Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)
steckt, dann hat er mindestens vier junge Frauen auf dem Gewissen. Aber Ihren hübschen kleinen Kopf hat er verschont. Und da wollen Sie mir weismachen, Sie hätten keine Ahnung, warum, obwohl Sie zwei Monate lang mit ihm zusammen waren?«
»Jetzt reicht’s aber«, sagte Jared, nahm sie beim Arm und entzog sie den bohrenden Fragen seines Kollegen. »Wie sie bereits gesagt hat, es steht alles in den Akten. Ich habe sie nicht hierhergebeten, damit Sie sie durch den Fleischwolf drehen.«
Jimmy ging nicht darauf ein. »Wussten Sie, dass Frank Lyle, der Mann, der vor sechs Monaten für den Mord an Jennifer Campbell verurteilt wurde, sich auch zu den vier Morden bekannt hat, die auf das Konto des Spinnenmanns gingen?«
Lizzy zuckte mit den Schultern. »Wenn die Notiz, die Sie mir heute Abend gezeigt haben, wirklich vom Spinnenmann stammt, dann lügt Frank Lyle. Höchstwahrscheinlich hat er ein pathologisches Bedürfnis danach, im Rampenlicht zu stehen. Ich glaube, Lyle leidet unter einer wahnhaften Störung. Er hat genug über den Fall gelesen und gehört, um sich die wichtigsten Details einzuprägen.«
»Immerhin hat er den Lügendetektor-Test bestanden.«
»Wenn er wirklich daran glaubt, die Morde begangen zu haben, dann wissen Sie so gut wie ich, dass er so einen Test locker bestehen kann. Ich habe den zuständigen Behörden schon vor ein paar Monaten gesagt, dass sie den falschen Mann haben.«
»Wie können Sie sich da so sicher sein?«
»Ich war bei der Vernehmung von Frank Lyle dabei und habe alles durch einen Einwegspiegel verfolgt. Nichts an Lyle kam mir bekannt vor. Rein gar nichts. Der Spinnenmann hatte ein markantesKinn und eine breite Stirn. Lyle hat keins von beidem. Und abgesehen von den körperlichen Merkmalen hat Lyle sich aggressiv und feindselig verhalten. Ich hab auch die Berichte gelesen. Lyles Therapeuten beschreiben ihn als einen Menschen, der sich kaum oder gar nicht unter Kontrolle hat. Der Spinnenmann ist das genaue Gegenteil. Er hat Geduld und Disziplin und handelt nach Plan. Lyle ist nichts weiter als ein Möchtegern-Serienmörder. Er ist ausgerastet, nachdem er seinen Job verloren hat und seine Frau durchgebrannt ist.«
»Sie sind also überzeugt davon, dass der Spinnenmann wieder da ist?«
»So kann man es sagen.« Lizzy hob das Kinn. »Er hat mich heute angerufen.«
Jared blickte verwundert drein. Offenbar fragte er sich, warum sie ihm das nicht schon früher gesagt hatte.
Jimmys Miene wurde noch düsterer. »Was hat er gesagt?«
»Er hat gesagt, ich sei eine Lügnerin und eine Diebin. Und dann hat er noch gesagt, dass andere wegen mir bezahlen müssen.« Lizzys Blick fiel auf Sophie Madisons Schreibtisch. An der Wand dahinter hing ein Spiegel, an dem viele Bilder mit Klebeband befestigt waren. Auf einem hellgelben Schild stand:
Du bist ein Star!
Das Bild darunter zeigte Sophie Madison. »Ich kenne dieses Mädchen.«
Jimmy folgte ihrem Blick und zog die Augenbrauen zusammen. »Sie kennen Sophie Madison?«
»Ich hab sie in meinem Selbstverteidigungskurs gesehen.«
»Aber ihr Name fällt Ihnen erst jetzt ein?«
»Dutzende Schüler melden sich jeden Monat zu meinem Kurs an. Die Teilnahme kostet nichts. Aber ich kann mich gut an Gesichter erinnern.«
»Wann hat sie deinen Kurs besucht?«, fragte Jared.
»Vor ein paar Wochen.« Kein Wunder, dass sie die Frau in dem Zimmer im vorderen Teil des Hauses erkannt hatte. »Um Gottes willen.« Ihr Mut sank. »Er ist wieder da. Und er ist stinksauer.«
Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht.
»Warum?«, wollte Jimmy wissen. »Was wollen Sie damit sagen?«
»Er weiß, dass ich ihn angelogen habe. Er fühlt sich hintergangen.« Lizzy bekam auf einmal Platzangst. In dem stickigen Zimmer fiel ihr das Atmen schwer. Sie sah Jared an. »Ich muss weg.«
Er begleitete sie aus dem Zimmer. »Komm, wir gehen einen Kaffee trinken.«
Kapitel 6
Montag, 15. Februar 2010, 22:03 Uhr
Jared fuhr mit seinem GMC Yukon Denali an den Straßenrand und parkte vor einem alten viktorianischen Haus. Lizzy stellte ihren Wagen hinter seinem ab und stieg aus. »Das sieht aber nicht nach einem Café aus«, sagte sie zu ihm, als er neben ihr stand.
»Das beste Café in der Gegend.« Sie gingen auf das Haus zu. »Ich mahle meine Kaffeebohnen selbst.«
»Beeindruckend«, sagte sie und klang dabei nicht besonders überzeugend. Zu viel war zu schnell passiert und sie hatte das Gefühl, als würde sich jeden Moment ein Loch im
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