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Im Netz des Teufels

Im Netz des Teufels

Titel: Im Netz des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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sind zwei Patronen. Ich möchte, dass Sie die Waffe in die Hand nehmen.«
    Michael erstarrte. »Nein!«
    »Ich möchte, dass Sie die Waffe jetzt sofort in die Hand nehmen!«
    Zögernd nahm Michael die Waffe vom Tisch. Sie war schwer wie Blei. War sie geladen? Aber was bezweckte Aleks damit, wenn sie tatsächlich geladen war? Michael fragte sich, ob er die Waffe auf Aleks richten und abdrücken konnte.
    Nein , dachte er. Das Risiko konnte er nicht eingehen. Aleks stand dicht neben Emily. »Was soll ich tun?«
    »Es gibt nur eine einzige Möglichkeit. Ich werde mit meiner Tochter verschwinden, und ich kann das Risiko, aufgehalten zu werden, nicht eingehen.«
    Michael fragte sich, was Aleks mit einer einzigen Möglichkeit meinte. Er schwieg.
    »Zuerst richten Sie die Waffe auf Abigails Kopf und drücken ab.«
    Michael fuhr der Schreck in die Glieder. »Was?«
    »Anschließend erschießen Sie sich selbst. Es wird wie ein Mord mit anschließendem Selbstmord aussehen. Die logische Konsequenz eines Mannes, der das getan hat, was Sie getan haben. Zuerst die Ermordung des Anwalts, der illegale Transaktionen für Sie abgewickelt hat, und dann die Ermordung eines jungen Kriminellen, mit dem Sie Geschäfte gemacht haben. Ganz zu schweigen von der Polizistin, die zu Ihnen gekommen ist, um zu ermitteln. Als Sie in Ihrer Verzweiflung keinen Ausweg mehr wussten, haben Sie Ihre Frau an den Ort der größten Katastrophe Ihres Lebens gebracht und zuerst sie und dann sich selbst umgebracht.«
    Michael dachte angestrengt nach. Abby schluchzte. »Das ... das werde ich nicht tun.«
    Aleks hockte sich hinter Emily auf den Boden. »Vielleicht haben Sie noch eine andere Wahl.« Er nahm eines der leeren, kleinen Glasfläschchen, die an seinem Hals hingen, und legte es neben Emily auf den Boden. Die Messerspitze hielt er nur wenige Zentimeter von Emilys Hinterkopf entfernt. »Es gibt noch eine andere Möglichkeit für Anna, mich zu begleiten.«
    Abby kreischte in den Knebel. Sie wippte kräftig vor und zurück und riss dabei an dem Rohr.
    »Wir leben nicht in Ihrer Welt«, sagte Aleks und schaute auf sein Messer. »Diese Dinge können uns nichts anhaben.«
    »Nein!«
    »Sie haben die Wahl zwischen Ihrem und Annas Leben. Was sind Sie gewillt, für sie zu tun?«
    »Tun Sie es nicht ...« Michael hob die Waffe.
    »Sind Sie bereit, Ihr Leben gegen ihres einzutauschen?«
    »Hören Sie auf!«
    »Richten Sie die Waffe auf Abigails Kopf, Michael. Wenn Sie dieses Kind lieben, werden Sie nicht zögern.« Er führte das Messer noch näher an Emilys Kopf heran.
    »Warten Sie!« , schrie Michael.
    Emily hob den Blick zu ihm. In diesem Augenblick sah Michael seine Tochter als Jugendliche, als junge Frau, als Erwachsene. Es hing alles von diesem einen Augenblick ab.
    »Entscheiden Sie sich jetzt, Michael Roman«, sagte Aleks.
    Michael wusste, was er zu tun hatte. Aleks hatte recht. Es gab wirklich nur eine einzige Möglichkeit.

54. Kapitel

    Im Laufe der Jahre hatte es andere Verfolger gegeben. In einem kleinen Dorf in Livland hatte ein Junge einst gewagt, mit ihm über seine Tochter Marya zu sprechen. Der Sohn behauptete, der Sohn des Landvogts zu sein. Es war nach der zweiten Belagerung von Reval. Angeführt von Iwan, dem Schrecklichen, lag ein Chaos in der Luft, ein Zustand der Gesetzlosigkeit, der auf die Städte Dünaburg, Kokenhusen und Wenden übergriff, und Aleks hatte den Jungen weggeschickt, ohne irgendwelche Konsequenzen zu ziehen.
    Marya war damals fast siebzehn Jahre alt, eine junge Frau von unglaublicher Schönheit. Als sie und Anna zu Frauen heranwuchsen, bildeten sich nicht nur in ihren Charakteren, sondern auch im Aussehen kleine Unterschiede heraus. Aus ein paar Metern Entfernung waren sie für die meisten Menschen nicht voneinander zu unterscheiden. Ihr honigblondes Haar, ihre makellose Haut, ihre klaren blauen Augen. Doch ein Vater kennt seine Kinder besser.
    Und jetzt dieser Mann. Ein Mann, der behauptete, ihr Vater zu sein. Noch ein Eindringling.
    Aleks stand vor der Kirche, als ein eiskalter Wind über die Hügel wehte, die zum Flussufer führten. In ein Fell gehüllt, saß Anna vor ihm. Zu ihren Füßen lag ein Bündel, in das ein tot geborenes Kind gewickelt war.
    Aleks schaute auf die Eindringlinge.
    Neben dem toten Kind stand der graue Wolf. Seine urtümlichen silbernen Augen lagen tief in den Höhlen des sanft gewölbten Kopfes.
    »Drücken Sie ab«, sagte er. »Oder ich tue es für Sie.«
    Der graue Wolf bellte.
    Der Mann hob die

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