Im Netz der Angst
versucht worden, aber es funktionierte so einfach nicht.
Er zuckte mit den Achseln. »Wenn du das sagst.«
»Wie laufen die Ermittlungen?«, wollte sie wissen.
Wolf blickte auf sie hinunter und legte den Kopf schräg. »Du erwartest doch nicht wirklich eine Antwort darauf, oder etwa doch?«
»Habt ihr Flick aufspüren können?«
Er sah sie einfach nur an, ohne zu antworten.
»Denkst du, er hat etwas damit zu tun?«, drängte sie.
»Dr. Gannon …«, begann Josh.
»Aimee«, unterbrach sie ihn.
»Dr. Gannon«, wiederholte er mit fester Stimme. »Ich kann keinerlei Einzelheiten einer laufenden Ermittlung besprechen.«
Was für eine Laus war dem denn über die Leber gelaufen? Aimee hatte zumindest erwartet, dass er ihr verriet, ob Taylor immer noch als verdächtig galt. Sie hatte gehofft, er würde ihr wieder die Hand ins Kreuz legen, bis sich diese angenehme Wärme in ihrem Körper ausbreitete. Sie hatte auch auf den Anblick seines Lächelns gehofft, wollte spüren, wie ihr ein Schauer den Rücken hinaufkroch, wenn er ihr mit seiner tiefen Stimme etwas ins Ohr flüsterte.
Sie gab sich einen Ruck. Auch gut. Schließlich war sie wegen Taylor hier und nicht, um mit dem Polizisten zu flirten, der ihrer Patientin das Verbrechen in die Schuhe schieben wollte.
Sie trafen Taylor erneut im Aufenthaltsraum an. Dort saß sie leicht vornübergebeugt und sich sanft wiegend auf einem Stuhl. Das Stoffhündchen, das Marian und Aimee in ihrem Zimmer gefunden hatten, hielt sie fest im Schoß umklammert. Dieses Mal saß ein junger Mann bei ihr, den Aimee noch nicht kannte. Er beugte sich zu Taylor, sah sie eindringlich an und redete leise auf sie ein. Aimee spitzte die Ohren.
»Es tut mir so leid, Taylor. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr«, sagte er sichtlich niedergeschlagen. »Wenn es irgendeine Möglichkeit gäbe, das alles wiedergutzumachen, dann würde ich es tun. Ich hoffe, du weißt das. Ich hoffe, du kannst mich hören.« Als er den Blick hob, bemerkte er Aimee und Josh.
Sofort sprang er auf, wie ein Kind, das mit der Hand in der Keksdose erwischt worden war. »Detective Wolf«, murmelte er schüchtern.
Aimee ging auf ihn zu. »Hallo, ich bin Dr. Gannon, Taylors Therapeutin.«
»Oh«, antwortete er, und seine Züge entspannten sich. »Ich bin Sean Walter. Ich habe für Taylors Vater gearbeitet.«
»Schön, Sie kennenzulernen«, sagte Aimee und gab ihm die Hand. Er besaß nicht die magnetische Anziehungskraft seines Vaters, aber das war ihr nur recht. Denn in Carl Walters Nähe fühlte sie sich nie wirklich wohl.
»Ich wollte nur kurz nach Taylor sehen und sie wissen lassen, dass wir an sie denken. Ich werd dann mal wieder gehen«, beeilte er sich zu sagen.
»Ist schon in Ordnung«, sagte Aimee und legte Taylor eine Hand auf die Schulter. Erleichtert stellte sie fest, dass das Mädchen nicht vor der Berührung zurückwich. »Ich wollte euch nicht unterbrechen. Ich kann mir auch erst einen Kaffee holen und dann wiederkommen, wenn du möchtest.«
Da ergriff Taylor Aimees Hand.
Kyle konnte nicht fassen, dass Aimee die kleine Prinzessin auf der Erbse schon wieder besuchte. Ihn hatte sie nie besucht! Nicht ein einziges Mal – dabei war er monatelang in Vacaville gewesen. Was war so besonders an diesem bescheuerten Mädchen? Ihre Eltern waren tot, pah! Kyles Mutter war gestorben, als er noch klein war, aber ihm hatte das keinerlei warme Worte von Aimee eingebracht.
Er zündete sich mit zittrigen Fingern eine Zigarette an und nahm einen tiefen Zug. Da war dieser Moment gewesen, als Aimee über den Parkplatz gelaufen und genau zu den Büschen hinaufgeschaut hatte, in denen er sich versteckt hielt. Sie konnte ihn nicht sehen, aber spürte sie ihn vielleicht? Wusste sie, dass er sie heimlich beobachtete? Bei dem Gedanken schlug sein Herz schneller und er leckte sich über die Lippen. Da war etwas zwischen ihnen! Er wusste es. Dieser Blick war ein eindeutiger Beweis dafür.
Andererseits war der Bulle schon wieder da. Aimee erlaubte dem Arschloch immer noch, sich in ihrer Nähe aufzuhalten. Dagegen würde er etwas unternehmen müssen. Was genau, wusste er noch nicht sicher, aber ihm würde schon was einfallen.
Zunächst musste er darüber nachdenken, wie er Aimee mitteilen konnte, dass er in ihrer Nähe war. Er wusste von dieser blödsinnigen einstweiligen Verfügung, also würde er vorsichtig sein müssen. Er brauchte eine Strategie.
In seinem Kopf nahm ein Plan Gestalt an.
Aimee hätte beinahe einen Satz
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