Im Netz der Meister 2
angeflötet hat.« Simone ärgerte sich sofort, dass sie das gesagt hatte, denn sie wollte Gabi, auch wenn sie nett war, nichts Privates preisgeben.
Zum Glück war es Gabi wichtiger, zu erzählen als zuzuhören. »Seine Weiber werden alle so lange hingehalten, bis er sie gebrauchen kann, und während der Zeit spielt er eine gegen die andere aus. Zu Ulla hat er immer gesagt: Ich will doch nur dich ficken, nur du bist wirklich schön und nicht diese kaputten Barbies. Dabei hat er das zu jeder gesagt. Ulla hat ihm jedes Wort geglaubt, aber sie wollte ihm ja auch glauben. Schön ist die nämlich nicht. Aber lieb, das ja, lieb ist sie. Er hat ihr die ganzen Ersparnisse abgeschwatzt; sie hat sie ihm geschenkt! Zwanzigtausend Euro! Jawohl. Gehirnwäsche hat er mit Ulla gemacht, sie ist jetzt in Therapie. Ich wollte dich nur warnen, weil ich eben gesehen habe, dass er dich angesprochen hat.« Gabi verabschiedete sich mit einem verschwörerischen: »Pass auf dich auf.«
Herr Scheißkerl stand immer noch wie ein Denkmal an seinem Platz. Nur das Aufglimmen seiner Kippe bewies, dass er keine Statue mit Schlapphut war.
Als Simone zurück zu Gerald kam und ihm von dem Gespräch erzählen wollte, winkte er ab. »Ich habe keine Lust auf euer Getratsche.« Er hatte sich die ganze Zeit mit Thomas und Anita unterhalten. Simone bestellte bei Hans noch einen Prosecco. Dann erzählte sie Gerald trotzdem von Herrn Scheißkerl. Er schüttelte ungläubig den Kopf.
Es war schon spät, lange nach Mitternacht, als Simone das Trio die Eisentreppe des Gewölbekellers hinunterkommen sah. Vorneweg Dominik, der Alterspräsident vom SMutzig-Stammtisch. Fast hätte sie ihn in seinem ärmellosen Lederhemd, der Lederhose und den hohen Stiefeln nicht erkannt, er wirkte ganz anders als neulich in Zivil. Ein bildhübscher junger Bursche mit blanker Glatze kam mit ihm die Treppe herunter. Er trug eine große Tasche, aus der ein Bündel Rohrstöcke herausragte. Hinter den beiden ging eine Frau, wie Simone noch nie eine gesehen hatte. Sie war klein, vollschlank und hatte ihr weißblondes kurzes Haar streng nach hinten gekämmt. Sie war ungeschminkt und angezogen wie ein Kerl: Zu einem Anzug mit Tarnmuster trug sie schwere Springerstiefel. Simone beobachtete die drei fasziniert. Wer war da wer?
Dominik war ein dominanter Mann, oder? Nein, er trug ein breites Halsband. Simone überlegte. Er war vielleicht Switcher? Und die Frau im Tarnanzug war seine Domina? Aber die war mindestens zwanzig Jahre jünger. Kann eine so junge Frau einen älteren Mann, Simone schätzte ihn auf Anfang fünfzig, dominieren? Naja. Diese sicher. Sie sah gefährlich streng aus. Und was machte der junge Schönling dabei? Simone ließ die drei nicht aus den Augen.
Thomas ging hin und begrüßte sie, und als die Frau im Tarnanzug lächelte, veränderte sich ihr Gesicht. Nicht, weil sie perfekte perlweiße Zähne zeigte, sondern weil der blasiert strenge Ausdruck von vorhin jetzt einem offenem, strahlenden gewichen war.
Als Thomas Simone und Gerald darauf hinwies, dass die Göttin und Dominik gleich spielen wollten, war Simones Verblüffung perfekt.
»Die Göttin?«
»Ja, das ist ihr SM-Name«, sagte Thomas. »Die beiden leben zusammen, seit ein paar Jahren schon.«
»Wer? Der Glatzkopf und sie?«
»Nein, die Göttin und Dominik.«
Simone bestellte sich einen Kaffee. Ihr war schon schwindelig von dem Prosecco, sie musste wieder nüchtern werden.
Das Spiel wollte sie sehen.
Die Göttin setzte sich auf die Streckbank und gab dem jungen Burschen eine kurze Anweisung. Der nahm nun Dominik vorsichtig die Brille ab und verstaute sie in einem Etui, das er auf der Streckbank deponierte. Dann zog er ihm das Oberteil aus und den Gürtel aus der Hose. Er verband ihm die Augen.
Der junge Kerl trug nur eine Lederhose und Stiefel, sein Oberkörper war auch nackt. Er war muskulös, durchtrainiert, hatte eine sehr gute Figur. Simone setzte sich neben die Göttin. Sie begrüßten einander mit einem Kopfnicken. Simone sah sich den jungen Sklaven genau an.
Echt sexy, dachte sie, markantes Gesicht, eigenwilliges Kinn, schöne Augen und kein einziges Haar am Körper. Geil. Die rasierte Glatze passt zu ihm.
Er schob Dominik nun unter den Flaschenzug und sah kurz zur Göttin. Die musste ihm irgendein Zeichen gegeben haben, denn er nickte und befestigte Dominik an den Ketten in der Mitte des Gewölbes, dann zog er dessen Arme mit dem Flaschenzug so hoch, dass sie ganz gestreckt waren.
Er begann,
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