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Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)

Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)

Titel: Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.R. Ragan
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würde er das Alter erreichen, in dem FBI-Beamte von Gesetz wegen in Rente gehen mussten. Aber langsam sah es so aus, als müsste er sich deswegen keine Sorgen mehr machen.
    Jimmy hielt nichts davon, mit dem Leben zu hadern, obwohl er wahrhaft genug Gründe dafür zu haben schien. Vor fünfzehn Jahren hatte man ihn zum stellvertretenden Special Agent in Charge der FBI-Dienststelle in Sacramento befördert, zu einer Zeit, als noch niemand vom Spinnenmann gehört hatte. Als Frank Lyle, der berüchtigte Spinnenmann, schließlich vor sechs Monaten hinter Gittern landete, hatte Jimmy zum ersten Mal inseiner langen FBI-Laufbahn ein unbeschreibliches Erfolgserlebnis gehabt.
    Und jetzt ging alles den Bach runter.
    Frank Lyle war augenscheinlich nicht viel mehr als ein Möchtegern-Serienkiller. Der echte Spinnenmann war wieder da und er meinte es ernst.
    Wenn er eine Bilanz seines Lebens zog, dann fand Jimmy, dass er in jeder Hinsicht gescheitert war. Seine Frau und er standen kurz vor der Scheidung. Er liebte sie zwar immer noch, aber sie hatte es satt, alleine zu ihren Veranstaltungen zu gehen. Sie wollte eine richtige Beziehung – mit jemandem, der für sie da war, jemand, der neben ihr lag, wenn sie nachts das Licht ausschaltete. Seine Töchter redeten kaum noch mit ihm. Obwohl er oft an seine Familie dachte, hatte die Arbeit bei ihm stets Vorrang gehabt. Und jetzt zahlte er den Preis dafür.
    Sein Handy summte und er klappte es auf. Es war Marianne, seine Frau. »Ist alles in Ordnung?«
    »Wo warst du? Die Mädchen sind gerade weg.«
    Scheiße. Das durfte doch wohl nicht wahr sein. Er hatte doch glatt vergessen, dass er geplant hatte, mit der Familie zu Abend zu essen. »Es tut mir leid.«
    »Was ist nur mit dir los, Jimmy? Wie konntest du etwas so Wichtiges vergessen? Du hast versprochen, wir würden es den Mädchen gemeinsam sagen.«
    »Hast du es ihnen gesagt?«, fragte er und hoffte, dass sie es nicht getan hatte. Er wollte nämlich die Scheidung genauso wenig, wie er an Krebs erkranken wollte.
    »Ich konnte es nicht. Donna hatte wichtige Neuigkeiten, die sie uns beiden mitteilen wollte. Sie hat stundenlang auf dich gewartet, bis sie mir schließlich erzählte, sie würde Jeff heiraten.«
    »Tatsächlich?« Er schluckte den bitteren Geschmack in seinem Mund hinunter. »Das ist ja nett. Haben sie sich bereits für ein Datum entschieden?«
    »Nett findest du das? Du kannst Jeff nicht ausstehen. Was ist los mit dir?«
    »Nichts. Bei mir ist alles in Ordnung. Ich möchte einfach nur, dass meine Mädchen glücklich sind. Und du auch, Marianne. Ich will, dass du glücklich bist, weißt du.«
    »Du klingst anders als sonst. Was ist los?«
    »Es war ein langer Tag heute. Tut mir leid, dass ich nicht zum Essen gekommen bin. Ich bin bald zu Hause.«
    Sie schnaubte.
    Jimmy klappte das Handy zu und ließ seinen Blick hinüber zu Lizzy Gardners Wohnung schweifen. Als er heute mit einem Durchsuchungsbefehl beim Haus der Walkers aufgetaucht war, hatte er in Lizzys Augen etwas gesehen, das zuvor nicht da gewesen war. Angst.
    Der Spinnenmann hatte dafür gesorgt, dass es zwischen Jimmy und Lizzy seit etwas mehr als einem Jahrzehnt eine unzertrennliche Verbindung gab. Und dennoch war er aus ihr nie so richtig schlau geworden. Jetzt begriff er allmählich, wie sehr das unvorstellbare Grauen sie geprägt hatte. Sie war eine Frau, die krampfhaft versuchte, Ordnung in ihre Verwirrung und ihr inneres Durcheinander zu bringen – etwas, was wahrscheinlich genauso unmöglich war wie eine Autopsie an einer Gummipuppe.
    Jimmy hatte jede Menge Erfahrung im Umgang mit Leichen, aber nicht mit Opfern. Zum ersten Mal, seit er seinen Amtseid geleistet hatte, versuchte er, sich nicht in den Mörder, sondern in das Opfer zu versetzen. Er empfand ein überwältigendes Mitgefühl und fühlte sich verantwortlich. Aber vor allem war da ein Gefühl der Machtlosigkeit.
    Jimmy starrte in den Sternenhimmel und verbrachte einen Augenblick damit, seine Gedanken zu ordnen. Dann konzentrierte er sich wieder auf seine unmittelbare Umgebung und fragte sich, ob der Spinnenmann ihn gerade beobachtete. Etwas weiter die Straße entlang, weniger als einen Häuserblock entfernt, erblickte er ein Zivilfahrzeug. John Perry hatte heute Wache. Er war ein junger, frischgebackener FBI-Agent und legte einen großen Lerneifer an den Tag. Außerdem war er erst seit Kurzem verheiratet. Jimmy mochte den jungen Mann. Ein Teil von ihm wollte den Neulingwarnen und ihm sagen, er

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