Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)
aber.«
»Das kann ich nicht.«
»Wenn der Spinnenmann über deinen Schwager Bescheid weiß«, sagte Jared, »dann hat er ihr Haus beobachtet … und das heißt, dass er auch deine Nichte im Visier hat.«
Lizzy wurde angst und bange. Sie begriff auf einmal, dass sie bisher nicht gewusst hatte, was Entsetzen wirklich bedeutet. Brittany schwebte in Gefahr. Ein kalter Schauer durchlief sie. »Er hat schon gewonnen, oder?«
Jared legte ihr den Arm um die Schulter. »Gehen wir in dein Büro. Ich mache ein paar Anrufe und sorge dafür, dass jemand das Haus deiner Schwester bewacht.«
»Wann?«
»Jetzt gleich.«
Lizzy sah, wie ein Muskel in Jareds Kinnpartie zuckte. Sein Blick war leer. Bestimmt kam er gerade vom Tatort. Er tat ihr leid.Sophie und ihre Eltern auch. Sie konnte es immer noch nicht fassen, dass Sophie tot war. Das arme Mädchen.
»Der Fahrradkurier, der gestern Victors Geld vorbeigebracht hat«, sagte sie, um das Schweigen zu überbrücken, »ist anscheinend ein Student. Er war weg, bevor Jessica ihm Fragen stellen konnte. Aber sie konnte mit dem Handy ein Bild von ihm machen. Als wir das Bild vergrößert haben, konnten wir einen Aufkleber mit dem Logo des Cosumnes River College auf seinem Helm erkennen. Für den Spinnenmann ist er zwar viel zu jung, aber vielleicht kann er uns helfen, Victor zu identifizieren. Wir müssen ihn unbedingt finden.«
Donnerstag, 18. Februar 2010, 16:12 Uhr
Er überlegte, ob er bei seinem Haus in Auburn vorbeifahren sollte. Er hatte dort vierzehn Jahre lang mit seiner Frau Cynthia zusammengelebt. Er stellte sich vor, wie sie von ihrem Trip an die Ostküste zurückkehrte, wo sie Freunde besucht hatte. Er sah sie vor sich, bekleidet mit einem blassrosa Pullover und einer beigen Hose. Cynthia war eine Frau mit simplen Ansprüchen. Sie hatte ihn gut behandelt und sich um sein Wohl gekümmert.
Sie hatte es nicht verdient, zu sterben.
Als er daran dachte, dass Cynthia unwiederbringlich aus seinem Leben verschwunden war, hämmerte ihm das Herz in der Brust. Er schaltete das Radio ein und drückte auf die CD-Player-Taste. Jedes Mal, wenn er sich Mozarts 21. Klavierkonzert in C-Dur anhörte, fühlte er sich besser.
Er redete sich ein, dass Cynthia noch lebte und dass es ihr blendend ging. Wahrscheinlich machte sie gerade mit ihren Freundinnen die Stadt unsicher. In der Erwartung, voll von der Melodie mitgerissen zu werden, drehte er die Musik lauter.
Das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht.
Er würde erst wieder klar denken können, wenn er die Akte in die Finger bekam. Er dachte daran, wie leicht es wäre, Lizzy zu entführenund ihr ein für alle Mal den Garaus zu machen. Aber was dann? Er musste das Spiel weiterspielen, bis zum bitteren Ende, und das konnte er nur, wenn er geduldig und konzentriert vorging.
Bleib bei deinem Plan, Mann.
Lizzy sollte weiterhin schwitzen und angespannt bleiben, und um dies zu erreichen, brauchte er die letzten noch fehlenden Puzzlestückchen aus Dr. Gates’ Patientenakte. Darin würde er Lizzys tiefste und dunkelste Geheimnisse finden. Und dann konnte der Spaß erst richtig beginnen.
Das Musikstück von Mozart war gefühlvoll und feierlich und versetzte ihn in eine fröhliche Stimmung. Alles würde wie am Schnürchen klappen. Er musste sich nur noch um ein paar unerledigte Dinge kümmern. Dann konnte er in sein Haus zurückkehren und Cynthia bitten, dass sie ihm verzieh und ihm eine zweite Chance gab.
Donnerstag, 18. Februar 2010, 16:14 Uhr
Lizzy fuhr in die Einfahrt zum Haus ihrer Schwester und schaltete den Motor ab. Sie stieg aus und blickte sich um, bis sie das Dienstfahrzeug des FBI gegenüber parken sah.
Jared schlug die Beifahrertür zu und trat mit ihr auf den Gehsteig.
»Ist das einer von deinen Leuten?«, fragte sie und machte eine Kopfbewegung in Richtung der dunklen Limousine auf der anderen Straßenseite.
Jared nickte. »Ronald Holt.«
Sie warf einen Blick auf das Haus ihrer Schwester. Eigentlich hatte sie überhaupt keine Lust, Cathy zu erzählen, dass ihr Ehemann sie betrog. Aber sie gab Jared recht: Ihr blieb nichts anderes übrig. Die Sicherheit von Brittany und Cathy hatte absoluten Vorrang. Sie musste ihre Schwester warnen und sie darauf hinweisen, dass ein Verrückter sie womöglich beobachtete.
»Ich wollte, das wäre nicht notwendig«, sagte sie zu Jared, als sie die Auffahrt entlanggingen.
»Soll ich es ihr sagen?«
»Nein. Das würde alles nur noch schlimmer machen.« Lizzy klingelte und wartete.
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