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Im Netz des Teufels

Im Netz des Teufels

Titel: Im Netz des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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roten Blutflecken getränkt.
    Michael, wahnsinnig vor Angst, durchquerte den Raum und ging auf seine Mutter zu, die auf dem Boden lag und stark blutete. Sie schlug die Augen nicht auf, doch bevor sie starb, flüsterte sie ihm leise zu:
    »Zhivy budem, ne pomryom.«
    Es war ein altes russisches Sprichwort und hieß: Auch wenn wir sterben, sind wir nicht tot.
    Erst viel später hörte Michael, was geschehen war. Er erfuhr, dass zwei junge Männer – nicht aus der Nachbarschaft, sondern Ukrainer aus dem Ort Red Hook – in den Laden gekommen waren und Geld verlangt hatten. Nachdem sie das Geld aus der Kasse genommen hatten, erschossen sie Peeter und Johanna Roman kaltblütig. Der Lärm der Böller übertönte die Schüsse. Während Michael oben saß und schmollte, weil seine Eltern so altmodisch waren und er nicht mit Feuerwerk spielen durfte, lagen sie dort unten – sein Vater tot und seine Mutter im Sterben. Er war erst neun Jahre alt, doch er schwor, dass er sich das niemals verzeihen würde.
    Die Polizei ermittelte, aber nach sechs Monaten gab es noch immer keine heiße Spur, und der Fall wurde zu den Akten gelegt. Cousins nahmen Michael auf. Er vergrub sich in seinen Kummer und seine Trauer und flüchtete sich in die Welten von Jack London und Zane Grey. Fast ein Jahr lang sprach er kein Wort. Seine schulischen Leistungen litten, und er wurde furchtbar dünn. Erst als er elf Jahre alt war, überwand er allmählich die Trauer. Und in jenem Sommer hörte Michael zufällig, dass seine Cousins über einen grässlichen Fund der Polizei sprachen. Offenbar waren zwei Männer gefunden worden, die an einem Träger unter der Hell Gate Bridge nahe der Neunzehnten Straße hingen. Die beiden Männer waren nackt. Sie waren brutal erschlagen worden, und der Täter hatte ihnen die Genitalien abgeschnitten. In ihre Brust waren zwei Zahlen eingeritzt: 6 und 4.
    Die Pikk-Street-Bäckerei lag auf dem Ditmars Boulevard 64.
    Als Michael achtzehn wurde, gewöhnte er sich an, Solomon Kaasik einmal im Monat zu besuchen, um mit ihm Schach zu spielen. Die beiden Männer behielten diese Gewohnheit über Jahre bei. Eines Tages betrat er den Raum, schaute in Solomons Wolfsaugen, und als dieser leicht nickte, wusste Michael Bescheid. Es war Solomon, der die beiden Männer umgebracht hatte. Solomon hätte es ihm auch schon viel früher sagen können, aber er wartete auf den richtigen Zeitpunkt. Er wartete, bis Michael ein Mann war.
    In diesem Augenblick dachte Michael zum ersten Mal in seinem Leben über die wahre Bedeutung von Recht und Gerechtigkeit in Gegenwart und Vergangenheit nach.
    Zwölf Jahre später explodierte seine Welt in einer kalten Hauptverkehrsstraße in der Bronx. Als weißes Feuer ringsherum auf ihn niederregnete, flüsterte Johanna Roman ihm die Worte noch einmal zu, dieses Mal aus dem Jenseits. Michael begriff, dass diese Dinge ein und dasselbe waren.

    Abby lag auf dem Bauch im Bett und las in den Daily News . In einer Ecke des Raumes lag ein zwei Meter hoher Berg Geschenke. Michael setzte sich aufs Bett und küsste Abby auf den Nacken. Michael Roman liebte den Nacken seiner Frau.
    »Mann, schau dir diesen Stapel an«, sagte er. »Vielleicht sollten wir vier- oder fünfmal im Jahr ein Fest für sie geben.«
    »Du willst doch nur einen der iPods haben.«
    Sie hatte recht. Michael benutzte noch immer seinen uralten Walkman von Sony und hörte sich dann auch noch Oldies aus den Siebzigern an. Er müsste mal mit der Zeit gehen. »Du kennst mich zu gut.«
    »Das bleibt nicht aus.«
    »Schlafen sie?«
    Abby lachte. »Sie haben ein Pfund Zucker gegessen. Wahrscheinlich schlafen sie irgendwann im August ein.«
    »Ich glaube, ich sollte deine Eltern anrufen und mich bei ihnen bedanken.«
    Abby wusste, dass das nur ein Scherz war. Dr. Charles und Marjorie Reed waren in Österreich oder Australien oder Anaheim. Es war schwierig, immer auf dem Laufenden zu bleiben. Sie hatten für Charlotte und Emily Schecks über jeweils zehntausend Dollar für deren späteres Studium geschickt. Abbys Eltern waren Michael gegenüber immer ein wenig abweisend. Es hatte sie nicht sonderlich erfreut, dass ihre Tochter aus bestem Hause einen Anwalt geheiratet hatte, und noch dazu einen Anwalt im Staatsdienst. Aber wenn Michael sich hätte entscheiden müssen, sie entweder zu besuchen oder die Studiengelder seiner Töchter selbst aufzubringen, hätte er nicht lange überlegen müssen.
    »Halte dich an dein Bauchgefühl«, sagte Abby.
    Michael warf sich

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