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Im Netz des Teufels

Im Netz des Teufels

Titel: Im Netz des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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dauerte einen Augenblick, bis er ein Wort herausbrachte. Wenn er jemals starke Argumente gebraucht hatte, dann jetzt.
    »Die Polizei ist schon bei mir zu Hause«, sagte er. »Damit kommen Sie auf keinen Fall durch. Man wird Ihnen auf die Schliche kommen. Es wird nicht lange dauern, bis die Polizei hier ist.«
    »Sie ist schon hier.« Aleks griff in die Tasche und zog etwas heraus, was er vor Michael und Abby auf den Boden warf. Es war die goldene Dienstmarke eines Detective. Powells Dienstmarke. »Wo ist Marya?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen«, erwiderte Michael.
    Als Aleks blitzschnell den Raum durchquerte, schlugen die Falten seines Ledermantels peitschend aufeinander. »Wo ist sie?« Er riss Abbys Kopf zurück und setzte ihr das Messer an die Kehle.
    »Warten Sie!«
    Aleks sagte nichts und hielt Abby noch immer das Messer an die Kehle. Seine sonst hellblauen Augen waren jetzt fast schwarz.
    »Sie ist ... sie ist bei einem Freund«, sagte Michael.
    »Wo?«
    »Es ist nicht weit.«
    »Wo?«
    »Ich sag es Ihnen, aber bitte ...«
    Es dauerte eine ganze Weile, bis Aleks das Messer schließlich sinken ließ. Er griff in die Tasche, zog ein Handy heraus und reichte es Michael. »Rufen Sie diesen Freund an. Schalten Sie den Lautsprecher ein. Ich will die Stimme meiner Tochter hören.«
    Michael nahm das Handy mit den gefesselten Hände entgegen und wählte Solomons Telefonnummer. Als es klingelte, schaltete er den Lautsprecher ein. Kurz darauf meldete sich Solomon.
    »Hier ist Mischa. Es ist alles in Ordnung, Onu . Es ist vorbei.«
    Solomon erwiderte nichts.
    »Gibst du mir bitte Charlotte?«
    Solomon zögerte. Dann hörte Michael Solomons langsame, schlurfende Schritte. Kurz darauf: »Daddy?«
    Als Charlottes Stimme erklang, hob Emily den Kopf. Sie schien noch immer in einer Art Trancezustand zu sein, doch die Stimme ihrer Schwester holte sie in die Realität zurück.
    »Ja, mein Schatz. Ich bin es. Mama ist auch hier.«
    »Hallo, Mama.«
    Abby begann zu weinen.
    »Holst du mich wieder ab?«
    »Bald. Wir sind bald bei dir. Gibst du mir Onu Solomon bitte noch mal?«
    Michael hörte, dass sie den Hörer weitergab.
    »Mischa«, sagte Solomon. »Holst du sie wieder ab?«
    Michael musste Solomon einen Wink geben, aber er wusste nicht, wie. Estnisch zu sprechen, das würde ihm in dieser Situation auch nicht weiterhelfen.
    »Nein«, sagte Michael. »Ich schicke jemanden.«
    »Jemanden aus deinem Büro?«
    »Nein.« Michael spähte auf die goldene Dienstmarke auf dem Boden. »Einen Detective. Ein Detective von der Mordkommission Queens holt sie ab. Ich hoffe, das ist okay.«
    »Natürlich«, sagte Solomon.
    Aleks durchquerte den Raum, hob die Dienstmarke auf und steckte sie in die Tasche.
    »Sein Name ist Detective Tarrasch«, sagte Michael.
    Er beobachtete Aleks aus den Augenwinkeln. Er reagierte nicht auf den Namen.
    »Ich bin bereit«, sagte Solomon.
    Ich bin bereit , dachte Michael. Er hatte nicht gesagt, ich warte . Solomon wusste, dass etwas nicht stimmte. Tarrasch war ein bekannter deutscher Schachgroßmeister, nach dem auch die Tarrasch-Variante der Französischen Verteidigung benannt wurde. Solomon hatte Michael diese Eröffnung des Schachspiels in den 1980er Jahren beigebracht. Wenn Michael Solomon richtig einschätzte, überlegte der alte Mann bereits, wohin er Charlotte jetzt bringen konnte.
    Ehe Michael sich verabschieden konnte, nahm Aleks ihm das Telefon aus der Hand und legte auf. Er lief hin und her und steckte verschiedene Dinge in seine Schultertasche.
    Michael schaute zu Emily hinüber. Mit dem Zeigefinger der rechten Hand strich sie über den Boden und malte eine gerade Linie in den Staub.

    Ein paar Meilen entfernt saß Charlotte Roman in einem kleinen Haus in Ozone Park am Esszimmertisch. Ein leeres Blatt Papier und kurze Buntstifte lagen für sie bereit. Im Hintergrund lief im Fernsehen das Glücksrad .
    Charlotte überlegte, welchen Stift sie nehmen sollte. Schließlich entschied sie sich für den schwarzen und begann zu zeichnen. Zuerst zog sie eine lange horizontale Linie unten auf dem Blatt von einem Rand zum anderen. Sie zögerte einen Moment, ehe sie die rechte und die linke Seite eines Rechtecks malte. Schließlich vollendete sie es, indem sie sorgfältig die obere Linie zog ...

    ... Sie zeichnete die beiden Seiten eines Giebeldachs, obwohl Emily Abigail Roman viel zu jung war, um zu wissen, was ein Giebeldach war. Für sie war es einfach ein Dach. Sie strich mit ihrem kleinen Finger durch den

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