Im Netz der Angst
hast du?« Er klang begeistert.
»Nicht besonders viel, fürchte ich, aber ich konnte herausfinden, wo er arbeitet.« Mehr hatte Caitlin nicht verraten wollen, aber das war zumindest schon etwas.
»Immerhin. Wo arbeitet er?«
» Hot Topic . Im Arden Fair , dem Einkaufszentrum.«
»Toll. Danke.« Er wollte offensichtlich auflegen.
»Moment noch«, warf sie schnell ein. »Könnte ich mit dem Jungen reden, wenn ihr ihn geschnappt habt?« Flick wusste vielleicht etwas über diese Symbole oder konnte ihr sonst irgendwie helfen, zu Taylor durchzudringen.
»Du möchtest meinen Verdächtigen verhören?« Er klang nicht gerade erfreut.
»Nein, natürlich nicht. Ich würde ihm nur gern einige Fragen über Taylor stellen, vielleicht finde ich so heraus, womit ich ihr helfen kann. Weil wir doch an einem Strang ziehen, oder? Weil es sich nicht gegenseitig ausschließen muss, meiner Patientin beizustehen und bei den Ermittlungen mitzuhelfen?«
»Das waren meine Worte, nicht wahr?« Er lachte leise in sich hinein. »Na gut. Ich sag dir Bescheid, sobald wir ihn aufgespürt haben. Versprechen kann ich nichts, aber ich werde versuchen, dir ein paar Minuten mit ihm zu verschaffen.«
»Danke dir. Außerdem würde ich sehr gern noch mal in die Klinik, um Taylor wiederzusehen.« Warum nicht alles auf eine Karte setzen, solange sie eine Glückssträhne hatte?
Er zögerte. »Weil das beim letzten Mal so gut funktioniert hat?«
Aimee schloss die Augen und versuchte das Bild von Taylor zu verdrängen, die sich das Gesicht aufkratzte. »Nein. Weil ich wissen muss, dass es ihr gut geht, und ich bezweifle, dass sie mich zu ihr lassen, ohne dass ihnen jemand Feuer unterm Hintern macht.«
»Und was hast du vor, wenn du dort bist? Willst du noch mehr Zeichnungen mitbringen?«
»Nein! Ich will mich wirklich nur vergewissern, dass mit ihr alles in Ordnung ist. Vielleicht eine Zeit lang bei ihr sitzen.« Sie hatte Taylor vorerst genug zugesetzt.
»Was zum Teufel soll das bringen?«
»Ich möchte, dass sie sich in meiner Gegenwart wieder sicher fühlt, und das kann einige Zeit dauern.«
»Aimee –«
Sie unterbrach ihn. »Bitte, Josh.«
Wieder zögerte er. Sie meinte seinen Atem spüren zu können, fühlte förmlich, wie sich sein Brustkorb hob und schwer atmend wieder senkte. »Aimee, wir ermitteln in einem Mordfall. Einfach so herumsitzen und nichts tun, kommt da nicht infrage.«
»Das gilt für dich, aber nicht für mich. Du müsstest mich nur da reinbringen«, bat sie ihn inständig.
Er antwortete erst nach einer ganzen Weile. »Na schön.«
Sie verabredeten eine Zeit und legten auf.
Aimee schaute auf die Uhr. Sie hatte noch ein paar Minuten, ehe ihr nächster Patient dran war, also schlug sie Taylors Akte auf. Sie war überzeugt, dass in ihr der Schlüssel verborgen war, der Taylor aus ihrem emotionalen Gefängnis befreien konnte.
12
Lois Bradley war ihnen widerstandslos gefolgt, hatte nur leise unwillig vor sich hingemurmelt, als sie ihr Handschellen angelegt und sie auf die Rückbank des Wagens verfrachtet hatten.
Josh betrachtete sie durch das Guckloch des Befragungszimmers. Sie hatten ihre Zeugin in einen der komfortableren Räume gebracht: mit Stühlen, einem Tisch und Teppichboden. Dennoch blieb es ein Verhörraum, und Lois Bradley wusste nur zu gut, was das bedeutete. Sie saß mit gesenktem Kopf und verschränkten Armen am Tisch wie ein Häufchen Elend. Josh bekam plötzlich Mitleid mit ihr. Was für eine Chance bot das Leben, wenn einen die eigene Schwester für sechzig Mäuse verriet?
Elise öffnete die Tür und marschierte in den Raum. »Hallo, Mrs Bradley.«
Lois Bradley blickte mit tränenverhangenem Blick zu ihr auf. »Ich habe nichts getan! Ich schwöre, dass ich nichts getan habe! Ich weiß nicht mal, was diesen Leuten zugestoßen ist.«
»Diesen Leuten?«, fragte Elise und setzte sich Lois gegenüber. »Von welchen Leuten reden wir?«
Bradley wirkte verwirrt. Josh fiel es nicht schwer, ihren Gesichtsausdruck zu deuten: Sie fragte sich, ob sie bereits einen Fehler begangen hatte. Überlegte, ob sie vielleicht vorschnell das falsche Verbrechen abgestritten hatte.
Da lag sie nicht unbedingt daneben, es schadete jedoch nicht, sie ein wenig zappeln zu lassen. Josh nahm neben Elise Platz, die Bradley nicht aus den Augen ließ.
»Also, von welchen Leuten reden wir hier, Lois?«, wiederholte Elise ihre Frage.
»Den D-D-Dawkins«, stammelte Bradley. »Um die geht es doch, oder etwa nicht? Ich schwöre, ich
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