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Im Netz des Teufels

Im Netz des Teufels

Titel: Im Netz des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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war, war ihr Vater mit ihr zur Ranch ihres Onkels Rob nach Ashtabula in Ohio gefahren. Dort hatte er ihr das Schießen beigebracht. Im Sommer jagten sie Wachteln und im Herbst Hasen. Obwohl sie keine gute Schützin war, freute sie sich mächtig, als sie zum ersten Mal eine Wachtel traf. Als Morton, ihr wunderschöner Golden Retriever, ihr den Vogel brachte, weinte Abby natürlich zwei Tage lang. Anschließend schoss sie nur noch auf Zielscheiben, und das konnte sie gut. Sie fand es einfacher, auf eine Zielscheibe zu schießen, selbst wenn sie die Umrisse eines Menschen aufwies, als auf Kleinwild. Obwohl sie wie viele andere auch gerne ein gutes Steak aß, war ihr die Vorstellung verhasst, Lebewesen zu töten.
    Aber das hier war etwas anderes. Es ging um ihre Familie.
    Nachdem Abby die Pistole in die Tasche gesteckt hatte, ging sie den Flur hinunter. Sie betrat das Kinderzimmer und schaltete das Nachtlicht aus. Anschließend kontrollierte sie die Fenster. Sie waren verschlossen. Ehe sie die Vorhänge zuzog, schaute sie aus dem Fenster. Von diesem Standort aus auf der rechten Vorderseite des Hauses konnte sie die Einfahrt und den Platz vor der Garage nicht einsehen. Falls Michael nach Hause gekommen war, könnte sie seinen Wagen sowieso nicht sehen. Im Garten, auf der Straße und auf dem ganzen Grundstück war es ruhig, dunkel und friedlich.
    Abby verließ das Kinderzimmer, schloss die Tür und stieg die Treppe hinunter. Plötzlich hörte sie ein Geräusch. Es lief jemand über den Küchenboden. Genau neben der Kücheninsel hatten sich zwei Dielen gelockert, die sie schon seit über einem Jahr reparieren wollten. Abby schaute auf den Lichtkegel, der aus der Küche drang.
    Da. Ein Schatten.
    Abby spähte wieder die Treppe hinauf. Sollte sie versuchen, die Kinder aus dem Bett zu reißen und das Haus zu verlassen, oder das Risiko eingehen, die Diele zu durchqueren, zum Telefon zu laufen und die Polizei anzurufen?
    Sie beschloss, ein letztes Mal den Namen ihres Mannes zu rufen, aber wenn er es nicht war, musste sie eine Konfrontation mit dem Eindringling riskieren. Als sie durch den Flur schlich, fiel es ihr wieder ein. Auf der Tastatur der Alarmanlage war eine Paniktaste. Wenn man sie drückte und dann einen dreistelligen Code eingab, wurde die Polizei in Eden Falls alarmiert, ohne dass im Haus irgendjemand etwas hörte.
    Als sie nur noch einen halben Meter entfernt war, hörte sie Schritte in der Küche. Der Schatten auf dem Boden wurde größer und undeutlicher. Die Person, die sich in ihrer Küche aufhielt, kam jetzt genau auf sie zu.
    Abby drückte auf die Paniktaste, zog die Waffe und presste sich mit dem Rücken an die Wand. Der Schatten war nun so groß, dass er den ganzen Türrahmen ausfüllte.
    Sie roch etwas in der Luft, etwas, was sie kannte.
    Aftershave. Ein Aftershave, das sie gut kannte.
    Abby drückte auf den Lichtschalter. Der Eindringling schrie.
    »Walk this waaaaay, talk this waa-aa-aay!«
    Es war Michael. Er sang Aerosmith. Er hatte die Kopfhörer eines der iPods der Mädchen aufgesetzt und nicht gehört, dass sie ihn gerufen hatte. Er hatte überhaupt nichts gehört.
    »Hallo Schatz!« Er lehnte sich gegen die Küchenzeile und nahm die Kopfhörer ab. Dann fiel sein Blick auf die Pistole. »Mann!«, sagte er lächelnd. »Bin ich so spät?«
    Abby zitterte. Tränen der Erleichterung stiegen ihr in die Augen. Sie glitt zu Boden.
    Den Mädchen ging es gut. Ihr ging es gut. Michael ging es gut. Alles war wunderbar.
    »Oh, oh, dann wird das wohl nichts mehr mit dem Sex heute«, fügte Michael hinzu.
    Abby hätte ihren Mann am liebsten erschossen.

11. Kapitel

    Aleks beobachtete alles. Von seinem Standort aus in der Dunkelheit hinter dem Haus konnte er durch das Fenster des Esszimmers in einen anderen Raum sehen. Er nahm an, dass es das Wohnzimmer war. Schatten huschten über die Wände.
    Er drehte sich um und spähte wieder in den Garten. Sein Blick glitt über die schemenhaften Umrisse. Zwei Dreiräder. Eine Schaukel.
    Der Anblick erfüllte ihn mit einer Sehnsucht, die er vor langer Zeit in den Teil seines Herzens verwiesen hatte, der für Schwäche reserviert war. Er versuchte, sich vorzustellen, wie Anna und Marya als Babys ausgesehen hatten und als Kleinkinder, als sie hier in diesem Garten ihre ersten unsicheren Schritte machten.
    Aleks schlich zur anderen Seite des Grundstücks und betrachtete das zweistöckige, im Kolonialstil gebaute Haus. Der Garten war sehr gepflegt, ohne die der Nachbarn in den

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