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Im Nebel eines neuen Morgens - Kriminalroman

Titel: Im Nebel eines neuen Morgens - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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denke nämlich nicht, dass sie es getan hat.«
    »Henri Bastion war ein Dreckskerl. Wenn ihn jemand umgebracht hat, dann hat er eine gute Tat vollbracht.«
    »Jemand hat ihn umgebracht, daran ist nicht zu deuteln, aber ich glaube nicht, dass es Ihre Schwester war. Arbeiten Sie mit Bodine Matthews zusammen?«
    Clifton schüttelte den Kopf. »Bodine ist fort. Bernadette arbeitet auf der Bastion-Plantage und glaubt, sie ist was Besseres, die. Wäscht Marguerite Bastions Seidenunterwäsche und meint, sie wär jetzt gut genug, damit sie sie auch tragen kann. Hat immer so geschwollen dahergeredet, bis Bodine die Schnauze voll gehabt hat von ihr.«
    »Wissen Sie, wo sich Mr. Matthews jetzt aufhält?« Raymond sah in ihm einen möglichen Verdächtigen.
    »Ich? Ich kann Ihnen da nicht helfen.« Clifton erhob sich, drehte sich um und marschierte davon.
    Raymond überlegte, ob er Clifton auf seine mitternächtlichen Alkohollieferungen ansprechen sollte. Die Flaschen trugen keine staatliche Steuermarke. Stattdessen entschied er sich für eine andere Frage. »Gibt es in den Sümpfen noch Wölfe?«
    Abrupt blieb Clifton stehen. Langsam drehte er sich um. »Die meisten hat man erlegt.«
    »Ich dachte, ich hätte letzte Nacht einen gehört.« Raymond zuckte mit den Achseln. »Hab ich mir vielleicht nur eingebildet, trotzdem, ich glaub einen deutlich gehört zu haben.« Er nahm einen Stock zur Hand und zeichnete in einen Flecken trockenen Sandes eine grobe Skizze des Tatorts. »Hier war Henri, und Adele war dort. Henri ist von irgendeinem wilden Tier zerfleischt worden. Einem Wolf oder« – er deutete auf die drei Hunde – »so was Ähnlichem.«
    Clifton kam näher und warf einen Blick auf die Zeichnung am Boden. »Als Adele schwanger war, hab ich ihr gesagt, ich kümmere mich um Bastion. Sie hat’s nie offen ausgesprochen, aber ich glaub, er hat sie gezwungen. Die bébés , glaub ich, stammten von ihm.« Er wartete, bis Raymond ihm in die Augen sah. »Es war ernst gemeint, als ich ihr gesagt hab, ich würde mich um Bastion kümmern, ja. Dann wäre er in den Sümpfen verschwunden, sie hätte nur ein Wort sagen müssen. Aber sie hat es nicht getan.«
    »Sie waren sauer auf Henri Bastion?« Wenn Henri, wie von Clifton vermutet, der Vater der Zwillinge war, dann hätte Adele ein Motiv, ihn umzubringen. Vor allem, wenn sie von ihm vergewaltigt worden war.
    Zum ersten Mal lächelte Clifton und brachte seine leuchtend weißen Zähne zum Vorschein. Er hätte, erkannte Raymond jetzt, ein attraktiver Mann sein können.
    »Nennen Sie mir einen, der keine Wut auf ihn gehabt hätte«, sagte Clifton. »Henri hat noch seine eigene Mutter um den letzten Brotkrümel betrogen. Er hatte eine Menge Dreck am Stecken.«
    »Adele hat für ihn gearbeitet. Manche behaupten, sie wäre in ihn verliebt gewesen.«
    Das Lächeln verschwand. »Dummes Gerede, da ist nichts dran. Adele hat von Henri nichts gewollt. Fragen Sie sie selbst.«
    »Sie ist zu krank zum Reden.« Langsam erhob sich Raymond, darauf bedacht, den Hunden nicht den geringsten Anlass für irgendeine Reaktion zu liefern.
    »Wenn es ihr besser geht, wird sie mit Ihnen reden. Wenn nicht …« Er zuckte mit den Schultern. »Dann macht es auch nichts.« Er drehte sich um und stapfte ins sumpfige Wasser zurück. Die Hunde verschwanden im Unterholz.
    »Clifton, ist es Ihnen wirklich so egal, was mit Adele geschieht?«
    Er ging einfach weiter. »Ich hab vor langer Zeit kapiert, dass es einem nur Ärger einbringt, wenn man sich um andere kümmert. Kann ja nicht ändern, was sowieso passieren wird.« Er war bis zur Hüfte im Wasser und watete davon. »Kommen Sie nicht wieder, Polizist, außer Sie wollen mich für eine Jagd anheuern.«

10
     
     

     
     
     
     

     
    anke, Claudia.« Chula nahm von ihrer Mitarbeiterin den Schlüssel entgegen. »Ich sperr dann ab.«
    Claudia drückte Chula die Hand, bis diese aufschaute. »Bleib nicht so spät. Du hast ja kaum vier Stunden Schlaf in der Nacht. Ich weiß, du glaubst nicht an böse Geister, aber es ist nicht gut, wenn man nachts allein durch die Straßen geht. Es gibt eine Menge übler Kerle, es muss gar kein Werwolf sein.«
    Sanft zog Chula ihre Hand weg und hob die offene Handfläche. »Ich schwöre, ich gehe sofort nach Hause. Mutter dreht sonst noch durch. Sie hat einen ›Gentleman‹ eingeladen, den ich beim Abendessen kennenlernen soll.«
    Claudia Brecks blasse Augen leuchteten auf. »Wenn er dir nicht zusagt, cher , dann schick ihn doch zu mir

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