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Im Netz des Teufels

Im Netz des Teufels

Titel: Im Netz des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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abholen müssen. Abby schaute auf die Uhr auf der Werkbank. Ihre Schicht begann gleich. Wenn sie nicht zur Arbeit erschien, würden ihre Kollegen bei ihr anrufen. »Ja.«
    »Und wo?«
    »Oben«, sagte Abby und errötete. Sie war sicher, dass er ihr die Lüge ansah, doch sie musste Zeit gewinnen.
    Kolya schaute auf die Uhr. »Dann gehen wir hoch.«

    Sie stiegen die Treppe hinauf, durchquerten die Küche und betraten die Diele. Kolya zeigte auf die Treppe. Abby zögerte, ehe sie die Stufen hinaufstieg. Sie hatte keine andere Wahl.
    Kolya lächelte. »Du hast so etwas doch schon mal gemacht, oder? Böses Mädchen.«
    Als sie die Treppe hinaufgingen, spürte Abby seinen Blick auf ihrem Körper. Sie war überzeugt, dass ihre Beine versagt hätten, wenn sie nicht regelmäßig Pilates-Übungen machen würde.
    »Verdammt, Mädchen. An dir ist zwar nicht viel dran, aber du hast wenigstens einen schönen Arsch.«
    Gott, hilf mir, ins Schlafzimmer zu kommen.
    »Die meisten Frauen, die so schlank sind wie du, haben gar keine Hüften. Du weißt, was ich meine, nicht wahr? Die sehen aus wie Jungen.«
    Hilf mir, irgendwie an den Schrank zu kommen.
    Sie betraten das Schlafzimmer. Kolya bedeutete Abby, sich aufs Bett zu setzen. Er öffnete die Schranktür und wühlte zwischen den Anzügen, Röcken, Pullovern und Hosen herum. »Verdammt, hier hängen keine Schwesternkittel.«
    Abby stand auf und wich bis zur Wand zurück. »Ach ja, ich hatte es ganz vergessen. Sie sind in der Wäscherei.«
    »Wo sind die Abholscheine?«
    Abby zeigte auf ein kleines Körbchen auf der Kommode, in der Parkzettel, Quittungen und Abholscheine lagen. Kolya fischte den Abholschein der Wäscherei heraus, warf einen Blick darauf und legte ihn wieder zurück. Anschließend wühlte er in der Kommode und warf Unterwäsche, Socken und Jogginghosen heraus. In der dritten Schublade von unten lagen ordentlich zusammengefaltete Mieder und Bodys. Kolya nahm ein paar heraus und betrachtete sie. Schließlich fischte er einen knallroten Slip heraus, den Abby seit Jahren nicht getragen hatte und der Michael besonders gut gefiel. Seltsamerweise versuchte Abby sich zu erinnern, wann sie den Slip zum letzten Mal getragen hatte, um ihrem Mann eine Freude zu machen.
    »Nicht schlecht.« Kolya warf den Slip quer durch den Raum. »Zieh den an.«
    Abby spähte auf den Schrank. Jetzt erinnerte sie sich wieder. Vorgestern hatte sie die Waffe nicht in den Waffenkoffer zurückgelegt. Sie lag unter ihren Pullovern im unteren Fach, keine zwei Schritte von ihr entfernt.
    »Ich hab noch etwas Besseres«, sagte Abby.
    »Ach ja?«
    Abby bewegte sich nicht und zog die Augenbrauen zusammen, als wollte sie um Erlaubnis bitten. Kolya schien das zu gefallen. »Ja«, sagte sie. »Ein neues Cocktailkleid. Kurz. Passende Schuhe mit hohen Absätzen dazu.«
    »Toll. Zeig mal.«
    Abby drehte sich langsam um und ging auf den Schrank zu.
    Sie schob die Tür auf und griff in den Schrank.

36. Kapitel

    Das Postamt in Millerville war in einem hübschen, freistehenden Gebäude mit einem Mansardendach, doppelverglasten Fenstern und zwei Schornsteinen untergebracht. Der Gehweg wurde von Treibholzpfählen begrenzt, die mit einer weißen Kette verbunden waren. Auf dem gepflegten Rasen stand eine Kanone, die wahrscheinlich aus dem Unabhängigkeitskrieg stammte. Zwei hohe Nadelbäume säumten den Haupteingang.
    Aleks hatte noch drei andere Postämter ausfindig gemacht, die nicht so weit von Eden Falls entfernt waren, aber er wollte das Risiko nicht eingehen, dass jemand die Mädchen erkannte. Auch sein neuer Name und seine neue Identität hätten Bekannte der Familie stutzen lassen. Den Angaben seines Führerscheins zufolge war er nun ein fünfunddreißig Jahre alter New Yorker namens Michael Roman. Mit den beiden Mädchen an der Hand betrat er das Postamt. Wie oft hatte er sich solche Szenen ausgemalt? Wie oft hatte er sich vorgestellt, mit Anna und Marya irgendwohin zu gehen?
    Acht oder neun Leute standen in der Schlange, und fünf oder sechs holten Post aus ihren Postfächern. Einige betrachteten Sondermarken in einer Vitrine, und andere standen vor den Ständern mit den Schreibwaren.
    Aleks schaute an die Decke, an der drei Überwachungskameras hingen.
    Sie stellten sich ans Ende der Schlange, die sich langsam vorwärtsbewegte. Die Mädchen waren sehr gut erzogen.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte eine Schwarze in den Vierzigern mit silbernem Lidschatten schließlich. Aleks trat mit Anna und Marya an

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