unter der Oberfläche ihrer Suppe irgendwelches Gemüse schwamm, aber trotzdem roch sie wirklich gut. » Okay. Danke. Du brauchst nicht mit mir aufzubleiben.«
» Nicht mal mit einem Dermalaser würdest du mich jetzt loskriegen.« Er nahm ihr gegenüber Platz und tauchte einen Löffel in seine eigene Schüssel ein. » Glaubst du, dass Lino sein Unglück dadurch heraufbeschworen hat, dass er Penny zu seiner Partnerin und Erbin gemacht hat?«
Eve fing an zu essen. Natürlich hatte sie mit dem Gemüse recht gehabt. » Glaubst du das?«
» Du hast gesagt, er hätte sie geliebt. Liebe macht die Menschen blind und oft zu hoffnungslosen Narren. Also ja. Sie hat ihn dazu gebracht, sie in alles einzuweihen, indem sie ihm Sex geboten hat – der die Menschen noch häufiger als Liebe zu verdammten Narren macht. Er hat ihr also wahrscheinlich sämtliche Einzelheiten seines Plans erzählt. Vielleicht bei jedem Treffen nur ein bisschen, aber innerhalb der ganzen Zeit – immerhin fünf Jahre – hat er sicher seine Karten offen vor ihr auf den Tisch gelegt. Wie schlau ist sie?
Meiner Meinung nach nicht allzu schlau. Dafür aber hitzköpfig. Aber Lino war wirklich gewitzt. Und alles, was sie machen musste, war, auf den Zug aufzuspringen, der von ihm ins Rollen gebracht worden war. Er wäre damit durchgekommen«, fügte sie hinzu. » In ein paar Monaten hätten die ganzen Immobilien und die ganze Kohle rechtmäßig Aldo gehört. Dann hätte Aldo an Martinez verkauft, Martinez hätte sich sein altes Gesicht zurückgeholt und wäre als reiche, wichtige Person zurückgekehrt. Ja, er wäre schlau genug gewesen, um die Sache bis zum Ende
Weitere Kostenlose Bücher