Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)
und die Vergangenheit hinter sich lassen konnte. Als sie jetzt Jared sah, wünschte sie sich, dass zwischen ihnen alles anders verlaufen wäre. Aber so war das Leben. Manchmal liefen die Dinge aus dem Ruder.
Jared ging weiter und hielt auf den hinteren Teil des Hauses zu. Lizzy folgte ihm. Er hatte immer noch einen knackigen Hintern und sie konnte sich noch daran erinnern, wie sich dieser Hintern unter ihren Fingerspitzen angefühlt hatte, als sie vor all diesen Jahren das letzte Mal miteinander geschlafen hatten. Die paar Male, die sie seitdem Sex gehabt hatte, konnte sie an den Fingern einerHand abzählen. Bevor sie eine ernsthafte Beziehung eingehen konnte, musste sie erst einmal mit ihren Problemen klarkommen – eine Tatsache, die die wenigen Männer, mit denen sie ausgegangen war, schnell begriffen hatten. Jetzt, wo sie Jared wiedersah, dachte sie daran, dass ihm kein anderer Mann jemals das Wasser reichen konnte. Anscheinend war er der Typ, der mit zunehmendem Alter immer attraktiver wurde. Lizzy spürte eine tiefe Traurigkeit. »Kann ich die Notiz sehen?«
»Da lang«, sagte er nur. Er drehte sich nicht um und sah sie nicht an, sondern ging einfach weiter. Eins war klar: Er hatte sie nicht hierherkommen lassen, um belanglosen Small Talk zu machen. Das hier war kein Wiedersehenstreffen alter Freunde. Es war rein dienstlich. Wahrscheinlich hatte er eine Frau, zwei Kinder und ein Haus mit weißem Lattenzaun. Es ging sie zwar nichts an, aber sie konnte es nicht vermeiden, dass ihr dieser Gedanke Bauchschmerzen bereitete.
Aufrecht und mit straffen Schultern folgte sie ihm durch den Gang und dann in das Schlafzimmer am Ende des Flurs. Ein anderer FBI-Agent befand sich bereits dort und telefonierte auf seinem Handy. Er war einige Zentimeter größer als Jared und mindestens zwanzig Jahre älter. Anstelle eines Grußes nickte er nur mit dem Kinn. Anscheinend hatte er gewusst, dass Lizzy kommen würde, denn er reichte Jared eine Notiz, die in einem Plastikbeutel versiegelt war. Dann widmete er sich wieder seinem Telefongespräch.
Jared gab den Plastikbeutel an Lizzy weiter. »Das ist Jimmy Martin. Wenn du nichts dagegen hast, möchte er dir gerne ein paar Fragen stellen.«
Lizzy blickte auf den Beutel und versuchte krampfhaft, das Zittern ihrer Hände zu stoppen. Bis zu diesem Moment hatte sie es vermieden, an diese Notiz zu denken. Wenn sie etwas aus ihrer Entführung und den damit verbundenen extremen Grausamkeiten gelernt hatte, war es die Fähigkeit, all diese schlimmen Dinge zu verdrängen und zu hoffen, dass sie nicht wieder an die Oberfläche traten.
Sie zögerte das Lesen der Notiz noch eine Weile hinaus, indem sie sich im Schlafzimmer umsah. Die Wände hatten einen lavendelblauen Anstrich, von dem sich das Hellgrün des Fensterbereichs abhob. Die Fensterkante war strahlend weiß. Zusammen verliehen diese Farben dem Zimmer eine fröhliche, energiegeladene Ausstrahlung. Ihrer Nichte Brittany würde es hier gefallen. Es gab einen weißen Einbau-Kosmetikschrank mit viel Platz für Make-up und andere Utensilien. In der Ecke befand sich ein Einbauschreibtisch mit großer Arbeitsfläche und drei extratiefen Schubladen. Die beiden Deckenleuchten mit ihren Halogenbirnen tauchten das Zimmer in ein helles, weißes Licht, das einen starken Kontrast zu den Geschehnissen der letzten vierundzwanzig Stunden schuf. Die Tagesdecke aus einem Stoff mit waffelartigem Gewebe war auf einer Seite zerwühlt. Den Boden bedeckten blaue, hellgrüne und weiße Wurfkissen. Zeitschriften für Teenager und eine offene Tüte Kartoffelchips lagen verstreut auf dem Nachttisch. An einer Magnettafel hingen unzählige Bänder und Auszeichnungen für die Teilnahme an diversen Schulveranstaltungen. Die Fensterdekoration bestand aus modernen Jalousien und bogenförmigen Schabracken, deren Karomuster sämtliche Farben des Zimmers enthielt.
Das Fliegengitter war mit einer Rasierklinge durchtrennt worden. Lizzy sah auf die Notiz. Sie konnte es nicht ewig aufschieben. Deswegen war sie schließlich gekommen, nicht wahr?
Ich habe dich vermisst, Lizzy. Du hast mir doch versprochen
,
dass du mich nie verlässt.
Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht. Jetzt ist niemand mehr vor mir sicher und du bist schuld daran.
Ich wusste, dass du kommen würdest. Ich kenne dich besser
,
als du dich selbst kennst.
Das Gesicht eines Mannes blitzte vor ihrem geistigen Auge auf. Das Bild verschwand so schnell, wie es
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