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Im Netz des Verbrechens

Im Netz des Verbrechens

Titel: Im Netz des Verbrechens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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Tablett herein, das er auf das Bett stellte, bevor er sich schweigend auf seinen Posten verzog.
    Juna nahm den Becher mit dem Tee und nippte daran. Er schmeckte viel zu stark, daran vermochte nicht einmal die Kondensmilch etwas zu ändern.
    Endlich kam Pyschka aus dem Bad und kletterte zu ihr auf das Bett. »Mmhhhh. Wie das duftet! Oh. Was ist denn das?«
    Juna warf einen Blick auf die abgedeckten Teller. »Weiß nicht.« Sie lächelte ihrer Freundin zu. »Sicher lecker!«
    »Nein, warte, ich meine: das da!«
    Mit ihrem neonpink lackierten Zeigefinger deutete sie auf den Rand des Tabletts. Ein aus Zeitungspapier gefalteter Kranich klemmte unter einem Abdeckteller. Mit einem Ruck griff Juna danach. Der heiße Tee schwappte aus ihrer Tasse über Pyschkas Hand. Ihre Freundin keuchte auf, sprang vom Bett und hastete ins Bad.
    Mit den Fingern, die ihr kaum gehorchen wollten, faltete Juna das Papier auseinander. Etwas in ihr vibrierte, vibrierte so stark, dass die Buchstaben vor ihren Augen hoch und runter zu springen schienen.
    Eine Schlagzeile.
    Der verheerende Brand in der Präsidenten-Suite des Plaza Hotels wirft Rätsel auf.
    Darunter, etwas kleiner: Drei Menschen sind tot. Die Opfer müssen noch identifiziert werden.
    Zu spät. Ihr Vater hatte die Warnung nicht mehr bekommen.

15
    Ihr Vater … tot?
    Der Meister kam in diese Welt, als seine Zeit da war, hatte Tschuangtse einst über das Ableben von Laotse geschrieben. Der Meister ging aus dieser Welt, als seine Zeit erfüllt war. Wer auf seine Zeit wartet und der Erfüllung harrt, über den haben Freude und Trauer keine Macht mehr. Wie passend, dass ausgerechnet diese Zeilen ihr in den Sinn kamen. Lau Dan war gestorben. Tsin Schi ging hin, um sein Beileid zu bezeugen. Er stieß drei Klagelaute aus und kam wieder heraus. Das würde ihr Vater von ihr erwarten, drei Klagelaute, mehr nicht.
    Sie hatte keinen Vater mehr. Sie hatte nie einen gehabt. Bis ihre Mutter ihn damals zu ihr gebracht hatte, hatte seine Abwesenheit ihr auch nichts ausgemacht. Während der unregelmäßigen Treffen, in denen er sie ans Taiji geführt hatte, hatte sie ihn Lehrer genannt. Er verlangte Gehorsamkeit und Gleichmut, er erklärte, man finde den inneren Frieden nur, wenn man alle Menschen auf Distanz und die Gefühle auf Sparflamme halte.
    Ihr Vater. Tot.
    » Was wir ein Ende nehmen sehen, ist nur das Brennholz«, flüsterte sie ihm in Gedanken zu . Er würde Gefallen an diesen Worten finden, wo auch immer er jetzt war. » Das Feuer brennt weiter. Wir erkennen nicht, dass es aufhört.«
    »Was redest du da?«, rief Pyschka aus dem Bad. »Nun mach es doch nicht so spannend! Weswegen hast du mich mit dem Tee verbrüht?«
    Juna stieg aus dem Bett, darauf bedacht, das Tablett nicht umzuwerfen, kam heran und lehnte sich an den Türrahmen zum Bad. Mit leichten, schwungvollen Bewegungen zeichnete Pyschka die Wimpern mit Tusche nach. Im Spiegel suchte sie den Blick ihrer Freundin, beobachtete stumm, wie die Wimpern immer schwerer von den vielen Farbschichten wurden.
    »Was ist denn los? Sag schon!« Pyschkas etwas pausbackige Züge, die sonst so sehr einem Gesicht aus einem liebevoll gezeichneten Märchen-Machwerk des Moskauer Sojusmultfilm -Studios glichen, wirkten unförmig und schlaff. Das Rouge lag fleckig auf der blassen Haut. Mit dem ganzen Make-up erinnerte Pyschka an eine Matrjoschka , die von zu vielen Touristenhänden begrapscht worden war.
    Der Gedanke versetzte ihr einen Stich. Von welchen Händen dieses Mädchen bereits begrapscht worden war, wollte sie sich nicht einmal vorstellen. Ihre tapfere Pyschka, die es geschafft hatte, das Unerträgliche zu ertragen.
    »Ju-nah! Rede mit mir.«
    »Es ist Pawel.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Ich will wissen, welche Ziele er verfolgt. Wie gut kennen wir ihn eigentlich?«
    »Wie gut wir ihn kennen? Ach, was für eine Frage!« Mit einem roten Lippenstift betonte Pyschka die Lippen, drückte sie fest aneinander und bot ihr Gesicht dem Glanz des Spiegels dar, nach bester Marilyn-Monroe-Manier. »Was dich angeht: nur drei Wochen und sechzehn Quickies lang. Stimmt’s? Meine Güte! Er will uns doch nur helfen!«
    »Sieh dich doch mal um!« Sie kam näher heran und drehte das Wasser ab, das die ganze Zeit lief. In ihrer Petersburger Wohnung hatte Pyschka keinen Zähler und vertrat die Ansicht, sie könne das Wasser ruhig auch verbrauchen, für das sie jeden Monat so hohe Pauschal-Summen ausgab. »Was glaubst du eigentlich, wo wir hier sind? Denkst du, das

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