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Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)

Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)

Titel: Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.R. Ragan
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solle lieber einen anderen Job suchen, bevor er sich zu weit in die Dunkelheit vorwagte – aussteigen, solange er seiner Frau noch in die Augen sehen konnte und daran glaubte, dass das Gute auf der Welt gegenüber dem Bösen überwiegt.

Dienstag, 16. Februar 2010, 21:32 Uhr
    Jared erhielt den Anruf von seiner Schwester um 21:14 Uhr. Ihre Worte klangen ihm noch in den Ohren: »Komm schnell! Mom und Dad streiten sich schon wieder. Diesmal glaube ich allerdings, dass Mom ihn wirklich verlassen will. Du musst dich beeilen. Dad hat Moms Autoschlüssel in den Teich geworfen und ich könnte schwören, dass er ins Haus ist, um seine Pistole zu holen.«
    Jared starrte auf die Fahrbahn und musste an seinen ersten Mordfall denken. Tracey Baker, Ehefrau und Mutter von drei Kindern, hatte ihren Mann mit einer Pistole bedroht und ihm gesagt, er solle sich nur trauen, sie zu verlassen. Ihre Kinder im Alter von fünfzehn, zwölf und acht Jahren standen mit weit aufgerissenen Augen dabei und hofften inständig, dass ihr Vater seinen Koffer hinstellen, ins Haus gehen und alles in Ordnung bringen würde. Aber Brandon T. Baker nahm seine Frau beim Wort, was diese mit einer Kugel in seinen Kopf quittierte. Was in Jareds Gedächtnis haften blieb, waren nicht der ausdruckslose Blick in Brandons Gesicht, als er zu Boden fiel, oder die entsetzten Ausrufe der Zuschauer, sondern die Art und Weise, wie die Kinder auf den Vorfall reagierten. Wie sie alle drei die Polizisten angefleht hatten, ihnen nicht die Mutter wegzunehmen. Nur einen Monat zuvor hatten sie den einzigen noch lebenden Großelternteil verloren und nennenswerte Verwandtschaft gab es nicht. Trotzdem nahm die Polizei Tracey Baker mit. Um die Kinder kümmerte sich das Jugendamt. Als Jared sich das letzte Mal nach ihnen erkundigt hatte, waren die drei voneinander getrennt und in verschiedenen Heimen untergebracht worden.
    Jared trug sich am Eingangstor in die Besucherliste ein und fuhr dann an einem ausgedehnten, künstlichen See vorbei, dessenOberfläche im Mondlicht glänzte und eine elegante Kulisse bildete, die sich nur die Reichen leisten konnten.
    Gleich dahinter bog er rechts ab und gelangte an ein Rondell, das von sorgfältig gestutzten Hecken und gepflegten Bäume gesäumt war. Er stellte seinen Wagen auf einem der sechs markierten Parkplätze neben dem Jaguar seiner Schwester ab.
    Auf dem Weg zum Hauseingang nahm er gleich zwei Treppenstufen auf einmal. Im Haus herrschte eine unheimliche Stille. Er trat ein und lief auf leisen Sohlen über weitläufige Marmorfliesen. Mit seinem großen Eingangsbereich und der Wendeltreppe mit dem maßgefertigten Eisengeländer glich das Gebäude eher einem Luxushotel als einem Einfamilienhaus.
    Drinnen war es hell und roch nach Frühling, dank der frischen Blumen, die einen Sims aus Marmor unter einem massiven vergoldeten Spiegel schmückten.
    Als Jared den Wohnraum betrat, fiel ihm zuerst seine Mutter ins Auge. Sie stand aufrecht da, hatte den Blick nach links gerichtet und die Hände in die Höhe gestreckt, wie ein Polizist, der den Verkehr regelt. Ihr dichtes, silbergraues Haar reichte bis zur Kinnpartie. Die silbernen Strähnen glänzten im Licht des Kristallkronleuchters. Sie trug eine schwarze Kaschmirjacke mit Reißverschluss und eine dazu passende Hose, deren Saum knapp über einem Paar hochhackiger Schuhe mit Silberschnallen endete. Seltsam, wie er zwanghaft jedes noch so kleine Detail registrierte. Dann sah er seine Schwester. In ihren Augen konnte er ablesen, dass ihr Vater ihn noch nicht gesehen hatte.
    »Jared«, sagte die Mutter, bevor er die andere Richtung einschlagen und sich seinem Vater unbemerkt von hinten nähern konnte.
    Jared machte ein paar Schritte vorwärts und trat auf einen weißen Plüschteppich. Er sah seinen Vater an. »Dad, was machst du da?«
    »Geh heim, Junge, und nimm gleich deine Schwester mit. Das hier geht euch nichts an.«
    Jared trat näher an seinen Vater heran und zwang ihn dadurch, die Pistole auf ihn zu richten. »Wirklich toll, Dad. Du würdestdeinen eigenen Sohn erschießen? Wozu? Was zum Teufel ist nur in dich gefahren?«
    »Warum fragst du nicht deine Mutter?« Sein Vater fuchtelte mit der Waffe herum. »Frag sie, wie es so weit kommen konnte.«
    Jared fuhr sich mit der Hand durchs Haar, erleichtert darüber, dass sich ihm eine Gelegenheit geboten hatte, seinem Vater in die Augen zu sehen. Dad war frustriert, aber er würde es nie fertigbringen, auf jemanden aus seiner Familie zu

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