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Im Netz des Teufels

Im Netz des Teufels

Titel: Im Netz des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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roten Ampel an der Kreuzung Northern Boulevard und Zweiundachtzigste Straße hielten sie an. Die Sonne schien, der Himmel war strahlend blau, und die Menschen liefen mit beschwingten Schritten durch die Straßen. Es war alles surreal. Nie zuvor in seinem Leben war Michael verzweifelter gewesen.
    Charlotte, die auf dem Beifahrersitz saß, schwieg, seitdem sie Eden Falls verlassen hatten. Sie hatte die Hände auf dem Schoß gefaltet und schaute aus dem Fenster. Michael wusste nicht, was in dem Haus geschehen war und was Charlotte gesehen hatte. Es sah nicht so aus, als hätte sie geweint. Das war im Augenblick das einzig Positive.
    Als sie darauf warteten, dass die Ampel auf Grün umsprang, drehte Charlotte sich um, schaute auf das Durcheinander auf der Rückbank und blickte Michael dann fragend an.
    »Wem gehört das Auto, Daddy?«
    Ihre leise Stimme riss Michael aus seinen düsteren Gedanken. »Hm, es gehört einem Freund von mir.«
    »Welchem?«
    »Den kennst du nicht, mein Schatz. Es ist ein Kollege von mir.«
    Charlotte kräuselte die Nase.
    »Was ist los?«, fragte Michael.
    »Es riecht komisch.«
    Das entsprach der Wahrheit. Als Michael Omar im Wald aus dem Auto gezerrt hatte, war es ihm besonders stark aufgefallen. Der Mann hatte sich in die Hose gemacht.
    »Wohin fahren wir?«
    »Wir fahren zu einem anderen Freund von mir. Zu einem Freund von uns .«
    Diesmal fragte Charlotte nicht, wer dieser Freund war. Emily hätte gefragt, Charlotte nicht. Sobald Charlotte spürte, dass ihr etwas verheimlicht wurde, versuchte sie, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. »Sind Mama und Em auch da?«
    Michael warf seiner Tochter einen Blick zu. Das Fenster war geöffnet, und der Fahrtwind hatte ihr das Haar ins Gesicht geweht. Michael strich es ihr aus der Stirn. »Nein, mein Schatz. Wir treffen uns später mit ihnen.«
    Michael schwieg einen Augenblick und dachte nach. Er musste sie fragen. Der Gedanke daran, was alles passiert sein konnte, machte ihn verrückt. »Der Mann bei uns zu Hause«, begann Michael, der nicht wusste, wie er sich dem Thema nähern sollte. »Der große Mann. War er nett?«
    Charlotte zuckte nur mit den Schultern.
    »Er hat ... dir oder Emily oder Mama doch nicht wehgetan?«
    Als Charlotte kurz zögerte, geriet Michael in Panik. Doch dann sagte sie: »Nein.«
    Michael hatte noch tausend Fragen, wenn er sie jedoch stellte, würde er Charlotte noch mehr einschüchtern. Er musste die Antworten auf diese Fragen selbst finden.
    Als sie die Vierundneunzigste Straße entlangfuhren, führte Michael sich noch einmal vor Augen, was er seinem Chef Dennis McCaffrey sagen würde. Er hatte im Büro angerufen und wie erwartet festgestellt, dass McCaffrey noch da war. Michael stellte sich bildlich vor, wie er auf den Parkplatz hinter dem Gebäude fuhr und mit Charlotte den Bürgersteig hinunterlief. Sie war noch nie in seinem Büro gewesen. Wie dieser erste Besuch wohl verlaufen würde?
    Als sie in die Roosevelt Avenue einbogen, mussten sie unmittelbar hinter einem Streifenwagen des New York Police Department mit eingeschaltetem Blaulicht anhalten. Die ganze Straße war blockiert.
    Michael schaute an dem Streifenwagen vorbei und sah, dass sich ein Unfall mit Blechschäden ereignet hatte, oder vielleicht war auch etwas Schlimmeres passiert. Zwei Autos standen im rechten Winkel zueinander. Ein zweiter Streifenwagen stand vor dem Unfallort. Ein Polizist dirigierte den Verkehr um die Unfallstelle herum.
    Als sie sich dem Polizisten näherten, der den Verkehr umleitete, zog Michael die Tweedkappe tief in die Stirn und setzte eine Damen-Sonnenbrille auf, die auf der Rückbank lag. Sie sah viel zu feminin aus, aber das hier war New York. Michael spähte über den Rand der Brille und riskierte einen Blick. Der Polizist auf der Straße war jetzt nur noch drei Meter entfernt und schaute ihn an. War er verrückt? Würde der Polizist seine Waffe ziehen und Michael befehlen, auszusteigen und sich auf die Straße zu legen?
    Michael hatte so viel Zeit auf der anderen Seite des Rechts verbracht und wenig Mitgefühl mit Kriminellen und ihrer Denkweise, sodass ...
    Der Cop hob eine Hand und näherte sich dem Wagen. Michael schaute in den Rückspiegel. Hinter ihm stand niemand. Wenn er den Rückwärtsgang einlegte und aufs Gas drückte, konnte er etwa sieben Meter zurücksetzen und abhauen. Sie könnten durch ein paar Nebenstraßen fahren, aussteigen und die U-Bahn nehmen.
    Der Cop war jetzt nur noch zwei Schritte entfernt.
    Michael

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