Im Netz des Teufels
Polizist einige Zähne verlor. Der Polizist prallte gegen den Ford. Als er zu Boden stürzte, stach Aleks mit dem Messer auf ihn ein. Er fügte ihm eine tiefe Wunde in der Brust zu. Innerhalb von Sekunden war das Hemd des Polizisten blutgetränkt.
Michael und Charlotte wichen schnell zurück und bahnten sich einen Weg durch die Menge.
In der Ferne heulten Sirenen. Der ältere Polizist, der nun auf dem Bürgersteig lag und dessen Gesicht und Hände blutverschmiert waren, hob seine Waffe und feuerte auf Aleks, doch der Schuss ging vorbei und drang in den Streifenwagen ein. Wieder ertönten laute Schreie, als Aleks mit dem rechten Bein Schwung holte und dem Polizisten die Waffe aus der Hand trat, worauf sie unter einen geparkten Wagen schlitterte.
Aleks, der offenbar die Orientierung verloren hatte, drehte sich mit dem großen Messer in der Hand im Kreis. Schließlich ging er rückwärts auf den SUV zu. Die Menschen auf den Bürgersteigen rannten in alle Richtungen davon. Aleks drehte sich erneut im Kreis und hielt in der hysterischen Menge nach Michael Ausschau. Etwa zwanzig Meter entfernt entdeckte er ihn, doch die Menschenmenge zwischen ihnen trennte sie.
Aleks und Michael schauten einander an. Zwei Streifenwagen waren jetzt nur noch ein paar Hundert Meter entfernt. In wenigen Sekunden würden die Polizisten mit gezogenen Waffen am Tatort ankommen.
Aleks sprang in den SUV. Er legte den Rückwärtsgang ein, trat aufs Gas und fuhr mit durchdrehenden Reifen davon. Bis zur Vierundneunzigsten Straße fuhr er im Rückwärtsgang. Dort wendete er so abrupt, dass der Wagen ins Schleudern geriet und er beinahe einen Unfall verursachte. Sekunden später war der SUV verschwunden.
Michael drehte sich um und ging mit Charlotte, so schnell er konnte, die Hauptstraße hinunter, ohne jedoch zu laufen. Charlotte bemühte sich, mit ihm Schritt zu halten. Als sie die Gasse erreichten, nahm Michael Charlotte auf den Arm.
Sie rannten bis zur Roosevelt Avenue, während Michael die ganze Zeit darauf gefasst war, Schritte hinter sich zu hören. Minuten später erreichten sie die U-Bahn-Station Junction Boulevard und stiegen in eine Bahn.
46. Kapitel
Abby war mit Handschellen an die Tür gefesselt. Sie hielt Emilys Hand und versuchte, sich zu konzentrieren. Als Krankenschwester in der Notaufnahme hatte sie oft erlebt, dass das blanke Chaos ausbrach, wenn sich im Warteraum und in den vier Behandlungszimmern Patienten drängten. Blut, Tumult, Elend, Schmerzen. Dann musste schnell entschieden werden, welche Patienten aufgrund der Schwere ihrer Verletzungen vorrangig behandelt wurden.
Es mussten Prioritäten gesetzt werden. Und genau das musste sie auch jetzt tun: Prioritäten setzen. Abby wusste, was sie sich wünschte, nämlich dass das hier endlich vorbei war und dass sie und die Mädchen und Michael in Sicherheit waren. Das würde aber erst der Fall sein, wenn dieser Albtraum hier vorbei war. Sie musste einen Weg finden, das zu erreichen.
Eine Gräueltat folgte auf die andere. Zuerst Kolya, dann Detective Powell. Jetzt die Polizisten auf der Straße. Sie hatte die Sirenen gehört, ehe sie sich einen Häuserblock weit entfernt hatten. Abby stellte sich vor, was in den nächsten Minuten passieren würde. Sie sah die Polizisten vor Augen, die den Wagen einkreisten und Waffen auf sie richteten. Es bestand die Möglichkeit, dass keiner von ihnen – weder Aleks noch Emily noch sie – überlebte.
Aleks raste die Straße hinunter, ohne an Stoppschildern oder roten Ampeln anzuhalten. Autos standen quer auf der Straße. Abby roch die nackte Wut, die Aleks ausstrahlte. Auf dem Lenkrad klebte Blut. Er fuhr schnell und bahnte sich
geschickt den Weg durch den Verkehr auf der Vierundneunzigsten Straße in Richtung Lamont Avenue.
Die Sirenen näherten sich. Sie waren nicht mehr weit entfernt. Als sie die Lamont Avenue erreichten, bog Aleks hinter einem dreistöckigen Haus in eine Gasse ein und schaltete den Motor aus.
Die Streifenwagen fuhren vorbei. Das Echo der Sirenen hallte durch die Gasse. Aleks stieg aus, ohne die Tür zu schließen, und lief hin und her. Der Wahnsinn stand ihm ins Gesicht geschrieben.
»Wo ist er hingefahren?«, brüllte er.
Emily zuckte zusammen. Abby legte einen Arm um ihre Tochter. »Ich weiß es nicht«, sagte sie.
»Wo bringt er sie hin?«
Aleks lief zur Vorderseite des SUVs. Er hob den Blick einen Augenblick zum Himmel und dachte nach. Als in der Gasse hinter dem Haus eine Tür zugeschlagen wurde, drehte er
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