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Im Netz des Teufels

Im Netz des Teufels

Titel: Im Netz des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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war blutgetränkt. Abby lief zu ihm, legte die Waffe ab und schickte sich an, die Blutung durch Druck zu stillen, doch die Wunde war zu tief.
    Oh mein Gott, Michael! Bitte, du darfst nicht sterben! Bitte!
    In der Ferne hörte sie Sirenen und Schreie. Vielleicht war das in einer anderen Welt, in einem anderen Leben.
    Das Telefon, dachte sie. Aleks hatte ein Handy. Sie durchquerte den Raum und wühlte in Aleks’ Manteltaschen, doch sie fand nichts. Es musste ihm wohl unten aus der Tasche gefallen sein. Ehe Abby sich wieder aufgerichtet hatte, öffnete Aleks die Augen. Er wippte vor und zurück und stand mühsam auf. Dann hob er sie in die Luft und warf sie gegen die Wand. Der Putz platzte ab, und eine Staubwolke vernebelte den Raum.
    »Tütred!« , schrie Aleks und sank wieder auf die Knie, worauf er auf dem Bauch durch den Raum kroch und sich Emily näherte. Er rammte das Messer in die Dielen und schleppte sich Zentimeter für Zentimeter über den blutverschmierten Boden.
    »Em!«, schrie Abby. »Komm zu Mama! Lauf!«
    Emily war wie erstarrt. Sie bewegte sich nicht. Abby sah sich hektisch um. Ihr Blick war verschwommen, doch schließlich entdeckte sie die Waffe. Sie hob sie auf, als Aleks sich Emily immer weiter näherte.
    »Nein!«, brüllte Abby. »Nein!«
    Sie richtete die Waffe mit zitternden Händen auf ihn. Schweiß rann ihr in die Augen. Aleks war nur noch wenige Schritte von Emily entfernt.
    »Bleiben Sie stehen!«
    Aleks kniete sich hin. Er spuckte Blut und hob das Messer über den Kopf.
    Der ohrenbetäubende Knall des Schusses erschütterte den Raum und übertönte alle anderen Geräusche. Die Kugel drang in Aleks’ Rücken ein und riss ein tiefes Loch in seine Brust. Als er zu Boden fiel, drang die lange Nadel tief in den Schädel ein und verbog sich. Mit weit aufgerissenen Augen und wildem, ungläubigem Blick rollte er auf den Rücken.
    In diesem Augenblick schlossen sich seine Augen, und Abby sah etwas Dunkles über sein Gesicht huschen, als wäre ein heftiger Sturm über ihn hinweggefegt.

    Gemessenen Schrittes ging er auf ihn zu. Er roch das nasse Fell, spürte den warmen Atem auf seinem Gesicht. Er drehte den Kopf. Der graue Wolf setzte sich neben ihn – jung und stark und voller Leben.
    Hinter dem Wolf war das Eingangstor seines Hauses. Das Tor war geöffnet, die Zufahrtsstraße von Kiefernnadeln übersät. In der Luft hing der süße Duft der Kornblumen. Er wusste, wenn es ihm gelang, ins Haus zu kommen, würden Anna, Marya und Olga dort auf ihn warten.
    Er sah den Schatten vor dem Tor. Ein Mann in einem schwarzen Ledermantel, der ihm ein paar Nummern zu groß war. Der Mann war jung, aber auch nicht so jung, dass er dem Teufel noch nicht begegnet war. An seiner rechten Hand fehlte ein Finger. In dem Dämmerlicht erkannte Aleks nur das Gesicht des jungen Mannes, und darin erkannte er sich selbst.
    Er sah die Ewigkeit.

    Abby spürte, dass noch jemand im Zimmer war. Mit erhobener Waffe wirbelte sie herum. Hinter ihr stand eine Frau mit einer Automatikwaffe im Anschlag. Aus dem Lauf der Waffe drang Rauch. Abby richtete die Waffe auf die Frau, aber sie wich nicht zurück und senkte die Waffe nicht.
    Die Frau sprach mit ihr, doch nach dem lauten Knall des Schusses dröhnten Abby noch die Ohren, und sie konnte nichts verstehen.
    Irgendwie kam die Frau Abby bekannt vor, ebenso ihre Stimme, doch sie konnte sie nicht einordnen. Sie wusste nur, dass es noch nicht vorbei war. Die Frau war da, um ihr ihre Tochter wegzunehmen.
    »Nein«, sagte Abby und spannte den Hahn. »Sie können sie nicht mitnehmen!«
    »Alles ist gut«, sagte die Frau. »Sie können die Waffe herunternehmen.«
    Ein Mann stellte sich hinter die Frau. Abby sah, dass der Mann auch eine Waffe in der Hand hielt, die er auf den Boden richtete. Er war nervös, und sein Blick glitt hin und her.
    »Es ist vorbei«, sagte die Frau leise. Sie senkte die Waffe und steckte sie in ihr Schulterholster. »Nehmen Sie die Waffe bitte herunter.«
    Die Sirenen kamen näher. Abby hörte Schritte. Jemand stieg die Treppe herauf.
    »Bitte«, sagte die Frau noch einmal. »Nehmen Sie die Waffe herunter, Mrs Roman.«
    Abby schaute der Frau in die Augen und hörte die Worte.
    Mrs Roman.

    Detective Desiree Powell ging ein paar Schritte auf Abby zu, ohne den Blick von der Waffe in deren Hand abzuwenden. Für alle, die solche Situationen nur aus Law & Order oder aus Kriminalromanen kannten, hatte Powell eine Botschaft. Je länger man in den Lauf einer Waffe schaute,

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