Im Netz der Angst
wusste genau, wo er ein ganz spezielles Geschenk für Aimee herbekommen würde. Hoffentlich würde sie seine Botschaft verstehen. Selbstverständlich würde sie das! Sie war klug. Sehr klug. Also würde sie auch erkennen, dass Kyle nur ihr Bestes wollte. Sie würde einsehen, dass er das alles nur für sie tat. Sie musste verstehen, dass er der Richtige für sie war. In so vielen Dingen hatte Aimee ihm die Augen geöffnet – jetzt war es an der Zeit, dasselbe für sie zu tun.
Er wusste von den tief vergrabenen Geheimnissen dieses Fieslings. Kyle schlang die Arme um den Oberkörper und lachte über seinen Wortwitz. Und er, Kyle, würde Aimee diese Geheimnisse offenbaren. Mochte sie das vielleicht zuerst ängstigen, später war sie ihm bestimmt dankbar. So wie er ihr wegen all der Dinge, die sie ihm gezeigt hatte, dankbar gewesen war, obwohl es ihm ebenfalls Angst gemacht hatte, darüber zu reden und über all das nachzudenken.
Kyle stellte sich vor, wie Aimee sich bei ihm bedankte. Sie würde auf ihn zuschreiten. Ihn anlächeln. Die Arme ausbreiten, um ihn dann ganz festzuhalten. Vor seinem geistigen Auge schmiegte er sich an ihre weiche Brust und sog den frischen Duft ihres Haars ein. Seine Hände würden ihre Taille umfassen und sie zu sich heranziehen. Sie würde ihm anregende Worte ins Ohr flüstern. Ihm sagen, wie froh sie darüber war, dass er in ihr Leben getreten war. Seine Stärke und Klugheit loben. Sie würde ihm dafür danken, dass er ihr die Wahrheit über die Menschen in ihrem Umfeld enthüllt hatte, und ihm versichern, dass sie nur ihm allein vertrauen konnte, so wie sie umgekehrt die Einzige war, der er vertraute. Sie würden für immer zusammen sein. Ein Team. Das sich gemeinsam der ganzen Welt stellte und sich durch nichts und niemanden unterkriegen ließ.
Er berührte sich im Schritt. Unter der Jeans war er verdammt hart. Rasch sah er sich um. Er hatte sich gut versteckt; niemand konnte ihn sehen. Um das Geheimnis des hübschen Jüngelchens konnte er sich auch später noch kümmern.
Also rollte er sich auf den Rücken, zog den Reißverschluss seiner Jeans auf und schloss die Augen. Während er seinen Schwanz fest umschloss, dachte er wieder an Aimee, wie sie mit weit ausgebreiteten Armen auf ihn zukam.
»Tja, wer ist kein Fan von einer guten Ratatouille?«, fragte Simone, als der gleichnamige Film zu Ende war. Sie saß gemütlich am Couchende eingekuschelt und hatte ein Glas Rotwein in der Hand.
»Ich«, sagte Brian, ihr Ehemann, und hob den Jüngsten vom Boden hoch, wo er eben eingeschlafen war. »Ich hasse Auberginen! Die sind schleimig, selbst dann, wenn sie nicht von Ratten zubereitet werden.«
»Könntest du Dylan halbwegs wach bekommen, sodass er noch schnell pinkeln geht, ehe du ihn ins Bett legst?«, fragte Simone.
»Ich versuch’s.« Brian ging mit Dylan über der Schulter aus dem Zimmer.
»Ihr zwei solltet auch eure Zähne putzen und auf die Toilette gehen«, sagte Simone an ihre beiden anderen Söhne gewandt.
»Mom!« Connor – Simones Ältester, mittlerweile stolze elf Jahre alt – schoss die Röte ins Gesicht. Er warf Aimee, die sich in der anderen Couchecke ebenfalls mit einem Weinglas niedergelassen hatte, einen Seitenblick zu. »Geht’s vielleicht auch etwas leiser?«
Simone riss die Augen auf. »Und das von dem Kind, das erst gestern nackt durch mein Haus gerannt ist, um der Müllabfuhr zuzuschauen?«
»Das war nicht gestern, Mom«, wehrte sich Connor und lief nun dunkelrot an. »Das war vor fünf Jahren oder so.«
»Schön. Bitte mach dich bettfertig, Connor! Du auch, Jackson!« Simone wedelte mit den Händen, wie um sie zu verscheuchen.
Als die beiden Jungen sich auf den Weg machten, sagte Jackson: »Ja, Connor, geh endlich pinkeln!«
»Halt die Klappe!« Connor gab Jackson einen Stoß.
Jackson schubste zurück und dann liefen sie raufend den Flur entlang.
Simone verdrehte die Augen. »Was hab ich bloß getan, um so viel Testosteron verdient zu haben?«
»Einen Mann mit schnell schwimmenden Y-Chromosomen geheiratet?« Aimee lächelte. Simone liebte ihre Vorrangstellung als einzige Frau in einem Haus voller Männer. Und sie liebte es, sich zu beklagen.
»Es sollte einen Test für sie geben, ehe man einwilligt, sich mit ihnen fortzupflanzen«, schimpfte Simone.
»Du kannst dich glücklich schätzen, und das weißt du auch.« Aimee stand auf und gähnte. Eine anstrengende Woche lag hinter ihr. Während sie Brians selbst gemachten Burger gegessen und den guten
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