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Im Netz des Teufels

Im Netz des Teufels

Titel: Im Netz des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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stieg, zog er die Yankees Cap tief in die Stirn und nannte dem Fahrer eine Adresse, die acht Blocks von Jilliane Murphys Wohnung entfernt war.
    Er lehnte sich zurück und dachte über den nächsten Tag nach. Sein Herz schlug schneller. Er würde seine Töchter treffen. Von diesem Augenblick hatte er vier Jahre lang geträumt.
    Doch das war morgen.
    Heute Abend freute er sich auf den Barolo.

13. Kapitel

    Am schlimmsten waren Träume nach zu viel Whiskey. In diesem Traum stand Michael in Unterwäsche in der Öffentlichkeit. Bis hierhin war das eine ganz normale Horrorvision. Doch diesmal stand er nicht in einem solchen Aufzug von Cheerleadern umringt in einem Klassenzimmer halbwüchsiger Kids, weil er die Kombination seines Spinds vergessen hatte. Es war auch nicht einer dieser immer wiederkehrenden Albträume, in denen er ohne Anzug im Gerichtssaal vor einer Jury stand, der nur achtzigjährige Blumenliebhaberinnen angehörten. Das Glück hatte er nicht.
    In diesem Traum rannte er die Straße in Astoria hinunter und jagte eine spärlich bekleidete Gina Torres. Hinter ihm war Abby, die aus irgendeinem Grund ein AK-47 in den Händen hielt.
    Er öffnete die Augen.
    Gina Torres?
    Plötzlich schlug ihm das Herz bis zum Hals. Er hatte nicht. Er würde nicht. Hatte er?
    Sein Herz begann zu rasen. Mit einem Ruck richtete er sich auf und tastete übers Bett. Leer. Er schaute sich um. Er war in seinem Schlafzimmer. Er hatte verschlafen, und das war die gute Nachricht.
    Danke, lieber Gott. Schreib es auf meine Rechnung.
    Gina Torres. Ja, er hatte sie in der Kneipe gesehen. Daran erinnerte er sich. Und er erinnerte sich, wie gut sie aussah, doch das war keine Überraschung. Sie sah immer gut aus. Und er hatte sie geküsst.
    Nein, sie hat mich geküsst, Euer Ehren.
    Er war nicht betrunken, aber wann war er nach Hause gekommen? Es war spät geworden, das wusste er. Die Erinnerung kehrte zurück. Vor allem die Szene, als Abby ihn begrüßt hatte ...
    Mit einer Waffe?
    Er schlurfte ins Badezimmer und sah den Zettel, der am Spiegel klebte. Abby hatte die Notiz hastig hingekritzelt. So schrieb sie nur, wenn sie stinksauer war.
    Seit wann legst du Jean Patou auf?
    Er nahm sich vor, Blumen zu kaufen.

    Die Mädchen saßen am Tisch, als Michael die Treppe hinunterstieg. Abby schnitt Obst für den neuen Entsafter, ein großes Gerät aus Edelstahl, das über mehr Schalter und Einstellungen zu verfügen schien als ein Magnetresonanztomograf. Die Mädchen hatten ein hart gekochtes Ei auf Michaels Teller gelegt. Es war keines der hübsch bemalten Eier, denn die sparten sie sicher für sein Nest auf. Dieses hier war ein blau angemaltes Ei, auf dem mit dieser speziellen gelben Ostereierfarbe Daddy geschrieben stand. Lesen konnte man es allerdings erst, wenn man das Ei in die Schüssel mit dem mysteriösen Essiggemisch tauchte.
    Michael küsste die Mädchen auf die Köpfe. Er wollte auch Abby einen Kuss geben, doch die wich ihm geschickt aus wie eine eisige, schweigende Weide im Wind.
    »Und was habt ihr heute vor?«, fragte Michael. Er schlug die Schale auf und pellte das Ei. Es war steinhart, doch er würde es sich dennoch schmecken lassen.
    »Ballett«, sagte Emily, die den Mund voller Müsli hatte.
    »Ich liebe Ballett«, erwiderte Michael, der gar nicht wusste, dass seine Kinder zum Ballettunterricht gingen. Er machte sich im Stillen Vorwürfe.
    »Miss Wolfe ist unsere Lehrerin«, fügte Charlotte hinzu, ehe sie sich einen Löffel Müsli in den Mund schob und sich die Lippen abwischte. Dann legte sie den Löffel genau neben der Gabel wieder auf das Platzdeckchen. Die ordentliche, akkurate Charlotte.
    »Ist sie hübsch?«, fragte Michael.
    Die beiden Mädchen nickten.
    »Sie legt Sterne auf den Boden, und wir müssen dann von da aus weglaufen«, erklärte Charlotte ihm. »Dann klatscht sie in die Hände, und wir müssen zurücklaufen.«
    Für Michael hörte sich das eher nach einem harten Football-Training an. »Das macht bestimmt viel Spaß.«
    »Ja. Heute üben wir das Demi-Plié.«
    »Ah, verstehe«, sagte Michael. »Ist das so etwas wie Demi Moore?«
    Die Mädchen kicherten, aber Michael war sicher, dass sie keine Ahnung hatten, wer Demi Moore war. Abby hingegen wusste, wer Demi Moore war, aber sie würde heute über keinen der dummen Scherze von Michael Roman lachen.
    »Wir machen es an der Stange«, fügte Emily nüchtern hinzu.
    Michael wich zurück und fasste sich an die Brust. »Ihr macht es an der Stange?«
    Die Mädchen rollten

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