Im Netz der Meister 2
Orgasmus, als Simone laut zu lachen begann und sich zu Gerald umdrehte, der den Stock schon lange hatte sinken lassen und breit grinste.
Hans nestelte sein Handy aus der Hosentasche und stellte den Vibrationsalarm aus. »Ich geh dann mal wieder an die Arbeit. Entschuldigung, Madame.«
Die Umstehenden, die das Spiel verfolgt hatten, verließen schmunzelnd den Raum. Simone zog ihr Kleid wieder an. Sie gingen zurück an ihren Tisch und rauchten eine, die Stimmung war gelöst und heiter.
Sie kamen mit anderen Gästen ins Gespräch und unterhielten sich mit Thomas. Der stellte ihnen Anita vor, eine quirlige Rothaarige, die später splitternackt, bis auf ein adrettes, gestärktes weißes Servierschürzchen, umherging und Fingerfood servierte. Simone nahm sich ein Stück gegrilltes Schweinefilet und Lachskanapees. Sie trank noch einen Prosecco, den dritten. Sie fühlte sich pudelwohl, trotz des entgleisten Spiels.
Gerald schien sich ebenfalls zu amüsieren.
Zwei Tische weiter stand ein kleiner, dicker Mann. Er fiel Simone auf, weil er einen schwarzen Schlapphut trug und weil er sie mit hellen Fuchsaugen fast ununterbrochen beobachtete. Er hatte seinen dünnen Ziegenbart zu einem Zöpfchen gezwirbelt, das von seinem kaum konturierten Kinn keck abstand. Das Gesicht kam ihr bekannt vor, und sie überlegte fieberhaft, ob er ein Kunde aus dem Buchladen war oder ein Vertreter. Sie hätte schwören können, den feisten Dauergrinser zu kennen. Er rauchte eine nach der anderen, schnippte die Asche auf den Boden und trank ab und zu einen Schluck Kölsch aus der Flasche.
»Kennst du den Typen?«, wandte sich Simone an Thomas.
»Ja, das ist Herr Scheißkerl aus dem HLF.«
Jetzt wusste Simone, woher sie das Gesicht kannte. Gerald schüttelte ungläubig den Kopf: »Wenn sich einer so nennt, wird er wohl wissen, warum.«
»Nehmt es mir nicht übel, wenn ich dazu nichts sage, er ist Stammgast hier«, sagte Thomas.
Man sah Herrn Scheißkerl an, dass er wusste, dass über ihn geredet wurde, denn er grinste noch breiter, zeigte dabei eine Reihe kurzer gelber Zähne und tippte sich mit dem Finger lässig an die Hutkrempe. Simone fand ihn unheimlich.
Plötzlich kam er langsam und o-beinig auf sie zu, die Zigarette im Mundwinkel, das Bier in der Hand, das Grinsen von Ohr zu Ohr, das Zopfbärtchen zuckte. Seine Stimme klang fies, als er sagte: »Wir kennen uns, nicht wahr, werte Dame?«
»Nicht dass ich wüsste.«
»Aber ja, Sie sind Chatterley aus dem HLF, und ihr Begleiter ist der, über den kürzlich als Dieb im Forum geredet wurde.«
Sie fand ihn widerlich. Ein schmieriger kleiner Kettenraucher mit gelben Fingern und schwarzen Nägeln, sie bemerkte es im Schein der Glut, als er an der Zigarette zog.
»Und Sie sind Scheißkerl, wie ich eben hörte?«
» Herr Scheißkerl, werte Dame, Herr !«
Simone verdrehte die Augen. »Vielen Dank für die Begrüßung und noch einen schönen Abend«, sagte sie und dreht ihm ruppig den Rücken zu. Scheißkerl watschelte an seinem Platz zurück.
Er starrte Simone unverwandt an.
Eine junge Frau am Nebentisch winkte ihr zu. Simone ging hinüber. »Ja?« Die Frau streckte ihr die Hand entgegen, beugte sich vor und flüsterte: »Ich bin die Gabi, Gabi aus Deutz, im HLF heiße ich Sklavin Gabi 69.« Sie zog Simone am Arm in eine Ecke des Raumes. »Ich hab gesehen, dass Scheißkerl dich angequatscht hat. Mensch, sei bloooß vorsichtig! Der sorgt nämlich dafür, dass sein Name auch wirklich zu ihm passt. Meine Freundin hat mit dem zusammengelebt, drei Monate, ne ganz fiese Type, ganz fies.« Eigentlich hatte Simone jetzt keine Lust auf Forentratsch, aber Gabi schien sehr aufgeregt zu sein und unbedingt etwas loswerden zu wollen. Sie hielt Simone am Arm fest und holte kaum Luft beim Erzählen: »Scheißkerl lebt davon, sich bei anderen durchzufressen, der ist arbeitslos, weißt du, seit Jahren schon. Immer online, Tag und Nacht. Der frisst sich bei den Frauen durch, bei einer nach der anderen. Bei meiner Freundin Ulla hatte er sich auch eingenistet, monatelang, bis sie ihn vor die Tür gesetzt hat. Da war sie aber schon mit den Nerven zu Fuß, das kannste mir glauben.«
Gabi hielt einen Moment inne, schaute Simone an. »Wie heißt du eigentlich?«
»Chatterley.«
»Ach, du bist Chatterley? Die Frau von dem Typen, der neulich dem Breitmaulfrosch den Gästebucheintrag geklaut hat?«
»Was? Wem?«
Gabi erklärte: »Anna-Karen-Ina, der Breitmaulfrosch, der gerne Julia Roberts wäre!«
Nun musste
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