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Im Netz des Teufels

Im Netz des Teufels

Titel: Im Netz des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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in Queens saßen zwei Männer in der Nähe der Kreuzung Newtown Avenue und Einunddreißigste in einem SUV unter einer Hochbahn, über die Züge rumpelten. Sie hatten unterwegs an einem Baumarkt angehalten und insgesamt zwölf Teile gekauft und bar bezahlt. Der Kassierer war Pakistani. Aleksander Savisaar fragte sich, ob in Amerika überhaupt Amerikaner lebten.
    Aleks nahm alles, war er brauchte, aus der Plastiktüte und packte es in die lederne Umhängetasche.
    Ein schmaler Eingang zwischen einem Beerdigungsinstitut und einem Handyladen führte zu der Kanzlei. Die gerissenen Steinstufen und die schmutzige Tür verrieten Aleks, dass in diesem Haus mit Sicherheit keine florierenden Unternehmen untergebracht waren. Neben der Tür hing ein von Grünspan überzogenes Bronzeschild, auf dem stand:

    RECHTSANWALTSKANZLEI
    VIKTOR J. HARKOV
    WOHNUNG 206

    Sie fuhren um den Block und parkten auf der anderen Straßenseite. Auf einem alten Schild im Fenster im ersten Stock stand Anwalt/Notar . Es schien aus den Siebzigern zu stammen.
    »Sieh mal nach, ob es einen Hintereingang gibt«, sagte Aleks.
    Kolya setzte seine Sonnenbrille auf, schaute in den Seitenspiegel und stieg aus.
    Aleks griff in den Karton auf der Rückbank, in dem ein halbes Dutzend Prepaid-Handys lagen. Dann zog er den Ausdruck mit der Adresse und der Telefonnummer von Viktor Harkov aus der Tasche, den er im Hotel Schlössle in Tallinn angefertigt hatte, und wählte die Nummer. Nach dem fünften Klingeln hob jemand ab.
    »Rechtsanwaltskanzlei.«
    Es war ein älterer Mann mit russischem Akzent. Aleks achtete auf Hintergrundgeräusche. Niemand tippte auf einer Tastatur, keine Gespräche. Er sprach in gebrochenem Russisch. »Könnte ich bitte Viktor Harkov sprechen?«
    »Am Apparat.«
    Aleks hörte das asthmatische Pfeifen. Der Mann war offenbar nicht ganz gesund. Aleks spähte auf die Bank an der Ecke. »Mr Harkov, ich rufe von der First National Bank an, und ich würde gerne ...«
    »Wir unterhalten keine Geschäftsbeziehungen zu Ihrer Bank. Ich bin nicht interessiert.«
    »Verstehe. Ich dachte, wir könnten vielleicht einen Termin vereinbaren ...«
    Harkov legte auf, und Aleks klappte das Handy zu. Das kurze Gespräch war dennoch aufschlussreich. Erstens wusste er jetzt, dass Viktor Harkov sich in seinem Büro aufhielt, falls er keine Rufumleitung geschaltet hatte. Und er hatte keine Empfangsdame oder Sekretärin. Falls doch, war sie nicht im Büro oder vielleicht auf der Toilette. Nach dem Zustand des Gebäudes und der Schilder zu urteilen, bezweifelte Aleks das jedoch. Außerdem nahm Harkov seine Gespräche persönlich entgegen. Möglich war auch, dass ein Klient in Harkovs Büro saß, als er das Gespräch angenommen hatte, doch auch das bezweifelte Aleks.
    Kolya stieg wieder in den Wagen.
    »Es gibt einen Hintereingang, doch du musst durch die Hintertür des Chinarestaurants gehen«, sagte Kolya. »Zwei der Kellner stehen gerade dort und rauchen eine.«
    Aleks schaute auf die Uhr und klappte den Laptop auf. Es dauerte nicht lange, bis er eine WLAN-Verbindung hatte. Er gab die Firmenadresse von Viktor Harkov bei Google Maps ein und vergrößerte das Bild. Wenn es das richtige Bild war, gab es über die Feuertreppe einen Zugang zum Zielgebäude. Man musste nur übers Dach laufen und ins oberste Stockwerk des Hauses eindringen. Aleks zeigte auf das Bild.
    »Ist die Feuertreppe noch da?«
    Kolya kniff die Augen zusammen und schielte auf den Monitor. Wahrscheinlich brauchte er eine Brille, war aber zu eitel, eine zu tragen. »Ich hab keine gesehen. Ich hab auch gar nicht nach oben geguckt.«
    Aleks hatte dem Mann den einfachen Auftrag erteilt, sich ein Bild von der Rückseite des Gebäudes zu machen. Das wäre seinem Vater nie passiert.
    Im Augenblick brauchte Aleks Kolya. Aber nicht mehr lange.
    »Warte hier«, sagte er. »Und lass den Motor laufen.«

    Die Anwaltskanzlei befand sich am Ende eines langen Ganges im ersten Stock. Aleks betrat das Gebäude durch die Nachbartür und stieg die Treppe zum Dach hinauf. Dann lief er übers Dach, stieg die Feuertreppe hinunter und drang im dritten Stock in das Haus ein, in dem Harkovs Anwaltskanzlei war.
    Auf dem Weg die Hintertreppe hinunter glitt Aleks’ Blick auf der Suche nach Überwachungskameras über die Treppenabsätze. Er sah keine. Dennoch setzte er eine Baseballkappe auf und klappte den Mantelkragen hoch, als er das Treppenhaus betrat. Er traf niemanden.
    Vor der Tür mit der Nummer 206 blieb er stehen und

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