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Im Netz des Teufels

Im Netz des Teufels

Titel: Im Netz des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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gewusst, dass es sich eines Tages rächen könnte, wenn er Schmiergeld bezahlte, um die Adoption voranzutreiben. Doch damals glaubte er, der Zweck heilige die Mittel und der Schwindel diene einer guten Sache.
    Als er jetzt dort stand und die Polizei beobachtete, die ihre Arbeit machte und der Wahrheit immer näher kam, fragte er sich, ob es das wert gewesen war. Und dann sah er seine wunderschönen Mädchen vor Augen, und die Antwort lautete Ja.
    Michael zog das Handy aus der Tasche und scrollte zu Abbys Handynummer. Sein Finger schwebte über dem Touchscreen. Er musste sie anrufen, aber er konnte ihr nichts davon sagen. Noch nicht. Vielleicht hatte der Mord auch nichts mit Viktor Harkovs Nebentätigkeit als Adoptionsvermittler zu tun. Vielleicht war es ein ganz normaler Raubmord oder eine Familienstreitigkeit oder ein Rassenkonflikt, die außer Kontrolle geraten waren. Vielleicht war Viktor Harkov in eine viel gefährlichere Sache hineingeraten, als nur die Adoptionsgesetze zu umgehen. Vielleicht brauchten sie sich gar keine Sorgen zu machen.
    Vielleicht aber doch.

18. Kapitel

    Er stand ungefähr drei Meter von ihr entfernt in der Tür des Arbeitszimmers im Erdgeschoss. Obwohl sein Körper halb im Schatten lag, schien er den Türrahmen ganz auszufüllen.
    Abby beobachtete ihn. Sie überlegte, wie viel Bargeld sie zusammenbekommen könnte. Der Mann hatte noch nicht über Geld gesprochen, doch das würde noch kommen. Was sollte er sonst von ihr wollen? Dieser Mann, der sich Aleksander nannte, hatte vermutlich schon häufiger mit seinem Partner eine Familie in einem Vorort als Geiseln genommen, um Lösegeld zu erpressen. Sie hatte davon gelesen.
    Wie lange waren sie beobachtet worden? Wie viel Geld würde er verlangen? Warum waren sie ausgewählt worden? Sie waren nicht reich. Weit gefehlt. Man musste nur auf die Autos in den Einfahrten hier in der Straße schauen. Die Murrays hatten einen Lexus und einen BMW, die Rinaldis einen Porsche und einen Cayenne.
    Abby rechnete nach. Sie hatten knapp tausend Dollar im Haus. Sie hatte wenig Schmuck. Wertvolle Gemälde oder Skulpturen besaßen sie nicht. Wenn man den Wert aller elektronischen Geräte – Digitalkamera, Camcorder, Computer, Stereoanlage – addierte, kam nicht viel zusammen. Würde sich das negativ auf ihre Situation auswirken?
    Der erste Schock, einen Fremden in ihrem Haus stehen zu sehen, ließ allmählich nach. Stattdessen kroch langsam diese entsetzliche Angst in ihr hoch, die von einem Besitz ergreift, wenn Dinge vollkommen außer Kontrolle geraten.
    Reiß dich zusammen, Abby , dachte sie. Die Mädchen. Die Mädchen. Die ...
    ... Das Handy klingelte. Abby zuckte zusammen. Der Klingelton – ein alberner Song, den sie mit den Mädchen aus dem Internet heruntergeladen hatte – hörte sich jetzt verdammt komisch an, als wären sie alle in einem verlassenen Vergnügungspark.
    Das Handy lag auf der Arbeitsplatte in der Küche. Der Mann, der sich Aleksander nannte, nahm es in die Hand und schaute darauf. Er winkte Abby zu sich und zeigte ihr das Display.
    Es war Michael.
    In diesem Augenblick fiel Abby auf, dass der Mann Latexhandschuhe trug. Der Anblick versetzte ihr einen zusätzlichen Schock. Das konnte alles Mögliche bedeuten. Auf jeden Fall nichts Gutes. Vielleicht ging es gar nicht um Kidnapping. Vielleicht ging es auch gar nicht um Geld.
    »Ich möchte, dass Sie mit ihm sprechen«, sagte der Mann. »Ich möchte, dass Sie sich ganz normal anhören. Ich möchte, dass Sie ihm das erzählen, was Sie ihm sonst auch an einem so schönen Tag erzählen. Er wird bald erfahren, welche Rolle ihm zukommt, aber jetzt noch nicht.« Aleks zeigte aus dem Fenster. Der Mann, den er Kolya nannte, stieß die Mädchen auf den Schaukeln an. »Verstehen Sie das?«
    »Ja.«
    »Schalten Sie bitte den Lautsprecher ein.«
    Abby nahm das Handy. Mit zitternden Händen klappte sie es auf und drückte auf die Lautsprechertaste. Sie bemühte sich, die Angst aus ihrer Stimme zu vertreiben. »Hallo.«
    »Hallo.«
    »Was gibt’s?«, fragte Abby. »Bist du im Büro?«
    »Ja«, erwiderte Michael. »Ich werde noch eine Weile hier festsitzen. Die Auswahl der Geschworenen dauert länger, als ich dachte.«
    Wenn es etwas gab, was in der Ehe von Abby und Michael Roman perfekt funktionierte, dann waren es die allabendlichen Zusammenfassungen dessen, was sie am Tag erlebt hatten. Abby war sich ganz sicher, dass die Auswahl der Geschworenen im Colin-Harris-Fall – einem Fall, der Michael

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