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Im Netz des Verbrechens

Im Netz des Verbrechens

Titel: Im Netz des Verbrechens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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reichte ihr das Telefon. »Möchtest du vielleicht selbst ein paar Worte sagen?«
    Zögernd nahm sie das Handy und hörte in die Stille am anderen Ende hinein. War es überhaupt die Mailbox ihres Vaters?
    Paschik lächelte ihr aufmunternd zu.
    Sie räusperte sich. »Ich bin’s Juna. Ich habe gehört, du bist meinetwegen nach Deutschland gekommen. Tut mir leid, dass … ich nicht auf dich gehört habe, als du …«
    Mit spitzen Fingern nahm Paschik ihr das Telefon weg. »Ich melde mich noch einmal später«, sagte er leise, aber bestimmt. »Machen Sie sich keine Sorgen. Bis dann.« Er legte auf. »Am besten, du bleibst hier, solange die Gefahr noch nicht gebannt ist. Sie könnten dich noch suchen, weißt du?«
    »Woher kennst du meinen Vater?«
    Er steckte das Handy in die Innentasche seines Sakkos und fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. »Hör zu, es war ein langer Tag. Lass uns morgen weitersprechen. Dein Vater und ich werden uns um alles kümmern. Hier bist du erst einmal in Sicherheit.« Er schob seine Hand unter ihr Haar und fuhr ihren Nacken entlang. Sie wollte sich ihm entwinden, doch er hielt sie fest. »Ich bringe dich jetzt auf dein Zimmer, dort kannst du dich ausruhen.«
    »Mein Zimmer? Hast du einen Club oder ein Hotel?«
    »Ich habe, was du brauchst, Juna. Was du brauchst. Du solltest dich wirklich ausruhen. Morgen ist auch noch ein Tag.«
    Sie wich zur Seite, doch Pawel schob sie mit seiner sachte drängenden Hand aus dem Büro. Er geleitete sie bis zu ihrem Zimmer, wo er sie mit einem beiläufigen ›Erhol dich gut‹ allein ließ.
    Es war geräumig und anscheinend schallisoliert, denn vom Tumult des Clubs war nichts zu hören. Die Einrichtung mutete tatsächlich wie in einem Hotel an: ein großes Doppelbett mit weißen und bordeauxroten Laken, ein Spiegel, ein schmaler Schrank. Dennoch hinterließ die Einrichtung einen schalen Beigeschmack. Eine weitere Tür führte in ein kleines Bad. Juna entledigte sich des Kleides und kroch ins Bett. Wenn sie schon einmal hier war, konnte sie sich tatsächlich etwas ausruhen. Wie müde sie war, merkte sie erst jetzt. Eigentlich mochte sie sich gar nicht mehr bewegen, nur daliegen und an die Decke starren. Und nachdenken.
    Ihre Gedanken suchten einen Anfangspunkt und fanden ihn in Russland. Paschik war unglaublich attraktiv gewesen, damals in Sankt Petersburg. Seine Jeans und den Pullover trug er mit einer lässigen Eleganz. Und mit welch unglaublicher Melancholie konnte er Jessenins Gedichte vortragen! Besonders in weichem, nächtlichem Schneefall vor dem ewigen Feuer des Marsfeldes.
    Hand und Wort? Nein, lass – wozu noch reden?
    Gräm dich nicht und werd mir nicht so fahl.
    Sterben –, nun, ich weiß, das hat es schon gegeben;
    doch: auch Leben gab’s ja schon einmal.
    Genau eine Stunde, nachdem Jessenin diese Zeilen für seinen Freund niedergeschrieben hatte, nahm der Dichter sich das Leben. Nach einer Stunde, als Paschik es ihr vorgetragen hatte, machte sie mit ihm Schluss. Per SMS . Ebenfalls mit einem Jessenin-Zitat:
    Die Sonne – nie kannst du sie singen.
    Du siehst vom Fenster nicht das Paradies.
    Die Mühle mag die Flügel schwingen –
    auf in den Himmel fliegt sie nie.

12
    Völlig gerädert und mit schwerem Kopf wachte Juna auf. Das Barbie-Kleid war verschwunden, stattdessen fand sie auf dem Sessel neben dem Bett einen Satz Unterwäsche, eine Cordhose und eine Tunika-Bluse. Bequem und zweckmäßig, so, wie sie es mochte. Als würde Paschik alles daran setzen, ihn zu zeigen, wie gut er sie kannte und verstand. Nur war es ein bisschen schade um das verrückte Kleid.
    Sie duschte sich, trocknete die Haare mit einem Handtuch ab und schlüpfte in die frischen Sachen. Das feuchte Haar durchnässte den Stoff und klebte an ihrer Haut. Sie neigte den Kopf leicht nach vorne. Für einen Moment hielt sie inne, ohne sich genau erklären zu können, warum. Die Erinnerung an Nicks Berührung, wie er ihre feuchten Strähnen zur Seite streifte und mit den warmen Fingern zärtlich ihren Nacken entlangfuhr … Ihre Brustwarzen zogen sich zusammen, sie legte die Hände darüber und drückte fest zu. Nein, das war zu viel, eindeutig zu viel.
    Immerhin fühlte sie sich erfrischt genug, um Paschik gegenüberzutreten und ihm ein paar Antworten abzuverlangen, doch nach einem kurzen Raumcheck stellte sie fest, dass ihre Riemchensandalen fehlten. Also keine Schuhe. Damit sie nicht weglaufen konnte? Sollte Paschik sie tatsächlich gut kennen, würde er wissen, dass

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