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Im Nebel eines neuen Morgens - Kriminalroman

Titel: Im Nebel eines neuen Morgens - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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schickten. Wie in anderen Kriegen zuvor ging es auch in diesem nur darum, dass die Reichen sich die Taschen mit Gold füllen konnten. Geschichte war ihr Hauptfach am College gewesen, und sie hatte schnell durchschaut, dass alle Kriege aus wirtschaftlichen Gründen geführt wurden.
    Sie stieg die breiten Stufen zum Haus ihrer Mutter hinauf, blieb vor der Milchglastür stehen und versuchte sich zu beruhigen. Sie hatte sich auf das Essen mit John LeDeux eingelassen, weil sie ihrer Mutter damit eine Freude machte. LeDeux war Professor an der Louisiana State University in Baton Rouge und hielt sich im Moment für Recherchen in Iberia auf. Ihre Mutter war ganz aus dem Häuschen gewesen bei der Vorstellung, ihn mit Chula bekannt zu machen. Chula war weniger begeistert.
    Sie öffnete die Tür, trat ins Haus und wurde sofort vom Schweinebratengeruch empfangen, bei dem ihr das Wasser im Mund zusammenlief. Maizy war die beste Köchin im gesamten Südosten von Louisiana. Manches war zwar nur schwer aufzutreiben, aber die Bakers hatten immer genügend zu essen. Die Sümpfe hielten vieles bereit, wenn man wusste, wo es zu finden war, außerdem hatte Maizy so ihre Verbindungen.
    Ihre Mutter begrüßte sie am Fuß der Treppe. »Chula, Dr. LeDeux wird in einer Viertelstunde hier sein!«
    »Keine Sorge, bis dahin bin ich fertig.«
    »Hättest du nicht wenigstens dieses eine Mal rechtzeitig nach Hause kommen können?«
    Eine Beschwerde, die Chula von ihrer Mutter häufig zu hören bekam. Natürlich war ihre Mutter stolz auf die Anstellung ihrer Tochter, dennoch ärgerte es sie, dass irgendjemand oder irgendetwas mehr über Chulas Zeit verfügen konnte als sie.
    »Ich bin bis dahin fertig. Was lehrt Dr. LeDeux?«
    »Biologie oder Botanik, so was in der Richtung.«
    »Und wie hast du ihn kennengelernt?« Chula zog den einen, dann den anderen Stiefel aus, während sie die Treppe hochstieg.
    »Ich hab ihn eigentlich gar nicht kennengelernt. Mary Margaret Castelette hat ihm meinen Namen und meine Nummer gegeben und ihm gesagt, ich könnte vielleicht behilflich sein, wenn er eine Reise in die Sümpfe unternehmen will. Was von Mary Margaret gar nicht so dumm war, schließlich weiß sie, dass ich mit Clifton Hebert in Verbindung stehe.« Mrs. Baker zog die Augenbrauen hoch. »Sie ist ganz schockiert, dass Clifton meine Hausbar auffüllt.«
    Chula lachte. »Ich bin mir sicher, dass du ihr ständig mit größtem Vergnügen unter die Nase reibst, wie sehr du deinen Toddy genießt.«
    »Aber natürlich.«
    Chula nahm die Stiefel in die Hände und ging weiter die Treppe hinauf. »Ich zieh mich um. Bis Dr. LeDeux hier ist, bin ich fertig.«
    »Zieh dir was Schönes an. Auch wenn du dann vielleicht überrascht sein solltest, wenn du unter deiner rauen Schale deine Weiblichkeit entdeckst.«
    »Ach, und ich dabei vielleicht sogar in Ohnmacht falle?« Chulas Gelächter schallte die Treppe herunter, bevor sie die Tür zu ihrem Zimmer schloss.
    Für ein Bad blieb keine Zeit mehr, auch wenn das Haus dank ihres Lohns mit fließend heißem Wasser ausgestattet war. Im Bad im ersten Stock wusch sie sich hastig und schlüpfte in ihr dunkelblaues Kleid mit den kurzen Ärmeln und dem Abnäher an der Taille, der ihre Figur betonte. Es war nicht so, dass sie nicht gern weiblich aussah, aber ihr Leben erforderte eben praktische Kleidung. Sie löste den Haarknoten und schüttelte ihr kastanienbraunes Haar aus. Ein wenig Kajal und Wimperntusche, dann noch Lippenstift, und sie eilte wieder nach unten, gerade als es an der Tür klingelte. John LeDeux war ein pünktlicher Mann.
    Maizy öffnete die Tür. Chula zerstieß Eis für Drinks und blickte wiederholt zu ihrer Mutter, die sich, ganz die mondäne Hausherrin, auf dem Sofa niedergelassen hatte. Thomasina Baker genoss es, dick aufzutragen, und Chula genoss es, ihr dabei zuzusehen. Als befände sie sich bei einer Aufführung der örtlichen Schauspielgruppe, deren Leiterin ihre Mutter war. Theatralisches Gehabe, spitze Dialoge, witzige Bemerkungen.
    Chula stellte sich bewusst mit dem Rücken zur Tür, als sich Schritte dem Wohnzimmer näherten. Dann, die Getränke für sich und ihre Mutter in der Hand, drehte sie sich um und geriet tatsächlich ins Stolpern, als ihr Blick den von John LeDeux traf. Sie schüttete sich einen der Drinks über die Hand.
    »Guten Abend, Mrs. Baker.« Sein Nicken galt Thomasina. »Miss Baker.« Lächelnd nickte er Chula zu. »Danke für die Einladung. Es ist ein seltenes Vergnügen, mit einer

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