Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)
an und hinterließ eine Nachricht. Danach sprach sie zum dritten Mal auf Brittanys Mailbox und rief Jared an. Er ging beim ersten Klingeln ran.
»Gott sei Dank«, sagte sie.
»Was ist los?«
»Cathy hat mich angerufen, nachdem du meine Wohnung verlassen hast. Sie wollte, dass ich Brittany von der Schule abhole. Jetzt warte ich schon mindestens zwanzig Minuten und sie ist nicht da. Ich kann sie nirgends finden. Was soll ich nur machen?«
»Beruhige dich, Lizzy. Atme tief durch. Solltest du sie nach der Schule nach Hause fahren?«
»Nein. Cathy hat mich gebeten, mit Brittany zum Zahnarzt zu gehen. Sie hat dort um viertel vor vier einen Termin. Das war vor fünf Minuten.«
»Meinst du, dass vielleicht sonst jemand Brittany dorthin gebracht hat?«
»Ich weiß nicht. Ich weiß es wirklich nicht.«
»Lizzy«, sagte er mit fester Stimme. »Nur keine Panik. Davon wird alles nur noch schlimmer.«
Ihre Hände zitterten und ihr stockte der Atem.
»Soll ich beim Zahnarzt anrufen?«
Lizzy atmete tief durch. »Die Praxis ist nur fünf Minuten von hier entfernt. Ich fahre jetzt dorthin«, sagte sie und rannte in Richtung Parkplatz. »Sei so gut und hab dein Handy griffbereit.«
»Mach ich. Sag mir Bescheid, wenn du sie gefunden hast.«
Lizzy rannte über den Parkplatz.
Tief durchatmen, Lizzy, tief durchatmen
. Sie sprang ins Auto, ließ den Motor an und fuhr los. Mit wem könnte Brittany mitgefahren sein? Dass sie zu einem Fremden ins Auto gestiegen war, konnte Lizzy sich beim besten Willen nicht vorstellen. Sie hatte ihrer Nichte oft genug eingeschärft, so etwas nicht zu tun. Brittany wusste, wie sie sich verhalten sollte, wenn ein Fremder sie ansprach. Vielleicht hatten Freunde ihr angeboten, sie ein Stück mitzunehmen. Vielleicht hatte sie den Zahnarzttermin vergessen.
Lizzy raste bei Gelb über eine Kreuzung, verlangsamte dann aber ihre Geschwindigkeit auf sechzig Stundenkilometer. Ihre Hände zitterten, während sie zweimal hintereinander nach rechts abbog. Wenige Augenblicke später fuhr sie auf den Behindertenparkplatz vor der Zahnarztpraxis und sprang aus dem Wagen. Hastig stürzte sie durch die Tür ins Innere.
Die Dame an der Rezeption lächelte. »Was kann ich für Sie tun?«
»Ich bin die Tante von Brittany Warner. Sie ist nicht zufällig hier?«
»Wir haben sie nicht gesehen. Diane hat erst vorhin nach ihr gefragt.«
»Ist der Doktor da?«
»Dr. McMullen ist dreimal die Woche hier und zweimal in seiner Praxis in Auburn. Diane Givens vertritt ihn, wenn er nicht hier ist. Sie ist hinten.«
Lizzy betrat das Sprechzimmer, wo Dr. Givens sich gerade um einen Patienten kümmerte. Sie wollte sich mit eigenen Augen davon überzeugen, ob Brittany da war oder nicht. Die Sprechstundenhilfe lief mit besorgter Miene hinter ihr her und brachte Lizzy dann nach draußen. Sie deutete auf die andere Seite des Parkplatzes. »Sehen Sie das Café dort drüben?«
Lizzy nickte.
»Es ist ein beliebter Treffpunkt für Schüler und Jugendliche. Sie können ja mal nachsehen …«
Lizzy wartete nicht, bis die Frau den Satz zu Ende gesprochen hatte, sondern rannte über den Parkplatz. Die kalte Luft ließ ihre Nase zu Eis gefrieren. Sie stieß die Tür zum Café auf und stürmte hinein. Als sie ein braunhaariges Mädchen zusammen mit zwei Jungs im Teenageralter in einer Sitznische sah, empfand sie eine tiefe Erleichterung. »Brittany«, sagte sie und klopfte dem Mädchen auf die Schulter. »Wegen dir hätte ich beinahe einen Herz…«
Brittany drehte sich um und schaute grimmig drein. Aber es war gar nicht Brittany. Lizzy ging um den Tisch herum, um besser sehen zu können. »Tut mir leid, ich dachte, du wärst meine Nichte. Kennt jemand von euch Brittany Warner?«
Alle drei schüttelten den Kopf. Bestimmt dachten sie, Lizzy hätte den Verstand verloren. Sie wusste, dass sie in ihrem erschöpften Zustand und mit der Beule auf der Stirn völlig fertig aussah, aber das war ihr egal. Sie musste Brittany finden. Sie ging durch das gesamte Café und sah an jedem Tisch nach. Dann sprach sie mit dem Geschäftsführer und nahm sich schließlich noch die Toilette vor, bevor sie sich wieder auf den Weg zurück in die Zahnarztpraxis machte. Sie stand kurz vor dem Zusammenbruch. Ihr Schädel pochte, sie konnte kaum einen klaren Gedanken fassen und ihr zitterten die Knie.
Gib jetzt nicht auf, Lizzy. Bleib ruhig.
Vor ihrem geistigen Auge tauchte blitzartig ein maskierter Mann auf. Er hatte kalte Augen und eine roboterhafte
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