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Im Netz des Verbrechens

Im Netz des Verbrechens

Titel: Im Netz des Verbrechens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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Chauffeur der Limousine kam herum und öffnete die hintere Tür. Juna wurde immer weitergeschoben, dem Auto entgegen. Nick. Sie musste etwas tun. Irgendetwas versuchen. Verflucht, hatte sie etwa umsonst so lange Taiji geübt? Jetzt brauchte sie es so dringend wie nie zuvor. Aber gegen so viele Männer? Und ihre Waffen?
    Oleg humpelte auf sie zu, blieb vor ihr stehen und tätschelte ihre Wange. »Ich fürchte, diese Reise wird nicht ganz so bequem für dich ausfallen, Juna.«
    Ihre Hände wurden nach hinten geführt, eine Schlaufe legte sich um ihre Handgelenke und wurde festgezurrt. Sie fuhr mit den Fingern über ihre Fessel. Ein Kabelbinder. Verdammt. Irgendetwas, irgendetwas musste sie tun, und zwar sofort. Sonst war Nick tot. Jede Sekunde war kostbar. Vielleicht konnte sie ihn mit dem Album ködern?
    »Oleg, ich weiß, was du willst. Ich gebe es dir!«
    Der Mann, der sie die ganze Zeit festgehalten hatte, öffnete den Kofferraum des Mercedes und schob sie hinein. Sie rief nach Oleg, wand sich hin und her, rief, er solle ihr endlich zuhören …
    Er trat in ihr Sichtfeld und legte eine Hand auf den Kofferraumdeckel. »Mach es dir doch nicht noch schwerer.«
    Er lächelte.
    Wartete.
    Worauf wartete er noch?
    Dann hörte sie den Schuss.
    »Nein!«, brüllte sie und zappelte in ihren Fesseln.
    »Wunderbar. Jetzt können wir los.« Oleg strich ihr die Haare aus dem Gesicht. Ein schwarzer Sack wurde über ihren Kopf gestülpt.
    Dann wurde der Kofferraum zugemacht.

29
    Sie schrie, nach Oleg, nach Nick, trat mit den Füßen gegen eine Wand des Kofferraums, sofern die Fesseln und die Enge es ihr erlaubten. Sie schrie, damit sie ihre eigenen Gedanken nicht hören konnte. Und aus der vagen Hoffnung, die Luft möge ihr ausgehen, damit sie ohnmächtig werden konnte.
    Aber sie wurde nicht ohnmächtig.
    Das Auto musste das Industriegebiet verlassen haben, das Schaukeln wurde gleichmäßiger und das Rauschen der Reifen über Asphalt – schneller. Jetzt blieb sie allein mit ihren Gedanken. Der Schuss. Sie zuckte zusammen, wimmerte und wurde von einer anderen Erinnerung übermannt – an etwas Warmes, teilweise Spitzes, dass ihr ins Gesicht geschleudert wurde. An den Geruch von frischem Blut und daran, wie es ihre Wangen hinunterkroch.
    Nick.
    Nein, es konnte nicht sein, dass er tot war. Dass es ihn nicht mehr gab: sein Lächeln, seine Küsse, seine tröstliche Umarmung.
    Tot.
    Das Wort war überall. Und klang in jeder Sprache erschreckend endgültig. So unbegreiflich. Wie konnte er tot sein? Er hatte doch schon einmal eine Schussverletzung überlebt …
    Sie merkte, dass sie weinte. Dass die Tränen sich in das Material des Sackes einsaugten und den Stoff an ihren Wangen kleben ließen. Sie schrie nicht mehr. Lag einfach da und erlaubte den Tränen, über ihr Gesicht zu laufen.
    Das Auto fuhr immer weiter. Es hielt nur kurz, vermutlich an den Ampeln, um sich sogleich in Bewegung zu setzen. Sie fragte sich nicht, wohin Oleg sie brachte. Es war ihr egal.
    Erst nach einer Stunde hielt der Wagen an. Dieses Mal wartete der Mercedes nicht auf das Grün einer Ampel, sondern auf etwas anderes. Minuten vergingen, und nichts bewegte sich. Sie lag zusammengekrümmt im Kofferraum, ihr Körper wurde langsam taub, als würde er nach und nach absterben, und die Luft schien mit jedem Atemzug schwerer. Sie war froh um diese Benommenheit. Alles erschien fern und unwirklich. Als ob Nick noch irgendwo leben würde, sobald sie nichts mehr fühlte, sobald sie sich von ihrem Körper losgesagt hatte.
    Eine Tür öffnete sich, jemand stieg aus. Undeutliche Stimmen drangen zu ihr durch, dann wurde der Deckel des Kofferraums aufgerissen. Kalte Luft strömte herein und rüttelte ihren Verstand wach. Sie erzitterte.
    »Zufrieden?«, hörte sie Oleg fragen. »Was ist jetzt mit dem zweiten Teil unserer Vereinbarung?«
    »Der wird geringfügig geändert.«
    Ein Schuss tönte. Ein Körper sackte zu Boden, das Geräusch kam dumpf, weich, als wäre er im Gras gelandet.
    »Oleg, du bist doch schon lange genug dabei, um zu wissen, dass ein Todesurteil unumkehrbar ist.« Die tiefe, männliche Stimme klang beinahe freundlich. »Auch bei den Bullen hätten wir dich erwischt. Sei dem Deutschen dankbar, dass er dir noch ein paar Wochen dieses bezaubernden Frühlings geschenkt hat.«
    Er röchelte protestierend wie zu einer Antwort, bis ein zweiter Schuss jeden Widerspruch unterband.
    Atmen! Du kannst noch immer atmen.
    Sie brauchte einen Moment, bis sie es geschafft

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