Im Netz der Angst
sollen, Taylor aufzuhalten, aber dass sie nicht gewusst habe wie, und dass ja keiner wisse, wie fies Taylor manchmal sein könne.
Josh und Elise gingen nach draußen. Jenna zu vergeben war das geringste von Taylors Problemen. Gerade hatte sich ihr Alibi in Luft aufgelöst und sie galt somit wieder als verdächtig, was den Mord an ihren Eltern anging.
Er berührte das Lampenkabel in seiner Tasche. Um ihn herum ging alles seinen normalen Gang. Jeder tat, was er auch sonst immer tat – diese Narren. Nichts war mehr so wie vorher. Das Essen schmeckte aromatischer. Die Frühlingsluft war milder. Sex war unglaublich, eine Offenbarung. Alles war besser, doch diese Idioten bemerkten es nicht einmal. Wie Schafe trotteten sie alle einfach weiter ihren ausgetretenen Weg entlang.
Nahezu jeder Mensch, den er in seinem Leben getroffen hatte, war ein Narr, Orrin vielleicht ausgenommen. Er würde ihm fehlen. Alle anderen waren ihren Tränen und Todesängsten ausgelieferte Nichtsnutze, Marionetten, die er nach Belieben steuern konnte. Aber in gewissem Sinne war er selbst auch ein Narr gewesen.
Wenn er gewusst hätte, wie es sich anfühlt, ein Leben auszulöschen, hätte er es schon vor langer Zeit getan. Der Adrenalinkick, als die Lampe Orrins Hinterkopf getroffen hatte, war unglaublich gewesen, diese unbändige Freude – nahezu unbeschreiblich. Sie hatte sich wie ein Lauffeuer in seinem Körper ausgebreitet, bis sein Herz raste und sein Atem in kurzen Stößen kam. Eine Hochstimmung, ihm fehlten die Worte, es zu beschreiben. Besser als Drogen und besser als Sex, obwohl dem Rausch durchaus etwas Sinnliches anhaftete. Als er auf sein Opfer hinabgeschaut hatte, auf Orrins Blut und dessen über dem sorgfältig gesaugten Wohnzimmerteppich verstreute Gehirnmasse, war er hart geworden. Überwältigt von diesem mächtigen Gefühl, war er sogar leicht ins Schwanken geraten.
Da hatte er gewusst, dass er es bei Stacey langsam angehen musste. Wenn man das Nirwana erlangt, will man schließlich nicht nur mal eben kurz vorbeischauen, sondern darin leben. Es war so herrlich, so unglaublich herrlich gewesen, als das Leben aus ihren Augen gewichen und der Kopf wie bei einer alten pausbäckigen Stoffpuppe zurückgesackt war. Dann hatte er das Kabel nur ein winziges bisschen gelockert und erlaubt, dass wieder ein wenig Sauerstoff in ihre Lunge strömte. Er hatte beobachtet, wie Stacey zu sich kam, sich erinnerte, was mit ihr geschehen war, und wie Panik und pures Entsetzen über ihre Hilflosigkeit sich auf ihrem Gesicht ausbreiteten. Dann hatte er das Kabel enger gezogen und erneut zugedrückt. Wieder und wieder.
Nachdem Stacey endgültig tot war, hatten nur ein paar kurze Berührungen ihm einen heftigen Höhepunkt verschafft, dem nichts gleichkam, was er zuvor erlebt hatte. Dieses Gefühl wollte er wieder haben. Wollte diese Macht und Gewalt über einen anderen Menschen, diese herrliche Wonne, erneut spüren. Die bloße Erinnerung daran erregte ihn. Er ließ das Kabel durch die Finger gleiten und spielte alles in seiner Fantasie noch einmal durch.
Irgendeinen Weg musste es doch geben, das zu schaffen. Gefährlich wäre es allerdings schon, hochgefährlich. Er würde es schlau anstellen und genau den richtigen Augenblick abpassen müssen.
Den Durchsuchungsbefehl für Lois Bradleys letzte bekannte Anschrift auf der Acacia Avenue, gleich bei den Del Paso Heights im nördlichen Teil von Sacramento, hatten sie problemlos bekommen. Bei zwei Verurteilungen war Richter Neely rasch geneigt gewesen zu glauben, dass Lois möglicherweise auch noch ein drittes schweres Verbrechen begehen würde.
Josh stand auf der einen Seite neben der Wohnungstür, Elise hatte sich auf der anderen Seite unter dem an der Wand angebrachten Kühlaggregat der Klimaanlage postiert. Beide hielten sie die Hände dicht an der Waffe, bereit, diese in jedem Moment zu ziehen.
Das lang gezogene, niedrige Gebäude war grellrosa gestrichen und wie aus einer Laune heraus mit türkisfarbenen Zierleisten versehen. Die farbenfrohe Fassade konnte jedoch nicht über das mit Brettern zugenagelte Hinterfenster oder den staubigen Parkplatz hinwegtäuschen, dessen Lehmboden nur mit einer dünnen Kiesschicht bedeckt war. Diese Wohngegend umgab eine Aura des Scheiterns, als ob es hier nichts mehr zu verlieren gäbe.
Lois hingegen hatte durchaus etwas zu verlieren: ihre Freiheit. Trickbetrügerinnen wie sie waren normalerweise nicht gewalttätig. Sie zogen im Hintergrund ihre Fäden und
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