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Im Netz des Verbrechens

Im Netz des Verbrechens

Titel: Im Netz des Verbrechens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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hatte, sich auf das Dantian zu konzentrieren und alle Gefühle, alle Gedanken vorbeiziehen lassen. Wer auch immer da stand und ihrer Verzweiflung zusah, er gönnte ihr diesen Moment.
    »Juna, wie schön, deine Gesellschaft wieder genießen zu dürfen.« Während alles in ihr in eine Schreckstarre fiel, erkannte sie endlich die so freundliche Stimme. Byk! Was hatte er vor? Sie zu Pawel zu bringen?
    Ohne Eile durchsuchte er sie und nahm ihr das Handy ab. Schließlich setzte er sich auf die Kante des Kofferraums und strich über den verrenkten Arm. »Du warst doch in diesem Mädchenlager. Erinnerst du dich noch an die Regeln, die meine Jungs dir dort beigebracht wurden?«
    Seine Hand war an den Fesseln um ihre Gelenke angelangt. Sie hatte so sehr an der Schlaufe gezerrt, dass das Plastik sich tief ins Fleisch gegraben hatte. Die aufgescheuerten Stellen taten weh, jede Bewegung und jede fremde Berührung.
    Er strich ihr über den kleinen Finger. »Anscheinend nicht mehr. Das ist schade. Aber keine Sorge, das haben wir gleich.«
    Im nächsten Moment packte er den Finger und riss ihn herum, bis es knackte, sie aufschrie und sich in ihren Fesseln aufbäumte.
    Erst nach einigen Minuten kam sie zu Besinnung.
    Schwer atmend, still und fast betäubt vor Schmerz lag sie da. Der Stoff des Sackes klebte an ihrem Gesicht. Sie glaubte, bei jedem Schnappen nach Luft Tränen und Schweiß einzuatmen.
    Den kleinen Finger konnte sie nicht mehr bewegen.
    Sie bekam mit, wie Byk sich über sie beugte und darauf pustete. Allein bei diesem Lufthauch wollte sie vor Schmerz wimmern.
    Byk richtete sich wieder auf. Das Auto ächzte unter seinem Gewicht. »Ich werde die Regeln wiederholen. Das tue ich nur dieses eine Mal. Also hör mir gut zu. Ich stelle die Fragen, und du beantwortest diese Fragen. Und so bringen wir das Ganze schnell hinter uns. Haben wir uns verstanden?«
    Er legte seine Hand auf ihren gebrochenen Finger. Der Schmerz jagte in einer neuen Welle in ihr Hirn. »Ja«, stieß sie hervor und erkannte ihre eigene Stimme kaum noch. Es war mehr ein Krächzen als ein Wort.
    »Wunderbar.« Er schlug den Kofferraum zu.
    Einige Minuten später setzte sich der Wagen wieder in Bewegung. Sie bemühte sich, ihre Finger nicht zu regen und damit nirgends anzustoßen. Doch der Wagen bremste hart oder beschleunigte, als hätte er allein die Absicht, sie hin und her zu werfen. Immer wieder wurde ihre Hand gegen etwas gedrückt und der Schmerz in ihrem Finger schien zu explodieren. Schon bald schmeckte sie nichts als Blut, so sehr hatte sie an ihrer Unterlippe herumgebissen, um nicht schreien zu müssen. Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, bis das Auto aufhörte, sie zu quälen. Der Deckel wurde aufgemacht.
    »Endhaltestelle«, verkündete Byk und warf sie aus dem Kofferraum direkt auf den Boden. Sie landete mit dem Gesicht nach unten, drehte den Kopf. Etwas Warmes floss aus ihrer Nase. Ihr wurde schlecht. Hier, an der frischen Luft, wurde ihr so übel, dass sie glaubte, sich gleich übergeben zu müssen.
    Byk durchtrennte die Fesseln an ihren Knöcheln und zog sie hoch. Der Boden schien zu schwanken, immer wieder gaben ihre Beine nach, doch ihr Peiniger hielt sie aufrecht. »Geh.«
    Er dirigierte sie über den Asphalt, zumindest fühlte es sich so an, dann war es … Holz? Sie wusste es nicht. Aus ihrer Nase strömte Blut, sie roch nichts anderes, und neben ihrem Ohr löschte Byks Schnaufen alle anderen Geräusche aus.
    »Stufen. Hoch mit dir.«
    Eine Treppe. Eine sehr schmale, steile Treppe. Aus Metall? Sie kämpfte um ihr Gleichgewicht, doch blind, gefesselt und auf schwachen Beinen war das ein Ding der Unmöglichkeit. Irgendwie hatte Byk es geschafft, sie trotzdem hochzuziehen. Ein paar Schritte gingen sie weiter, dann folgte eine weitere Anweisung: »Noch eine Treppe. Runter.«
    Er drückte ihren Kopf nach unten und manövrierte sie rein – wo auch immer es war. Sie wurde auf einen Stuhl niedergezwungen. Er hatte eine hohe, leicht gebogene Lehne, die ihren Rücken stützte, und einen gepolsterten Sitz. Mit offensichtlich geübten Griffen zurrte Byk ihre Hände an der Lehne, und die Füße an den Stuhlbeinen fest.
    Mit einem Ruck zog er den Sack von ihrem Kopf.
    Sie befand sich in einem recht winzigen Zimmer. Die schmalen Fenster an der Wand zu ihrer rechten waren verdunkelt. Oder es war bereits Nacht geworden. Byk ließ sich auf eine Couch in der Ecke nieder. Der Stuhl, auf dem sie saß, stand direkt vor ihm, anstelle eines

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