Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)
Stimme.Sämtliche Ereignisse der vergangenen Woche liefen auf genau diesen Moment hin. Sie sah es ganz deutlich. Ein Déjà-vu.
»Brittany war nicht im Café«, sagte Lizzy zu der Frau, die ihr vorhin geholfen hatte.
»Ihre Schwester hat gerade angerufen. Sie möchte, dass Sie auf sie warten. Sie ist gerade auf dem Weg hierher.«
Lizzy nickte. »Falls Sie etwas hören, ich bin draußen.« Plötzlich ertönten ein Kreischen und ein Jaulen im Nebenzimmer. Lizzy hielt inne und horchte. »Was ist das für ein Geräusch?«
Die Frau sah sie misstrauisch an, antwortete aber trotzdem. »Das ist ein Hochgeschwindigkeitsbohrer. So etwas verwendet man bei Kieferimplantaten.«
Lizzy horchte noch eine Weile.
»Zahnärzte verwenden ihn, wenn sie eine solide Halterung für einen Draht oder eine Feder brauchen.«
Das Bohrgeräusch dauerte nur ein paar Sekunden, aber Lizzy wurde davon nervös und bekam Kopfschmerzen. Sie brachte gerade noch ein »Danke« hervor und ging dann nach draußen, um auf Cathy zu warten. Dort setzte sie sich auf die Bordsteinkante, starrte auf ihr Handy und wünschte sich inständig, dass es klingelte.
Montag, 22. Februar 2010, 16:11 Uhr
Als Lizzy gerade ihr Gespräch mit Jared beendete, in dem sie ihm die neuesten Ereignisse mitgeteilt hatte, kam Cathy angefahren und hielt neben dem Bordstein. Lizzy stieg ein und nahm auf dem Beifahrersitz Platz.
»Was ist mit deiner Stirn passiert?«
»Das ist eine lange Geschichte«, sagte Lizzy. »Fahren wir nach Hause und suchen wir Brittany.«
Cathy verließ den Parkplatz und fädelte in den Verkehr auf der Hauptstraße ein. »Brittany geht nicht an ihr Handy«, sagte sie. »Sie geht sonst immer ran.«
»Jared will sich bei dir zu Hause mit uns treffen.«
»Er ist es, oder? Der Spinnenmann. Er hat Brittany, stimmt’s?
Lizzy konnte nicht klar denken. Ihr Hirn war vollkommen leer. Der Spinnenmann konnte Brittany nicht haben. Was Cathy da sagte, ergab keinen Sinn.
»Es ist alles meine Schuld«, sagte Cathy und gab Gas.
»Nein. Du kannst nichts dafür«, sagte Lizzy laut. »Keiner kann was dafür, verdammt noch mal.«
Cathy umklammerte das Lenkrad so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. »Ich hätte sie nie aus den Augen lassen sollen. Ich hätte zu Dad ziehen sollen. Und ich hätte auf dich hören sollen. Du hattest übrigens recht, was Richard angeht. Jemand hat mich angerufen und mir gesagt, wo ich ihn und seine Geliebte finden kann. Ich bin dann zum Hyatt gefahren und hab auf sie gewartet. Und Richard kam tatsächlich mit dieser Frau im Arm aus dem Aufzug.«
Lizzys Puls ging schneller. »Wer hat dich angerufen?«
Die Ampel schaltete auf Rot, aber Cathy sah es nicht sofort. Sie trat auf die Bremse. Reifen quietschten und Cathys Kopf wurde ruckartig nach vorne geschleudert.
Lizzy packte ihre Schwester gerade noch rechtzeitig, bevor sie gegen das Armaturenbrett knallte. Sobald das Auto zum Stehen kam, wandte Cathy sich Lizzy zu. »Alles klar bei dir?«
»Alles klar. Soll ich fahren?«
»Nein. Wir sind gleich da.« Die Ampel sprang auf Grün um. Cathy trat voll aufs Gas.
Lizzy zog ihren Sicherheitsgurt enger.
»Was meinst du, wer mich angerufen hat?«, fragte Cathy.
»Derselbe Mann, der mir den Auftrag erteilt hat, Valerie Hunt zu beschatten. Er wollte dich aus dem Haus locken und deinen Tagesablauf stören.«
Cathy beschleunigte ihre Fahrt.
»Fahr langsamer. Wenn wir im Krankenhaus landen, können wir Brittany nicht helfen.«
Cathy verringerte die Geschwindigkeit, jedoch nicht so stark, wie Lizzy es gerne gesehen hätte. Bäume und Häuser flogen verschwommen an ihnen vorbei.
»Was, wenn er sie hat, Lizzy? Was dann?«
»Sie ist längst daheim«, versuchte Lizzy ihre Schwester zu beruhigen. »Was anderes kann ich mir nicht vorstellen.«
Nach dem Stoppschild bog Cathy scharf nach rechts ab. Sie raste die Straße durch das Wohnviertel entlang und fuhr erst langsamer, als sie ein Kind sah, das einem Hund einen Ball zuwarf. Sie lenkte das Auto in ihre Einfahrt und kam mit quietschenden Reifen zum Stehen. Noch bevor Lizzy den Sicherheitsgurt ablegte, sprang Cathy aus dem Wagen und rannte auf das Haus zu.
Lizzy stieg aus und sah sich um. Die Luft war frisch, kühler als sonst um diese Jahreszeit. Aus ein paar Schornsteinen der umliegenden Häuser stieg Rauch auf. Gegenüber parkte das Zivilfahrzeug des FBI. Sie wollte mit dem Agenten reden und ihn fragen, ob er jemanden im Haus gesehen hatte. Ronald Holt saß auf dem Fahrersitz und las
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