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Im Netz des Teufels

Im Netz des Teufels

Titel: Im Netz des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Schatten zu stellen. Neben dem Haus stand eine Sumpfeiche, deren gewaltige Wurzeln eines Tages in den Keller dringen würden, wenn es nicht bereits geschehen war.
    Als er mit Kolya hier angekommen war, brannten auf der Rückseite des Hauses drei Lichter – eins im Erdgeschoss und zwei im ersten Stock. Aleks wartete und beobachtete alles. In den vielen Jahren im Wald hatte er gelernt, sich still zu verhalten und Raubvögel zu beobachten, die auf die günstigste Gelegenheit warteten, um ihre Beute zu schlagen. Er konnte stundenlang in einer Position ausharren, wenn es sein musste.
    Aleks kletterte den Baum an der Südseite des Hauses hoch, ließ sich auf den Balkon im ersten Stock gleiten und ging zum Fenster. Zuerst glaubte er, in dem Raum wäre es dunkel, oder dicke Vorhänge wären zugezogen worden. Doch als seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah er, dass in dem Raum ein mattes Licht brannte.
    In dem Fenster rechts neben dem Schlafzimmer ging ein Licht an. Es schien ein Badezimmer zu sein. Die Mattglasscheibe verhinderte die Sicht ins Innere. Aleks wandte sich wieder dem Schlafzimmerfenster zu.
    In dem Raum regte sich nichts.
    Innerhalb von Sekunden hatte Aleks das Fenster hochgeschoben. Er kletterte leise ins Zimmer. Abgesehen vom Fernseher, der im Erdgeschoss lief, war es im Haus ruhig.
    Er stand am Fußende der Betten. Die beiden kleinen Mädchen schliefen selig in dem abgedunkelten Raum. Sie waren nicht aufgewacht und wussten nichts von seiner Anwesenheit. In dem Zimmer lagen zahlreiche Plüschtiere – Enten, Hasen, Teddys, Schildkröten. An einer Wand stand ein langer, niedriger Tisch mit zwei hellen Plastikstühlen. Darüber hing eine große Korktafel mit verschiedenen Figuren der Sesamstraße.
    Im Dämmerlicht sah Aleks nur die kleinen Körper unter den Decken.
    Plötzlich hörte er ein Geräusch hinter sich. Jemand drückte die Türklinke herunter.
    Die Tür wurde geöffnet. Blitzschnell riss Aleks das Barhydt aus der Scheide und klappte es auf.
    Vor ihm stand eine zierliche Gestalt, die er nur schemenhaft erkannte.
    Aleks schaltete das Licht ein und sah, dass es eine Frau war. Es war eine spindeldürre Südostasiatin Ende vierzig. Aleks schaute auf die Betten. Er durchquerte den kleinen Raum und zog die Decken weg. Die Zwillinge waren ebenfalls Asiatinnen.
    Die Mädchen waren nicht seine Tütred .
    Er schaute der Frau in die Augen, in denen sich Kummer und Angst spiegelten. Doch er erkannte noch etwas anderes, das wie Verständnis aussah. Sie bewegte sich nicht. Aleks klappte das Messer zu, steckte es in die Scheide und legte einen Finger auf seine Lippen. Die Frau nickte.
    »Das sind nicht Anna und Marya«, sagte Aleks leise. »Das ist ein Irrtum. Wenn ich Sie erschreckt habe, möchte ich mich vielmals entschuldigen. Sie sind nicht in Gefahr.«
    Sofort darauf verschwand er durchs Fenster und kletterte den Baum hinunter. Dann lief er über die Straße und stieg in das wartende Auto.
    Jetzt wusste Aleks, wohin er fahren musste. Er wusste, wo seine Töchter wohnten.
    In einem Ort namens Eden Falls.

12. Kapitel

    Zwei Stunden später stand Aleks im Schatten des Hauptgebäudes der Vereinten Nationen am Ufer des East River. Eine Kältewelle zog über die Stadt hinweg, und der kalte Wind flüsterte, dass der Frühling noch nicht richtig begonnen hatte.
    Aleks nahm eines der Prepaid-Handys aus der Tasche und wählte die Nummer, die auf der kleinen Serviette stand. Nach dem zweiten Klingeln meldete sich die Frau. Sie plauderten ein paar Minuten über Belanglosigkeiten. Schließlich fragte Aleks sie. Nach einigem Zögern, das die Frau vielleicht für Koketterie hielt, gab sie Aleks ihre Adresse. Er prägte sie sich ein und beendete das Gespräch. Dann brach er das Handy entzwei und warf beide Teile in den Fluss.
    Als er auf den Taxistand an der Hauptstraße zuging, spürte er das Barhydt an seiner Hüfte.
    Die Frau hieß Jilliane Murphy. Sie wollte Appetithäppchen machen und eine gute Flasche Barolo öffnen. Sie sagte, sie hätte sofort, als sie sich im Flugzeug kennengelernt hatten, gewusst, dass er anrufen würde.
    Sie hätte die Marmoreier im Flugzeug nicht sehen dürfen. Das war ein Fehler gewesen. Aleks wusste nicht, ob sie den Namen Viktor Harkov oder die Adresse seiner Anwaltskanzlei gesehen hatte, als sie die Papiere von dem Sitz neben ihm genommen hatte. Bald würde in allen Nachrichten über die Ermordung des Rechtsanwalts berichtet werden.
    Als Aleks in der First Avenue in ein Taxi

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