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Im Netz des Teufels

Im Netz des Teufels

Titel: Im Netz des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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unwirklichen Schimmer erhielt. Staub wirbelte durch den Raum.
    Langsam stieg Michael die Treppe hinauf. Bei jedem Schritt hallte das Echo dieses entsetzlichen Tages durch das Treppenhaus. Das trockene Holz knarrte, und die Geräusche und Gerüche katapultierten ihn zurück in die Vergangenheit. Er konnte beinahe den Lärm der Feuerwerkskörper hören, die auf der Straße draußen explodierten. Und später erfuhr er dann, dass die Knaller die Schüsse, die seine Familie ausgelöscht hatten, übertönt hatten.
    Er erreichte die oberste Stufe und schaute den Korridor hinunter. Die Tür zum Badezimmer war entfernt worden. Durch das vergitterte Fenster drang ein wenig Licht. Michael drehte sich zum Schlafzimmer seiner Eltern um. Er erinnerte sich an den Tag, als sein Vater und Solomon das Zimmer gestrichen hatten. Es war ein heißer Julitag, und in dem alten Transistorradio, das im Hintergrund lief, wurde ein Mets-Spiel übertragen. Solomon hatte an jenem Sonntagnachmittag zu viel getrunken, und ehe Peeter es verhindern konnte, strich er die Farbe über die halbe Fensterscheibe. Auf der Glasscheibe waren noch immer blaue Flecken.
    Michael rann der Schweiß über den Rücken, und er bekam Gänsehaut. Die Luft war bedrückend, feucht und still. Er überquerte den Korridor und ging auf den Raum zu, der damals sein Kinderzimmer gewesen war. Als er die Tür aufstieß, quietschte sie in den Angeln. Er konnte kaum glauben, wie klein der Raum war. Und doch war er einst in der Traumwelt seiner Kindheit seine Tundra, sein Schloss, die Weite des Wilden Westens und sein bodenloser Ozean gewesen. Die Möbel – Bett, Schrank und Stuhl – waren längst ausgeräumt worden. An einer Wand standen ein paar Kartons, die vom Staub vieler Jahre bedeckt waren.
    Michael schloss die Augen und erinnerte sich an den Augenblick – genau sieben Uhr abends, die Zeit, als seine Eltern in der Bäckerei Feierabend machten. Dieses Szenario hatte ihm jahrelang Albträume bereitet, und damals bekam er sogar Panikattacken, wenn er zufällig um Punkt sieben auf eine Uhr schaute. In seinen Träumen sah er Schatten an den Wänden und hörte Schritte. All das verschmolz in diesem Augenblick. Die Angst vor dem Ungeheuer in seinem Schrank, die beiden Männer, die seine Mutter und seinen Vater ermordet hatten, der Mann, der nun seine Frau und seine Tochter in der Gewalt hatte.
    Michael blieb stehen und öffnete die Augen. Plötzlich begriff er, dass es kein Traum war. Er hatte wirklich Schritte gehört. Als er spürte, dass die Bodendielen leicht vibrierten und die Luft sich veränderte, wusste er, dass jemand hinter ihm stand. Ehe er die Waffe aus der Tasche ziehen konnte, fiel ein Schatten in den Raum.
    Mischa , hörte er seine Mutter sagen. Ta tuleb.
    Dann explodierte ein Feuer in seinem Kopf. Wahnsinnige Schmerzen durchzuckten ihn, und gleichzeitig sah er orangerote und violette Blitze vor Augen.
    Dann nichts mehr.

52. Kapitel

    Es dauerte eine Weile, bis er in die Realität zurückkehrte und begriff, wo er war. Gleichzeitig spürte er sofort pochende Kopfschmerzen.
    Als seine Augen sich an das Licht gewöhnt hatten, schaute er sich um. Er war in dem Verkaufsraum der Bäckerei und saß neben Abby auf einem Stuhl. Vor ihnen stand einer dieser kleinen Bistrotische, die früher am Fenster der Bäckerei gestanden hatten. Michael konnte noch einige Namen erkennen, die in das Holz geritzt waren.
    Auf dem Tisch lag eine Waffe.
    Emily saß auf der anderen Seite des Raumes, wo einst die drei Theken der Bäckerei gewesen waren. Die Glasvitrinen waren längst ausgeräumt worden, doch die beiden großen Öfen standen noch an der hinteren Wand. Daneben lagen die in Einzelteile zerlegten Tische, Stühle und Bücherregale. Es gab keinen Strom und keine Lampen, aber in dem fahlen Licht, das durch die schmutzigen Fenster drang, konnte Michael seine Tochter deutlich erkennen. Sie saß inmitten von drei verstaubten Kissen auf dem Boden.
    Michael drehte sich zu Abby um. Ihre Hände waren hinter dem Rücken an ein Kupferwasserrohr gefesselt, das an der Wand befestigt war. Sie hatte einen Knebel im Mund und die Augen vor Angst weit aufgerissen. Bei Michael waren nur die Hände vor seinem Körper mit Handschellen gefesselt – das war alles.
    Und dann trat Aleks aus dem Schatten hervor. Er stand hinter Emily. »Sie haben meine Pläne durchkreuzt«, sagte er.
    Michael spähte auf die Waffe auf dem Tisch. Er rutschte auf dem Stuhl unruhig hin und her und öffnete den Mund, doch es

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