Im Netz der Meister 2
länger, Simone hatte kein Zeitgefühl, über dem Kopf gehalten hatte. Die Göttin schob ihn behutsam an eine Wand und stellte ihn dort hin. Sie streichelte sein Gesicht, strich sanft über die Augenbinde, flüsterte ihm etwas ins Ohr. Dann packte sie den Glatzkopf am Arm, sagte etwas zu ihm, und er ging in die Knie.
Fasziniert und erregt sah Simone, wie er Dominik die Hose öffnete und das tat, was seine Herrin ihm befohlen hatte. Die Göttin stellte sich halb seitlich neben ihn und legte ihr Knie fest auf Glatzkopfs Schulter. Dabei streichelte sie Dominik zärtlich.
Langsam wurden die Zuschauer wieder munter, zerstreuten sich, redeten, tranken, lachten, Spiele begannen in fast allen Räumen.
Simone bestellte für sich und Anita noch einen Prosecco.
»Hat dir das gefallen?«, fragte sie Gerald. Er zuckte die Schultern. »Weiß nicht. Ich steh nicht auf Männer.«
Anita mischte sich ein: »Die spielen immer so, das ist echt ein Erlebnis«. Sie hatte ihre Servierschürze ausgezogen und war nackt, bis auf die Schuhe.
Hans kam an den Tisch, brachte die Getränke und nahm den vollen Aschenbecher mit. Simone und Anita prosteten sich zu und unterhielten sich über die Session, die sie eben gesehen hatten.
Sie hatten beide einen heftigen Schwips, es war inzwischen drei Uhr früh. Gerald machte ein mürrisches Gesicht, aber auf Simones Frage, ob er nach Hause möchte, antwortete er nicht.
Sie wollte ihre Zigarettenasche abstreifen und suchte den Aschenbecher. Thomas sah ihren Blick. »Was suchst du nen Ascher, wenn Anita hier steht?«, fragte er und grinste breit. Er nahm Simone die Kippe aus der Hand, Anita legte ohne Aufforderung den Kopf in den Nacken und Thomas aschte in ihren offenen Mund.
Simone schluckte.
Später, Anita und sie hatten noch zwei Prosecco bestellt und bereits mehrfach und innig Brüderschaft miteinander getrunken, fragte Simone, warum sie das täte, das mit der Asche.
»Er findet’s geil und ich mach’s, weil er’s gut findet.«
»Ver-schte-he«, sagte Simone. Sie war jetzt sehr betrunken, und es war höchste Zeit, nach Hause zu fahren.
»Ich muss nomal auf Tolette un dann mussich ns Bett«, lallte sie. Dabei sah sie besorgt zu der Eisentreppe, die wie ein hohes, unüberwindbares Hindernis aufragte. Sie konnte in den Pumps kaum noch stehen, und auch ohne Schuhe hätte ihr das Gehen Probleme bereitet. Sie sah verzweifelt zu Anita.
Simone nuschelte: »Ich kann ds nch! Da kommichnichhoch.«
Anita machte einen Hopser zur Seite, legte sich auf die Erde, riss den Mund auf und rief: »Du brauchst doch nich auf Klo! Komm her! Ich nehm alles!«
Simone grinste, schwankte zu ihr, hockte sich über ihr Gesicht und fingerte mit einer Hand ihren Slip zu Seite. Sie bemühte sich, zu pinkeln, es kam aber nichts. Plötzlich konnte sie das Gleichgewicht nicht mehr halten, fiel einfach zur Seite und lag wie ein Käfer auf dem Rücken. Sie und Anita wälzten sich lachend auf dem Boden.
Niemand bemerkte, dass Herr Scheißkerl noch immer unter der Treppe stand und die ganze Szene mit dem Handy fotografiert hatte.
Praxis Dr. Armin Wenzel
Chiffre W 23 09 62/ Diagnosen:
Mittelgradige depressive Episode ICD 10: F32.1
Nikotinabusus ICD 10 : F17.1
Störung der Sexualpräferenz: ICD 10: F65.5
Therapieziele und Prognosen
Als Therapieziele wurden vereinbart:
1.) Hilfe zur Bewältigung der Depression und der aktuellen Krise. Frau S. will ihr emotionales Chaos ordnen, um wieder strukturiert denken und handeln zu können.
Aufbau eigener, realer statt virtueller Aktivitäten und Erneuerung sozialer Kompetenzen, damit das Selbsteffizienzerleben reaktiviert und gestärkt, Eigeninitiative und Handlungsfähigkeit wieder erlangt werden.
2.) Sich von der Tabakabhängigkeit endgültig befreien und dauerhaft nikotinfrei leben können.
3.) Überprüfung und ggf. Neubewertung von gelernten Grundeinstellungen und Werten, um eine auch an eigenen Bedürfnissen orientierte realistische Planung von Zielen und Aufgaben in der jetzigen Lebensphase und deren sozial kompetente Umsetzung zu ermöglichen.
Die Prognose ist aufgrund der hohen Motivation und der guten Ressourcen von Frau S. optimistisch zu stellen.
9
Nach dieser Nacht überschlugen sich die Ereignisse, Simone konnte später nicht mehr sagen, womit die Eskalation begonnen hatte. Vielleicht war es der Partyabend mit den vielen Eindrücken gewesen, den sie volltrunken beendet hatte.
Ihr Schädel dröhnte, als sie erwachte. Ihre Augen waren von krümeliger
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