Im Nebel eines neuen Morgens - Kriminalroman
Altar zu treten, mit der Verfügbarkeit von Frauen zu tun hatte. Seitdem sie im Postamt arbeitete, hatte er sie wiederholt eingeladen, mit ihm auszugehen.
Sie verdrängte den Gedanken an Praytor und sah zu John, der kurz mit Annie Julinot plauderte, bevor er sich zwei Schalen und einen Kanten Brot nahm. Seine Ankunft in der Stadt hatte ihr Leben verändert. Innerhalb von wenigen Tagen hatte sich bei ihr ein Gefühl der Zugehörigkeit eingestellt. Sie fühlte sich ihm zugehörig, ohne ihm zu gehören. Er war ihr ebenbürtig, und die Tatsache, dass sie ihm nicht überlegen war, gab ihr Sicherheit. Auch Sarah hatte eine wesentliche Veränderung in ihrem Leben ausgelöst. Das kleine Mädchen hatte ihre schlafenden mütterlichen Instinkte geweckt, die stärker waren als die Gezeitenkräfte des Mondes. Chula berührte das Kind, staunte, wie weich die Haut, wie vollkommen der winzige Körper war. Sarah war das wunderbarste Geschöpf, das Chula jemals untergekommen war. Und wahrscheinlich auch das gefährlichste.
Marguerite würde irgendwann zur Besinnung kommen und ihre Tochter einfordern. Chula wusste, dass ihr das schwer zu Herzen gehen würde. Obwohl Sarah augenscheinlich Angst hatte vor ihrem Leben mit Marguerite, würde kein Gericht im Land einer Mutter deren Tochter wegnehmen. Sie würde das Kind verlieren, es sei denn, sie entführte es und machte sich damit aus dem Staub.
Sie sah sich um. Etwa zwanzig Menschen waren versammelt, den meisten war ihre Erleichterung anzusehen. Flaschen wurden herumgereicht, und Robert Beaumont hatte seine Fiedel ausgepackt. Es würde nicht mehr lange dauern, und die ersten Paare würden unter den Pekannussbäumen tanzen. Das war der Rhythmus des Lebens, wie sie es in diesem Landstrich kannte. Die Schwierigkeiten waren überwunden, jetzt war es an der Zeit zu lachen und zu tanzen. Am nächsten Morgen mochte der Steuereintreiber oder der Teufel vor der Tür stehen, aber in diesem Augenblick gab es etwas zu feiern.
»Danke, John.« Sie nahm das Gumbo entgegen und machte ihm Platz auf der Decke. »Wirst du bald abreisen müssen?«
Er stellte seinen Eintopf zur Seite und ergriff ihre Hand. »Komm mit mir, Chula. Nach Baton Rouge. Nimm Sarah mit, und bete darum, dass das Kind seiner Mutter egal ist und sie nicht nach ihm sucht.«
Seine Worte berührten sie sehr. »Ist das ein Heiratsantrag?« Sie rang sich ein Lächeln ab, obwohl sie mit ihren tränenfeuchten Augen den Mond nur als unscharfen silbrigen Schemen erkennen konnte.
»Ich möchte dich heiraten, aber nicht sofort. Es wäre beleidigend, so zu tun, als müsstest du erst gesetzlich mit einem Mann verbunden sein, um dein Leben in neue Bahnen zu lenken. Komm mit. Wenn dir das Leben mit mir nicht gefällt, könnt ihr, du und Sarah, jederzeit zurückkehren. Du sollst dich zu nichts verpflichtet fühlen.«
»Meine Arbeit ist hier. In New Iberia. Meine Heimat ist hier.«
»Du bist eine gebildete Frau. Du kannst überall Arbeit finden, das weißt du genauso gut wie ich. Deine Wurzeln sind hier, und es wird mit Schmerzen verbunden sein, sie auszureißen. Aber sie werden nachwachsen.«
Chula versuchte sich ein Leben außerhalb von Iberia vorzustellen. Sie war vier Jahre auf dem College, sie war fort gewesen, aber in der Zeit als Studentin hatte sie immer Verbindung zu ihrem alten Leben gehalten, dem, zu dem sie zurück wollte. Sie hatte New Iberia niemals wirklich verlassen. Nicht im Geiste. Wenn sie ein Kind stahl und mit einem Mann durchbrannte, würde sie alle Verbindungen kappen. Plötzlich musste sie an den Brief von Madame Louiselles Schwester in Kalifornien denken. Wie war es gekommen, dass die Schwester so weit von ihrem Zuhause entfernt lebte? Sie hatte Madame nie danach gefragt.
John verschränkte seine Finger mit den ihren. »Denk darüber nach, Chula. Wenn du das Kind behalten willst, und ich denke, das solltest du, dann wirst du es mehr oder minder entführen müssen. Ich werde dich noch heute Abend heiraten, wenn du willst. Ich will, dass du mich liebst, dass du mich heiraten willst, weil du dir nichts sehnlicher wünschst. Aber ich nehme dich auf jede erdenkliche Weise, egal wie.«
Seine Leidenschaft verlieh ihr eine innere Ruhe. Sie berührte ihn an der Wange. »Ich muss darüber nachdenken.«
»Gut.« Er beugte sich vor und gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Du bist eine kluge Frau, ich bin mir sicher, du wirst zu einer angemessenen Entscheidung kommen.«
Sie wollte sich gerade an ihn lehnen, als sie einen Wagen
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