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Im Netz des Verbrechens

Im Netz des Verbrechens

Titel: Im Netz des Verbrechens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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nieder. Schelmisch blickte sie zu ihm auf, gespannt auf seine nächste Aktion. Ihre Artigkeit schien ihn für einen Moment aus dem Konzept gebracht zu haben. Nach einem kurzen Zögern nahm er ebenfalls Platz.
    Nun saß er direkt neben ihr.
    Der Schreibtisch war zu klein für sie beide. Sie spürte die Berührung seines Oberschenkels. Blieb sitzen. Ohne sich zu rühren. Dass sie völlig verloren die Brötchen angestarrt haben musste, bemerkte sie erst, als er ihr eins auf den Teller legte.
    Währenddessen erschien auf dem Monitor eine Seite mit zwei Fenstern, über denen jeweils ›Deutsch‹ und ›Russisch‹ stand. Sie grinste. Aha! Er rüstete technisch auf.
    Anscheinend wollte er mit etwas Leichtem beginnen, und doch erstickte die Frage jegliches Gefühl der Ungezwungenheit in ihr. Wie heißt du? , erschien im Russisch-Fenster.
    Oleg hatte ihm nicht gesagt, wer sie war, und verschwieg auch im Artikel ihren Namen. Juna Kutscherowa. Warum? Es zu verheimlichen, lohnte sich nur, wenn man wusste, wer ihr Vater war. Und selbst in Russland hatte sie die Tatsache, dass sie die Tochter eines Oligarchen war, der seit Jahren die Öffentlichkeit meidet und sich auch bei ihr nur für ihre gemeinsamen Taiji-Stunden blicken ließ, weitgehend geheim gehalten.
    Er tippte wieder. Schon während der Eingabe versuchte das Programm, ein paar Vorschläge zu unterbreiten: mich – ich – ich nenne … schließlich kam Mein Name ist Nick heraus.
    Sie könnte etwas erfinden. Schön ist auch der Name Grete , soll ihre Omi einst gesagt haben, als Mutter Juna zum ersten Mal vor ihrer Tür abgeliefert hatte, und reimt sich auf die Rote Bete.
    »Juna«, sagte sie. »Juna.« Selbst überrascht darüber, dass sie ihm die Wahrheit verraten hatte.
    Er lächelte ihr zu, dankbar für das bisschen Vertrauen. »Juna«, wiederholte er sanft, und prompt gab es noch etwas, was sie an ihm mochte – wie er ihren Namen sagte.
    Er wusste tatsächlich nicht, wer sie war. Oder zeigte es mit keiner Regung. Sie nahm das Brötchen und biss ein Stück ab. Es schmeckte lecker, auch wenn ganz anders als das weiche Weißbrot daheim, das man mit Butter bestrich und zum Tee aß.
    Ich möchte dir helfen , erschien im Fenster.
    Sie schmunzelte und tippte: Kauen kann ich noch alleine. Auch wenn ihr Gesicht noch von Schlägen schmerzte und sich aufgedunsen anfühlte. Sie wollte sich lieber nicht zu bildlich ausmalen, wie sie aussah. Ich kann mich noch kauen selbst , übersetzte das Programm. Sie verschluckte sich und hoffte inständig, dass es sich nicht zu sehr nach einem Lachanfall anhörte. So verunglückt hatten ihre deutschen Sätze nicht einmal in der dritten Klasse ausgesehen, in der sie mit der Fremdsprache angefangen hatte.
    Er hob eine Augenbraue. Sein Blick wanderte vom Monitor zu ihr und wieder zurück. »Dann bin ich ja beruhigt«, murmelte er und nahm sich ebenfalls ein Brötchen. Er legte es auf seinen Teller neben dem ihren und machte die nächste Eingabe. Dieses Mal etwas Längeres. Sie beobachtete, wie seine feingliedrigen Finger über die Tastatur flogen, lauschte dem Klacken der Tasten, das ihr so seltsam friedlich vorkam. Sie fragte sich, ob er Klavier spielte. Oder irgendein anderes Instrument.
    Bei der Übersetzung zeigte sich das Programm von seiner kreativsten Seite: Sie erhalten in große Schwierigkeiten. Ein sehr schlauer Mensch will etwas von Ihnen. Denn dieser Mann, Sie haben eine große Bedeutung. Seine Menschen sind für Sie suchen. Ich möchte Ihnen zu helfen. Aber dafür muss ich alles wissen.
    Verstohlen schielte sie auf den deutschen Text, der bei Weitem mehr Sinn ergab.
    Sie biss wieder von ihrem Brötchen ab und legte es beiseite. Schwierigkeiten. Ja, sie steckte tief drin. So viel war ihr klar. Und dass jemand von der ungemütlichen Sorte ihr an die Pelle wollte, auch. Wer war aber dieser ›sehr schlaue Mensch‹? Oleg? Gib’s zu, die Vorstellung, dass ein furchtloser Chauffeur sich gegen seinen Chef auflehnt, um ein Mädchen zu retten, gefällt dir. Aber so schön war das Leben nicht. Vor allem nicht ihres.
    Warum sollte ich dir vertrauen? , gab sie in das Programm ein. Die Übersetzung fiel außergewöhnlich wahrheitsgetreu aus.
    »Eine berechtigte Frage.« Er lehnte sich zurück, nahm ihr Brötchen und zupfte ein Stückchen ab. Meins! , wollte sie im ersten Moment ausrufen und erwischte glücklicherweise doch noch rechtzeitig ihre Zunge mit den Zähnen. Provozierte er sie absichtlich, damit sie sich verriet? Clever.
    Er kaute

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