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Im Netz der Angst

Im Netz der Angst

Titel: Im Netz der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Carr
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Wein getrunken hatte, den er ihr dazu eingeschenkt hatte, war mehr und mehr Anspannung von ihr abgefallen. Sie würde gern noch bleiben. Andererseits lockte ihr eigenes Bett.
    »Ich sollte gehen. Ich denke, für mich ist auch Schlafenszeit.« Sie zitterte ein wenig. So spät abends war die Strecke von Simones Haus zu ihrer Wohnung oft wie ausgestorben.
    Simone betrachtete sie aufmerksam. »Soll Brian dich nach Hause fahren? Ich könnte dir morgen früh dein Auto bringen, wenn du mich dafür nach unserer Joggingrunde wieder hier absetzt.«
    Das klang gut. Aber auch ganz schön feige. »Ach, es ist doch nicht weit, und so viel habe ich ja gar nicht getrunken.«
    »Ich denke ja auch nicht, dass du zu viel getrunken hast, um noch zu fahren. Du weißt, dass ich es nicht deswegen vorgeschlagen habe.« Simone verzog den Mund.
    »Und genau deswegen lehne ich auch ab. Mir geht es gut. Ich bin drüber weg.«
    »Dann solltest du langsam auch wieder zurück in den Sattel.«
    Aimee zog sich die Schuhe an. »Wie meinst du das?«
    »Was hast du heute Abend hier zu suchen gehabt?«
    »Ein Abendessen und einen Film.« Sie lächelte. »Das klassische amerikanische Date. Was soll daran verkehrt sein?«
    »Verkehrt daran ist, dass du mit Brian und mir verabredet warst! Du solltest einen richtigen Kerl treffen, ein echtes Date haben!«
    »Versuchst du mir schonend beizubringen, dass das mit uns nichts Ernstes ist? Dass du unsere Beziehung nicht vertiefen möchtest?«, zog Aimee ihre Freundin auf.
    Simone schnappte sich ein Sofakissen und warf nach ihr. »Ich denke nur, dass du was Besseres verdient hast!«
    Brian kam herein. »Ich fühle mich irgendwie ausgeschlossen. Darf ich wenigstens zusehen?«
    Simone warf ein weiteres Kissen nach ihrem Ehemann.
    Aimee umarmte ihre Freundin zum Abschied und ließ sich von Brian zum Wagen bringen.
    »Hey, hör mal«, sagte er leicht verlegen. »Ich habe mitbekommen, worüber du und Simone geredet habt. Sie hat recht, weißt du? Es ist immerhin ein Jahr her, seit du und Danny euch getrennt habt, oder nicht?«
    Manchmal war der Schmerz über die gelöste Verlobung noch so stark, dass es ihr vorkam, als sei es erst gestern gewesen. Dann wieder kam ihr die Frau, die sich bei Wochenendausflügen ins Napa Valley und Skiurlauben am Lake Tahoe verliebt hatte, wie eine Fremde vor. Aber Brian hatte recht. Nächsten Monat würde es genau ein Jahr her sein, seit sie Danny den Ring seiner Großmutter zurückgegeben hatte und ihn ohne einen einzigen Blick zurück aus der Tür hatte gehen sehen.
    »Ungefähr ein Jahr. Stimmt.«
    Sie drückte auf die Funkfernbedienung für den Wagen, der sich mit einem Doppelpiep entsicherte.
    »Danny war ein Idiot«, sagte Brian. »Er hätte bei dir bleiben sollen.«
    »Er hat sich alle Mühe gegeben, Brian. Ganz so einfach ist es nicht.« Aimee umarmte Brian und stieg in den Wagen. Er winkte und ging wieder ins Haus, als sie die Straße hinunterfuhr. Er war ein netter Kerl und meinte es ja nur gut; aber das konnte er eben einfach nicht verstehen.
    Traumatische Erlebnisse hinterließen Narben auf der Seele. Nach dem ersten Schock und der anschließenden Taubheit war Aimee damals von unbändigem Zorn gepackt worden. Zunächst hatte sie das gar nicht realisiert. Sie hatte keine Lust mehr gehabt, sich mit Freunden zu verabreden. Danny hatte versucht, sie mit einem Ausflug in das Weinanbaugebiet zu ködern, wo er mit ihr einige der Orte besuchen wollte, an denen sie sich verliebt hatten. Beim Packen hatte sie jedoch derartige Heulkrämpfe bekommen, dass er die Reise wieder abgesagt hatte.
    Seltsam, wie leicht Depressionen bei anderen und wie schwer sie bei einem selbst zu erkennen waren. Den Zorn hatte sie ebenfalls lange nicht bemerkt. Erst als es zur Gerichtsverhandlung gekommen war, hatte sie das volle Ausmaß erkannt.
    Ihre Rachelust hatte keine Grenzen gekannt. Obwohl sie es nicht über sich gebracht hatte zu lügen, was Kyles kriminelle Tendenzen anging, so war sie doch auch nicht in der Lage gewesen, ihn zu verteidigen. Sie hatte den Geschworenen nicht erklärt, warum Kyle sich gerade auf sie fixiert hatte – weil sie die erste für ihn verantwortliche Frau gewesen war, die ihn weder verlassen noch verraten hatte.
    Selbstverständlich galt das jetzt nicht mehr. Sie hatte ihn verraten. Und da sie den Geschworenen diese Informationen vorenthalten hatte, war sie keinen Deut besser als seine Stiefmutter, die einfach zugesehen hatte, wie ihre Söhne den Kleinen als persönlichen

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