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Im Netz des Teufels

Im Netz des Teufels

Titel: Im Netz des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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hingegangen?«
    »Weiß ich nicht. Vielleicht hat sie Angst. Diese Typen, die für den Mord an ihrem Vater verantwortlich sind, vielleicht hat sie Angst vor ihnen.«
    Michael war sprachlos. »Ihr wird nichts zustoßen, Mrs Trent. Die Polizei könnte in zwei Minuten bei Ihnen sein. Sie müssen mir sagen, wo sie ist. Ihr wird nichts zustoßen.«
    »Ich glaube, Sie haben mich nicht verstanden. Ich weiß nicht, wo sie ist.«
    »Wie sieht’s mit Freunden aus? Könnten Sie eine Freundin von ihr anrufen?«
    Deena Trent lachte freundlos. » Eine Freundin? Sie haben sie doch kennengelernt. Glauben Sie im Ernst, sie hat Freunde? Es ist jetzt das vierte Mal, dass sie weggelaufen ist, verstehen Sie?«
    »Mrs Trent, ich bin sicher, sie ist ...«
    »Ich will ganz ehrlich sein. Mit so etwas habe ich wirklich nicht gerechnet, als ich sie aufgenommen habe. Ich dachte, ich nehme eine Jugendliche zu mir, die ein neues Zuhause sucht. So etwas brauche ich nicht. Sie ist nicht mit uns verwandt. Und unter uns gesagt, ist es auch nicht gerade viel Geld, das wir dafür bekommen.«
    Was für eine reizende Frau , dachte Michael. Er nahm sich vor, sich zu erkundigen, ob sie überhaupt die notwendige Qualifikation besaß, um vom Staat als Pflegemutter eingesetzt zu werden. »Hören Sie«, begann er. Nach allem, was heute Nachmittag geschehen war, schwirrte ihm der Kopf. »Wenn Sie etwas von ihr hören ...«
    Die Frau hatte bereits aufgelegt. Michael starrte eine ganze Weile auf sein Handy. Er versuchte sich zu erinnern, wie sein Leben noch vor ein paar Stunden gewesen war, noch heute Morgen, ehe Max Priest angerufen hatte, um ihm zu sagen, dass Viktor Harkov ermordet worden war.
    Jetzt fehlte seine einzige Zeugin.
    Versprechen Sie es? , hatte Falynn ihn gefragt.
    Ja , hatte er erwidert.
    Da musste er jetzt durch. Er würde sie finden und umstimmen. Michael konnte dem Gericht nicht sagen, dass der Staat nun keine Zeugin mehr hatte. Er hatte Angst, dass ohne Falynn die große Chance bestand, Ghegan könnte ungeschoren davonkommen. Keiner der Geschworenen durfte es erfahren.
    Vorerst.

    Als Michael an den Tisch des Anklägers trat, gab er sich Mühe, sich nichts anmerken zu lassen.
    »Mr Roman«, sagte Richter Gregg. »Schön, Sie zu sehen. Probleme?«
    Michael trat hinter den Tisch und legte die Aktentasche ab. »Nein, Euer Ehren. Entschuldigen Sie die Verspätung.«
    Michael war noch nie zu spät gekommen, wenn Richter Gregg den Vorsitz führte. Er war überhaupt noch nie zu spät zu einer Verhandlung erschienen.
    »Ist die Staatsanwaltschaft bereit zu beginnen, Mr Roman?«
    Die Staatsanwaltschaft ist nicht bereit , hätte Michael gerne gesagt. Die Staatsanwaltschaft macht sich Sorgen. Nicht wegen dieses Falls, Euer Ehren, sondern wegen der Tatsache, dass der Staatsanwalt Michael Roman, der Verteidiger der Rechte der Bürger dieses gerechten Staates, der Fürsprecher der Unterdrückten und der Sprecher der stimmlosen Opfer, das Gesetz gebrochen hat. Jetzt ist ein Mann tot, und das könnte sich nun rächen. Und noch schlimmer ist, dass die Staatsanwaltschaft selbst bald den aufrechten Mr Roman, den Pfeiler des obengenannten Staates, verfolgen könnte. Hinzu kommt, dass die Hauptzeugin in dem aktuellen Fall soeben das Weite gesucht hat. Oh ja. Wir sind bestens für den Prozess gerüstet. Besser als je zuvor.
    »Ja, Euer Ehren.«
    Richter Gregg nickte dem Gerichtsdiener zu, worauf dieser die Tür öffnete, die zum Raum der Geschworenen führte. Die zwölf Geschworenen betraten nacheinander den Gerichtssaal, gefolgt von den vier Ersatzleuten.
    Michael warf John Feretti einen Blick zu. Er sah in dem maßgeschneiderten marineblauen Anzug mit Weste hervorragend aus. Die beiden Männer nickten sich zu. Dann spähte Michael zu Patrick Ghegan, dem Angeklagten, hinüber. Ghegan trug ein langärmeliges weißes Hemd. Michael fiel auf, dass die Falten in den Ärmeln noch eingebügelt waren. Ghegan war frisch rasiert, ordentlich gekämmt und hatte die Hände wie ein Musterknabe vor sich auf dem Tisch gefaltet. Er erwiderte Michaels Blick nicht.
    Als die Geschworenen Platz genommen hatten, ergriff Richter Gregg das Wort.
    »Guten Tag, meine Damen und Herren.«
    Gregg erteilte den Geschworenen Anweisungen, erinnerte sie an ihre wichtigsten Aufgaben, ihre Pflichten und das von ihnen erwartete Verhalten. Er belehrte sie, dass es ihnen nicht erlaubt war, Berichte oder Stellungnahmen über den Fall in Zeitungen zu lesen oder sich in anderen Medien, einschließlich

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