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Im Netz des Teufels

Im Netz des Teufels

Titel: Im Netz des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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der Länge nach aufs Bett, drehte sich auf die Seite und schaute seine Frau an. »Glaubst du, sie hatten viel Spaß?«
    »Vierjährige haben immer Spaß, Michael.« Abby strich ihm durchs Haar. »Sie hätten auch mit einer Pappschachtel und einer kaputten Frisbeescheibe Spaß gehabt. Außerdem haben wir das Fest ja nicht für sie gegeben.«
    »Ach nein?«
    Abby rollte mit den Augen. »Du bist so was von naiv , Schatz.«
    »Für wen war das Fest?«
    Abby drehte sich zu ihm um. Ihre helle Haut mit den winzigen Sommersprossen war makellos, und ihre Augen hatten die Farbe von Zartbitterschokolade. Ein paar aschblonde Strähnen hatten sich aus dem hochgesteckten Haar gelöst und umrahmten ihr Gesicht. Sie sah mindestens fünf Jahre jünger aus, als sie war. In ihren Augen schimmerte jedoch eine Weisheit, die mit der des Alters konkurrierte. Das blieb nicht aus, nachdem sie fast zehn Jahre lang als Krankenschwester in der Notaufnahme tagtäglich um das Leben Schwerstkranker gerungen hatte. Michael war noch immer wahnsinnig verliebt in sie. »Das Fest war natürlich für all die anderen Mütter hier in der Gegend. Das ist ein Wettbewerb.«
    »Was denn für ein Wettbewerb?«
    Abby richtete sich abrupt auf. »Okay«, sagte sie und begann mit der Aufzählung. Offenbar hatte sie schon intensiv darüber nachgedacht. »Erstens. Das Catering. Hatten wir ein teures Catering? Gab es nur Hotdogs, Mini-Burger und Pizza, oder hatten wir auch einen Schokoladenbrunnen? Zweitens. Sind unsere Gartenmöbel aus Eukalyptus- oder aus Teakholz? Drittens. Ist unser Pool versenkt, oder steht er auf dem Rasen? Viertens. Hatten wir eine Band oder nur einen Clown?«
    »Ich muss schon sagen, der Clown war echt abgefahren«, meinte Michael. »Die war 1986 bestimmt mal Miss Chicken-World.«
    »Kann gut sein.«
    »Aber wir hatten ein Pony. Vergiss das Pony nicht.«
    »Das Pony war ein großes Plus.«
    »Auch wenn es die Azaleen zertrampelt hat.«
    »So sind Ponys nun mal.«
    »Mann«, sagte Michael. »Das wusste ich alles nicht.«
    Abby strich ihm über die Wange. »Mein Großstadtjunge.«
    Michael starrte sie an. »Großstadtjunge? Großstadtjunge? Hast du mich heute Morgen nicht mit dem Rasentrimmer draußen gesehen? In ganz New York gibt es keinen Mann, der so gut mit Gartengeräten umgehen kann wie ich.«
    Abby lächelte dieses Lächeln, das Michael immer einen warmen Schauer über den Rücken jagte, der sich dann überall in seinem Körper ausbreitete. »Stimmt.« Abby rutschte näher zu ihm heran und schaute auf seine Lippen. »Ich hab schon immer gesagt, du bist ein Mann, der gut mit seinen Geräten umgehen kann.«
    Michael lächelte, küsste seine Frau auf die Nase, rannte ins Badezimmer und putzte sich die Zähne. Als er zurückkam, saß Abby auf dem Bett. Sie trug nur eine wunderschöne marineblaue Seidenkrawatte, an der noch das Preisschild hing.
    »Das ist sie?«, fragte Michael.
    Abby nickte. Das war eines ihrer Rituale. Vor jedem großen Prozess kaufte Abby Michael eine neue Krawatte, einen Glücksbringer, den er beim Eröffnungsplädoyer trug. Bis jetzt hatte sie es noch nie vergessen. Dank Abbys magischem Halsschmuck blickte Michael auf eine Erfolgsquote von hundert Prozent zurück.
    »Professor Roman?«, sagte Abby. Sie knotete die Krawatte auf und legte sie auf den Nachttisch.
    »Ja, Schwester Reed?«
    »Ich würde dich gerne etwas fragen.«
    Michael zog sein Hemd aus. Jetzt trug er nur noch ein paar hellgrüne Krankenhausschlappen. »Natürlich.«
    »Welches Buch der Brontë-Schwestern würde dir am besten gefallen?«
    Michael lachte. »Hm, da muss ich mal überlegen.« Er streifte die Schlappen ab und kroch unter die Decke. »Ich muss sagen, mein Lieblingsbuch wäre wohl das über Jane Eyres Schwester Frigida.«
    Abby prustete los. »Schwester Frigida?«
    »Genau. Es handelt sich um ein unscheinbares englisches Mädchen und seine Suche nach sexuellen Abenteuern.«
    Abby schüttelte den Kopf und schlang die Arme um Michaels Nacken. »Ich kann nicht glauben, dass wir niemals diese Verbindung hergestellt haben. Charlotte und Emily. Ich meine, wie viele Jahre höherer Bildung haben wir gemeinsam vorzuweisen? Fünfzehn?«
    In Michaels Fall war das natürlich keine Überraschung. Er war neunundzwanzig, ehe er begriff, dass der ABC-Song dieselbe Melodie hatte wie »Twinkle, Twinkle Little Star«. Einmal hatte er trotz eines fürchterlichen Katers in einer knappen Stunde das Schlussplädoyer für einen Mordfall vorbereitet, und er kannte die

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