Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)
Boden auftun und sie verschlucken. Der Gedanke, dass der Spinnenmann Sophie ihretwegen entführt hatte, lastete schwer auf ihrem Gewissen.
Jared öffnete die Tür und bedeutete ihr mit einer Handbewegung einzutreten. Es war dunkel. Zu dunkel. Sie blieb stehen.
Ohne ihr Verhalten infrage zu stellen, ging Jared an ihr vorbei und knipste auf dem Weg ins Wohnzimmer sämtliche Lichter an. Er legte seine Jacke auf der Lehne eines Polstersessels ab und verschwand im hinteren Teil des Hauses. Als er zurückkam, sagte er: »Alles klar.«
Sie trat ein.
Jared nahm ihr die Jacke ab und hängte sie in die Garderobe in der Diele. »Du siehst gut aus, Lizzy.«
Sie fasste sich impulsiv in ihre Haare, die in alle Richtungen standen. Aber dann sah sie ein, dass sie eine ganze Armee Kosmetikerinnen bräuchte, um einigermaßen vorzeigbar auszusehen, und ließ die Arme fallen. »Danke. Du selbst siehst auch nicht gerade schlecht aus.«
Sein Lächeln, dachte Lizzy, konnte die Sorgenfalten in seinem Gesicht nicht verbergen. Er wollte seinen Job ordentlich machen, aber gleichzeitig wollte er sie nicht beunruhigen. »So«, begann sie. Sie fühlte sich irgendwie fehl am Platz. »Warum hast du mich heute Abend herbestellt? Du hättest mir die Notiz genauso gut am Telefon vorlesen können. Sie war kurz und bündig.«
»Wir haben gehofft, du würdest vielleicht die Handschrift erkennen. Außerdem wollte ich dich persönlich sehen – um mich zu vergewissern, dass dir keine Gefahr droht.«
Jared hatte immer noch dieselben dichten, dunklen Haare wie früher. Er war dreiunddreißig, schlank und athletisch gebaut. Abgesehen von ein paar dünnen Lachfalten um seine Augen hatte er sich kaum verändert. Sie folgte ihm in die Küche und sah sich um, während er Filter, Kaffeebohnen und Kaffeetassen hervorholte.
»Glaubst du, dass der Spinnenmann wieder da ist?«, fragte sie ihn.
»Sieht ganz so aus.«
»Jimmy Martin hat mir anscheinend kein Wort geglaubt.«
»Mach dir über den keine Gedanken. Er macht den Job schon viel zu lange. Zu sagen, er sei mürrisch, wäre untertrieben. Er ist regelrecht verbittert.«
Sie musste lächeln.
»Jimmy hat bestimmt gehofft, er könne nächstes Jahr in Rente gehen – vorausgesetzt, der Spinnenmann sitzt hinter Schloss und Riegel«, fügte er hinzu.
Lizzy beschloss, nicht weiter auf das Thema einzugehen. Sie war nicht zu Jared nach Hause gekommen, um über Jimmy Martin zu schimpfen. Eigentlich wusste sie nicht, warum sie überhaupthier war. »Nur um eines klarzustellen, du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen«, sagte sie. »Ich habe mehrere Riegel an der Tür zu meiner Wohnung und ich habe viel Geld in sichere Fenster und Türen investiert. Außerdem habe ich eine Pistole.«
Er gab eine Handvoll Bohnen in die Kaffeemaschine und drückte auf den Einschaltknopf. Als er damit fertig war, sagte er: »Wie geht’s deiner Schwester?«
Das Aroma gemahlener Gourmet-Kaffeebohnen zog zu ihr herüber. »Cathy geht es gut.« Sie sah Jared lange an. Er hatte weder einen Bierbauch noch Haarausfall. Manche Männer hatten eben immer Glück. »Sie hat eine Tochter, Brittany. Ich mag sie sehr gern.«
»Und wie geht’s deinen Eltern?«
»Mom lebt jetzt auf Hawaii. Ich hab sie schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen, aber wir telefonieren alle paar Wochen. Mit Dad rede ich allerdings nicht oft.«
»Das tut mir leid.«
Nachdem die fein gemahlenen Bohnen im Filter waren, füllte Jared die Kanne mit Wasser und drückte auf einen anderen Knopf. Lizzy fiel ein Zinnrahmen auf dem Küchentresen ins Auge. Das Bild darin zeigte Jared mit einem kleinen Mädchen, dessen Alter sie auf etwa sechs Jahre schätzte. Sie nahm den Rahmen in die Hand. »Ist das deine Tochter?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich war nie verheiratet. Kinder hab ich auch keine. Das hier ist Ciara Gelhaus. Mein erster Entführungsfall. Wir fanden sie innerhalb von vierundzwanzig Stunden.«
»Wo war sie?«
»In der Wohnung der Nachbarin. Die Frau konnte keine eigenen Kinder bekommen. Fünf Minuten, bevor sie mit Ciara die Stadt verlassen wollte, haben wir auf einen Verdacht hin zugeschlagen, und es war ein Treffer.«
»Sie ist sehr hübsch.«
»Ich habe das Bild behalten, als Andenken daran, dass es manchmal auch ein Happy End gibt.«
Lizzy legte den Kopf zur Seite. »Du warst nie verheiratet?«
»Wundert dich das?«
»Du hast doch immer davon gesprochen, dass du mal viele Kinder haben möchtest.«
»Ich war einmal verlobt. Es hat nicht
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